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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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falls irgendwas passierte – wenngleich ihm weder das eine noch das andere in der Vergangenheit treue Dienste geleistet hatte, wie er sich ohne Genugtuung ins Gedächtnis rief. Und was sollte das mit dem Schmetterlingsnetz …?
    Das Schmetterlingsnetz. Er hatte es noch nicht besorgt.
    Er warf einen raschen Blick auf seine Uhr und trommelte gegen die Trennscheibe, als das Taxi gerade Cambridge Circus umfuhr, um anschließend in die Charing Cross Road einzubiegen.
    »Regent Street«, sagte er. Das Taxi fuhr ganz um den Kreisverkehr und dann die Shaftesbury Avenue hinunter.
    Ein nachfolgendes Taxi änderte seine Route ebenso.
    Das Kaufhaus auf der Regent Street, das Geoffrey Vintner schließlich auswählte, weil ihm die Wahrscheinlichkeit, daß es Schmetterlingsnetze führte, dort am größten erschien, war erstaunlich leer, und Verkäufer ergingen sich ebenso wie Kunden in mittäglicher Lethargie. Von seiner Einrichtung her erweckte es den Eindruck, als sollte jedes offensichtliche Eingeständnis seiner Funktion bewußt vermieden werden. Bilder hingen an den Wänden, überflüssige Möbel und dicke vergoldete Putten standen herum, während irgendwelche symbolträchtigen Figuren, die sich so kerzengerade hielten wie Pommersche Grenadiere, mit dem Rücken lässig die Enden der Treppengeländer abstützten. Bevor Geoffrey hineinging, kaufte er noch rasch eine Zeitung, weil er sich dachte, die Presse müßte inzwischen davon erfahren haben, falls in Tolnbridge ein Bandenkrieg tobte. Doch die »Schlacht um England« beherrschte nach wie vor die Schlagzeilen, und nachdem er mit zwei Leuten zusammengestoßen war, während er die kleineren Meldungen überflog, verschob er weitere Nachforschungen auf später.
    Eine riesige Tafel, die anzeigte, wo sich die verschiedenen Abteilungen befanden, erwies sich im Hinblick auf Schmetterlingsnetze als nutzlos, daher begab er sich zur Information. Wozu Fen so etwas wie ein Schmetterlingsnetz brauchte, überstieg Geoffreys Vorstellungsvermögen. Einen Augenblick lang hatte er die verrückte Vision vor Augen, wie sie beide in den Sümpfen von Devon nach Insekten jagten, und er warf erneut einen diesmal noch skeptischeren Blick auf das Telegramm. Aber nein; es war beim besten Willen kein Irrtum; und Fen war durchaus zuzutrauen, daß er seine plötzliche Vorliebe für Schmetterlingskunde entdeckt hatte.
    Schmetterlingsnetze, so erfuhr er, gab es entweder in der Kinder- oder in der Sportabteilung, die zum Glück beide auf derselben Etage lagen. Er musterte die junge Fahrstuhlführerin mit professionell mißtrauischer Miene, als sie die Gittertür hinter ihm schloß, und handelte sich dafür einen betont ungehaltenen Blick ein (»dem hab ich’s gegeben«, vertraute sie später einer Freundin an). Daraufhin vertiefte er sich rasch wieder in seine Zeitung, und während er durch das Gebäude nach oben getragen wurde, entdeckte und las er folgendes:
    MUSIKER ÜBERFALLEN
    Die Polizei hat bislang noch keine Hinweise auf die Identität des Täters, der Dr. Denis Brook, Organist in der Kathedrale von Tolnbridge, vorgestern abend auf dem Heimweg überfallen und bewußtlos geschlagen hat.
    Geoffrey verfluchte die Zeitung wegen fehlender Einzelheiten, Fen wegen seiner Übertreibung und sich selbst, weil er sich überhaupt in die Sache hatte hineinziehen lassen. Nachdem er sein stilles Ritual von Racheschwüren beendet hatte, kratzte er sich mißmutig die Nase; irgend etwas war jedenfalls im Gange. Aber was war mit dem zweiten Organisten? Vermutlich hatte der auch einen Schlag auf den Kopf bekommen.
    Der Fahrstuhl kam scheppernd zum Stehen, und Geoffrey wurde unversehens mitten in ein kunterbuntes Sammelsurium von Sportartikeln befördert, in dem nur ein einziger dicklicher, rotgesichtiger, junger Verkäufer residierte, der so niedergeschlagen und trostlos vor sich hin starrte wie Priamos inmitten der Ruinen von Troja.
    »Ist Ihnen schon mal aufgefallen«, sagte er bedrückt, als Geoffrey näher kam, »daß Sportgeräte nie eine anständige, symmetrische Form haben? Man kann sie einfach nicht ordentlich stapeln wie Kisten oder Bücher – irgendwelche kleinen Teile ragen immer an allen Seiten heraus. Rollschuhe sind am schlimmsten.« Sein Tonfall wurde tiefer, was seine besondere Abscheu vor diesen unpraktischen Objekten andeutete. »Und Fußbälle rollen vom Regal, sobald man sie drauflegt, und über Skier stolpert man unweigerlich, und kaum hat man einen Krikketschläger an die Wand gelehnt, kippt er
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