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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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Zurückbleibenden m it diesem Pakt, dass wir das Feuer am Leben erhalten, so gut wir können. Falls ihr keinen Ausweg entdeckt, könnt ih r so zu uns und dem Licht zurüc k gelangen und einen neuen Versuch wagen.« Er m u sterte sorgfältig die Gesichter, die sich zum ihm emporreckten. »Aus d i esem Grund wird jeder, der geht, alle Schätze zurücklass e n, die er gefunden hat. Das er m utigt jeden, der einen Ausweg gefunden hat, zu uns zurückzukehren. W enn nicht aus Treue, da n n eben zu seinem Vorteil.«
    Ich hätte nicht gewagt, die a n deren so auf die Probe zu stellen, denn ich begriff sofort, was Retyo vorhatte. Die aufgehäuften Reichtümer würden denen, die zurückbleiben und das Feuer hüten m u ssten, Mut spenden und gleichzeitig jedem, der ei n e n Ausweg fand, den Anreiz g e ben, zu uns und seinem Schatz zurückzukehren. Einige widersprachen und bestanden darau f , ihre Schätze mitzuneh m en.
    »Tut das«, erwiderte Retyo g e lassen. »Aber bedenkt wohl, wofür ihr euch entschieden habt. Niemand von d e nen, die hier zurückbleiben, schuldet euch noch Hilfe. Solltet ihr wiederkommen und das Feuer v e rlassen und erloschen vorfinden, hofft nicht, dass wir zu euch zurückkehren, falls wir einen Ausweg finden.«
    Drei M ä n n er, die s c hwer an ihrer Beu t e trugen, traten zur Seite und begannen einen h itzigen Streit untereinander. In der Zw i schenzeit t rafen weit e re Versprengte in der Halle ein und wurden rasch von dem Pakt in Kenntnis gesetzt. Diese Me nschen hatten bereits vergeblich nach einem Ausweg gesucht und erklärten sich ohne zu zaudern m it den Bedingungen einverstand e n. Jemand äußerte die Hoffnung, dass viel le icht der Rest unserer Co m p anie uns ausgraben könnte. Seinen verzweifelten Worten antworteten wir anderen m it Schweigen, währe n d wir an die vielen Treppen dachten, die wir bis zu dieser Halle hinabgestiegen waren, und uns die Masse von S c hlamm und Erde vorstellten, die sich zwisc h en uns und der Außenwelt befinden musste. Keiner s agte ein Wort. Als sich schließlich alle bereit erklärt hatten, Retyos Vorschlag anzunehmen, zählten wir durch. Wir waren zweiundfünfzig sch m utzige und erschöpfte Fr a uen, Männer und Kinder.
    Vier Trupps machten sich a u f den Weg. Sie nahmen d e n größten Teil unseres Feuerho l zes m it, aus dem wir rasch Fackeln improvisiert hatten. B e vor sie g i ngen, beteten wir, aber ich bezweifelte, dass uns Sa so tief unter der Erde und so weit vom heiligen Jamaillia entfernt hören konnte. Ich blieb bei meinem Sohn und kümmerte m i ch um das Feuer. Wir wechselten uns ab, streiften durch die nächstgelegenen Räume und schlepp t en alles m it, was brennen m ochte. Die Schatzsucher hatten bereits das meiste Brennbare verbraucht, das leichter zu tragen war, aber wir fanden noch einiges, von massiven Tischen, die wir m it acht Leuten tragen mussten, bis hin zu zerbrochenen und verrotteten Stühlen und Vorhangfetzen.
    Die meisten Kinder waren am Feuer gebli e ben. Außer meinem Sohn und Chellias Töchtern gab es noch vier weitere Kinder. Wir erzählten ihnen abwechselnd Geschichten oder sangen ihn e n Lieder vor und versu c hten, ihre Gedanken vor den Geistern zu beschützen, die immer näher rückten, je weiter un s er kleines Feuer herunterbrannte. Wir trauerten jedem Stück Holz nach, das wir in die Flammen warfen.
    Trotz unserer Mühe glitt ein Kind nach dem anderen in die Träume der versunkenen S t adt hinüber. Ich schüttelte Carl m in und kniff ihn sogar, aber ich br a c hte es nicht über m i ch, ihn so grob zu m isshandeln, dass ich ihn aus diesen Träu me n reißen konnte. Denn die Geister zupf te n auch längst an me inem Verstand, bis m ir die fernen Unterhaltungen in einer unbekannten Sprache deutlicher im Ohr klangen als das verzweifelte Murmeln der anderen Frauen. Ich döste ein und kam mit ein e m Ruck zu m ir, als das erlöschende Feuer mich zu me in en Pflichten rief.
    »Vielleic h t ist es bar m her z i g er, z u zulassen, dass die Kinder sich in den Tod trä u m en«, meinte eine Frau, während sie m ir half, das Ende eines schweren Tisches in die Flammen zu schieben. Sie holte tief Luft. » V ielleicht sollten wir alle zu der sch w arzen Wa n d gehen und uns dagegen lehnen.«
    Die Idee war verlockender, als ich zugeben mochte. Chellia kehrte von ihrer Hol z suche zurück. »Ich glaube, wir verbrennen mehr Holz auf dem Weg, als wir zurückbringen«, sag t e sie zu m ir. »Ich bleibe eine Weile bei den Kindern.
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