Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Sieh nach, was du an Brennbarem finden kannst.«
    Also nahm ich den Stum m el ihrer Fackel und machte m i ch auf die Suche nach Feuerholz. Als ich mit einigen ar m seligen Holzstücken z u rückkehrte, waren die Mitglieder des ersten Suchtrupps zurückgekehrt. Sie wa r e n rasch ans Ende ihrer Mögli c hkeiten gestoßen und hatten auch ihren Vorrat an Fackeln verbraucht. Sie waren in der Hoffnung zurückgekommen, andere hätten m ehr Glück gehabt.
    Als der zweite Trupp kurz danach auftauchte, ent m utigte m i ch das noch mehr. Bei ihm befand sich eine Gruppe von siebzehn Menschen, denen die Kundschafter bei ihrer Wanderung durch das Labyrinth begegnet waren. Diesen siebzehn »gehörte« der Teil der Stadt, i n der unser Trupp auf sie gestoßen war. Sie hatten schon vor Tagen entdeckt, dass die oberen Stockwerke dieses ganzen Bezirks eingestürzt waren. In all den Tagen, die sie durch ihr »Revier« gestreift waren, hatten die Wege immer nur geradeaus oder nach unten g e führt. J e de weitere Erkundung in d i eser Richtung würde mehr Fackeln verbrauchen, als wir zur Zeit h a tten.
     Unser Vorrat an Feuerholz f ü r das Signa l feuer schwand rasch, und wir fanden kaum noch etwas in den geplünderten Räumen, das wir als Fackeln nutzen konnten. Hunger und Durst setzten vielen von uns bereits heftig zu. Und schon bald würden wir uns m it einem noch bedrohlicheren Mangel auseinander setzen m ü ssen. Soba l d das Feuer erlosch, würde u n s völlige Dunkelheit umgeben. Wenn ich überhaupt daran zu denken wagte, hämmerte mein Herz, und ich hatte Angst, in Ohnmacht zu fal l en. Es war schon schwer genug, m ich vor der allgegenwärtigen Kunst der Stadt zu schützen. U m gab uns erst einmal ihre Finstern i s , dann würde ich der m a gischen Verlockung nachgeben, das wusste ich.
    Ich war jedoch nicht die Ein z ige, die das erkannte. Stillschweigend ließen wir das Feuer herunte r brennen, bis es etwas kleiner geworden war. Von dem Schlam m s tro m , der von der großen Treppe herabk r och, wehten Feuchtigkeit und Kälte zu uns herüber. D i e Leute sch m iegten sich aneinander, sowohl um sich zu wä r men, als auch u m sich Trost zu spenden. Ich fürch t ete den M o ment, an d e m z u m ersten Mal das Wasser an m einen Füßen lecken würde. Was würde uns wohl zuerst überwältigen? Die totale Finsternis oder der Schlamm?
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis die dritte Gruppe zu uns zurückkehrte. Sie hatten drei Treppenhäuser gefunden, die nach oben führt e n. Aber alle waren weit vor der Oberfläche zusammengebrochen. Und a u ch der Zustand des Korridors hatte sich m it jedem Schritt immer weiter verschlechtert. Schon b a ld waren sie durch flache Pfützen gegangen, und der Geruch nach feuchter Erde hatte
     sie fast überwältigt. Als ihre Fackeln beinah erloschen waren und das Wasser ihnen bis zu den Knien reichte, waren sie u m gekehrt. Retyo und Tremartin waren ebenfalls m it dieser Gruppe aufgebroche n . Es m o chte selbstsüchtig sein, aber ich war froh, i hn wieder an meiner Seite zu wissen. Auch wenn das bed e utete, dass unsere Hoffnungen jetzt nur noch auf dem vie r ten und letzten Suchtrupp ruhten.
    Retyo wollte Carl m in aus seiner Ben o mmenheit schütteln. »Welchen Nutzen hätte das?«, fragte ich ihn.
    »Soll er i n die Dunkelheit starren und ver z weifeln? Lass ihn träumen, Retyo. Wenigstens scheint er keine Alpträume zu haben. Wenn wir es m it ihm ans Tageslicht schaffen, wecke ich ihn und versuche, ihn aus seinen Träu me n zurückzuholen. Bis dahin la sse ich ihn in Frieden.« Ich saß da, Retyos Arm um m i ch geschlungen, und dachte an Petrus und mei n en früheren Ehemann jathan. Er hatte eine kluge Entsc h eidung getroffen. Auf eine seltsa m e Art war ich ihm sog a r dankbar, weil er nicht zugelassen hatte, dass ich das Leben unserer beider Söhne opferte. Ich hoffte, dass Petrus und er sicher die Küste erreichten und sch l ießlich n ach Ja ma illia zurückkehren konnten. Dann würde wenigstens eines meiner Kinder das Erwachsenenalter erreichen.
    So warteten wir, während unsere Hoffnungen m it unserem Feuerholz schwand e n. Unsere Männer m u ssten sich immer weiter in die Dun k elheit wagen, um Nachschub zu holen. Schließlich hob Retyo seine Stimme. »Entweder suchen sie noch und hoffen einen Ausweg zu finden, oder sie haben bereits einen gefun d en und zuviel Furcht, zu uns zurückzukehren. In beiden Fällen gewinnen wir nichts, wenn wir hier sitzen bleib e n. Gehen wir ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher