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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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verschwunden.
    »Ich weiß, was los ist«, sagte der junge Mann. »Sie trauen mir nicht. Und das mit Recht. Ein Mann in Ihrer Lage sollte niemandem trauen. Aber ich bin in Ordnung, wissen Sie; habe schließlich verhindert, daß Sie sich eine Beule so groß wie ein Osterei eingefangen haben.« Er wischte sich über die Stirn und lockerte seinen Hemdkragen. »Mein Name ist Fielding – Henry Fielding.«
    Geoffrey ließ sich ohne Begeisterung zu einem zweitklassigen Kalauer hinreißen. »Doch nicht etwa der Autor von Tom Jones ?« Er bedauerte ihn, sobald er ihm über die Lippen gekommen war.
    » Tom Jones ? Nie gehört. Ein Buch, nicht? Komme kaum zum Lesen. Und Sie?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, ich habe mich vorgestellt, daher dachte ich, Sie –«
    »Oh ja, natürlich, Geoffrey Vintner. Und ich muß Ihnen danken, daß Sie vorhin so geistesgegenwärtig reagiert haben; der Himmel weiß, was mit mir passiert wäre, wenn Sie nicht eingegriffen hätten.«
    »Ich auch.«
    »Was meinen Sie – Oh, verstehe. Aber jetzt denke ich, na ja, daß wir eigentlich hätten bleiben und mit der Polizei sprechen sollen. Daß wir wie zwei Schuljungen getürmt sind, die Äpfel aus Nachbars Garten geklaut haben, ist ja gut und schön, aber man sollte doch gewisse Anstandsregeln einhalten.« Plötzlich fand Geoffrey diesen Gedankengang irgendwie müßig. »Andererseits muß ich schließlich meinen Zug kriegen.«
    »Und unser Freund«, sagte Fielding, »hat vermutlich versucht, Sie davon abzuhalten. Womit wir wieder bei der Frage wären, worum es denn nun eigentlich ging.« Er wischte sich wieder die Stirn.
    Geoffrey jedoch war mit den Gedanken schon woanders und sinnierte träge über eine Passacaglia und Fuge nach, die er für Neujahr komponieren sollte. Er kam nicht gut voran, und die Unterbrechung, die seine gegenwärtige Mission bedeutete, war wahrscheinlich auch nicht gerade förderlich. Aber nicht einmal die Aussicht, in Vergessenheit zu geraten, hindert einen Komponisten daran, verzweifelt und obsessiv über seine Werke nachzugrübeln. Im Geist spielte Geoffrey die Melodie: Ta-ta; ta-ta-ta- ti- ta -ti …
    »Ich frage mich«, sprach Fielding weiter, »ob sie das Scheitern des ersten Angriff vorausgesehen und eine zweite Verteidigungslinie aufgebaut haben.«
    Dieses überraschende Durcheinander militärischer Metaphern rüttelte Geoffrey auf. Das unwirkliche Gesumm erstarb abrupt. »Ich glaube, Sie haben das gesagt, um mir angst zu machen«, sagte er.
    »Verraten Sie mir, was los ist. Wenn ich ein Feind bin, weiß ich es ohnehin schon –«
    »Ich habe nicht gesagt –«
    »Und wenn nicht, kann ich Ihnen vielleicht helfen.«
    Also erzählte Geoffrey es ihm schließlich. Allerdings hatte er nur sehr wenige genaue Informationen zu bieten.
    »Das ist aber auch nicht sonderlich hilfreich«, wandte Fielding ein, als Geoffrey fertig war. Er las das Telegramm und den Brief. »Wer ist dieser Fen überhaupt?«
    »Englischprofessor in Oxford. Wir haben zusammen studiert. Ich habe ihn seitdem kaum gesehen, obwohl ich zufällig gehört habe, daß er die Semesterferien über in Tolnbridge sein würde. Warum er möchte, daß ich komme –« Geoffrey machte eine amüsiert resignierte Geste, wobei er gegen das Schmetterlingsnetz stieß, das in einer bedenklichen Position quer im Taxi lag. Mit einiger Erbitterung zogen sie es wieder gerade.
    »Mir ist schleierhaft«, sagte Geoffrey, nachdem er kurz überlegt hatte, seinen vorherigen Satz zu Ende zu führen, sich aber dann dagegen entschieden hatte, »warum Fen unbedingt will, daß ich das Ding da mitbringe.«
    »Ziemlich merkwürdig, nicht? Ist er Sammler?«
    »Bei Fen kann man nie wissen. Bei jedem anderen – ja, da wäre es sicherlich merkwürdig.«
    »Er scheint irgendwas über diese Brooks-Sache zu wissen.«
    »Na, er ist ja schließlich vor Ort. Und außerdem«, fügte Geoffrey hinzu, als wäre ihm der Gedanke erst nach reiflicher Überlegung gekommen, »ist er Detektiv, in gewisser Weise.«
    Fielding blickte beunruhigt; offenbar hatte er sich selbst schon in dieser Rolle gesehen, und der Gedanke, Konkurrenz zu haben, behagte ihm nicht. Ein wenig gereizt fragte er:
    »Aber doch wohl kein richtiger Detektiv, oder?«
    »Nein, nein, ein Amateur. Aber er ist sehr erfolgreich.«
    »Gervase Fen – ich glaube nicht, daß ich schon mal von ihm gehört habe«, sagte Fielding. Dann, nach kurzer Überlegung: »Was für ein alberner Name. Steht er auf gutem Fuß mit der Polizei?« Seinem Tonfall nach
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