Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
ihren Besitzanspruch an der Tür und schrieben wüste Drohungen g e gen Diebe darunter. Für m i ch war das verrückt, denn i c h hätte jedes Juwel dieser Stadt begeistert dafür hingeg e ben, einfach nur das Tageslicht wiedersehen zu dürfen. Danach gingen wir weiter.
    Schließlich erreichten wir die Halle mit der Drachenfrau-Statue. Wir erkannten sie mehr an den Echos als an dem Anblick, den d a s unzulängliche Licht unserer Fackel
     uns gewährte. In der Mitte der Halle glomm noch ein kleines Feuer, um das sich einige hilflose Me nschen versammelt hatten. Wir legten von unserem Holz nach, da m it die Fla m en wieder aufloderten. Ihr Schein zog no c h andere Menschen an, und zusätzlich riefen wir laut, falls uns jemand hören konnte. Schon bald u m ringten etwa dreißig sch m utzige und erschöpfte Menschen unser kleines Signalfeuer. Das Licht der Flammen flackerte über verängstigte Mienen, ma s k enhafte Gesichter. Vie l e u m klammerten noch immer kra m pfhaft ihre Beute und beäugten die anderen m isstrauisch. Dieser Anblick war beinah noch beängs t igender a l s der Sch l amm, der langsam von der Treppe auf uns zukroch. Er war schwer und dick und quoll unaufhal t sam herunter. Unser Versam m lungsplatz würde uns nicht mehr lan g e Schutz b ieten.
    Wir waren eine jämmerliche Gruppe. Einige dieser Leute waren Lords und Ladys gewesen, andere Taschendiebe und Huren, doch dieser Ort m a chte uns alle gleich, und wir sahen uns als das, w a s wir waren: ein Fähnlein Verzweifelter, die vollkommen aufeinander angewiesen waren. Wir hatten uns am Fuß der Statue versammelt. Jetzt stieg Retyo auf den Schwanz d e s Drachen. »Leise!«, befahl er. »Hört!«
    Unser Ge m u rmel verebbte. Wir hörten das Knistern unseres Feuers und dann das ferne Ächzen von Holz und Steinen und das Tröpfeln u nd Sickern des wässrigen Schlammes. Es waren Furcht e inflößende Geräusche, und ich fragte m ich, warum Retyo uns anhielt, ihnen zu lauschen. Als er wieder sprach, war seine Stimme ei n e Wohltat, denn sie verdrängte das bedroh l ichen Stöhnen der wankenden Wände.
    »Wir dürfen keine Zeit m it Gedanken an Schätze oder Diebe verschwenden. Das Einz i g e, was w i r aus dieser Stadt retten können, ist unser Leben. Vielleicht. Und auch nur dann, wenn wir alles, was wir über die Stadt wissen, austauschen, da m it wir k e ine Zeit da m it vergeuden, Korridore zu erforschen, die nirgendwohin führen. Sind wir uns soweit alle einig?«
    Schweigen antwor te te seinen Worten. Dann erhob ein sch m utziger, bärtiger Mann s e ine Stimme. »Meine Kameraden und ich erheben Anspruch auf den Korridor, der vom westlichen Bogen a b geht. Wir haben ihn jetzt seit Tagen erforscht. Von dort führen n i rgendwo Treppen hinauf, und der Hauptkorr i dor ist am Ende zusamme n gebrochen.«
    Es wa r e n zwar niederschme t ternde Nachrichten, aber Retyo ließ uns keine Zeit, l a nge darüber nachzugrübeln.
    »Gut. Noch je m a nd?«
    Einige traten unbehaglich hin und her.
    Sehr ernst sprach Retyo weiter. »Ihr denkt im me r noch an Beute und Gehei m nisse. L a sst diese Gedanken fahren, oder aber geht m it ihnen unter. Ich suche nur einen Weg nach draußen. Von Bedeutung sind auss c hließlich Treppen, die nach oben führen. Kennt jemand von euch eine?«
    Schließlich antwortete ihm ein Mann, wenn auch zögernd. »Es gibt zwei Treppen im Ostflügel. Aber … eine Wand hat nachgegeben, als wir dort eine Tür aufgestemmt haben. Wir können nicht me hr dorthin ge la ngen.«
     Das Schweigen vertiefte sich, und selbst das Licht unseres Feuers schien schwächer zu werden.
    »Das macht die Sache ein f acher«, erklärte Retyo ausdruckslos. »Wir m üssen weniger Korridore absuchen. Wir bild e n zwei Suchtrupps, beide groß genug, da m it sie sich an jeder Kreuzung teilen können. Auf ihrer Suche markieren sie ihren Weg. Ins p iziert jede offene Kammer, an der ihr vorbeikommt, und haltet Ausschau nach einer Treppe, die nach oben führt. Das ist zweifellos der einzige Ausweg. Markiert sorgsam jed e n Pfad, an dem ihr abbiegt, denn nur so f i ndet i h r zu uns zurück.« Er räusperte sich.
    »Ich brauche euch j a wohl n i cht zu warnen. Wenn sich ei n e Tür nicht leicht öffnen lässt, lasst von ihr ab.
    Wir werden einen Pakt abschließen, und der sieht folgendermaßen au s : Jeder, d e r einen Ausweg findet, m uss sein Leben daransetzen, um zurückzukommen und uns andere hinauszuführen. Denjenigen, die sich auf die Suche begeben, garantieren wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher