Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heidi

Heidi

Titel: Heidi
Autoren: Johanna Spyri
Vom Netzwerk:
es zuließ, stieg Heidi auch zur Großmutter hinunter, um ihr aus dem dicken Buch, das die Großmama ihr geschenkt hatte, vorzulesen.

    Schließlich wurde es wieder Frühling.
    Der Almöhi richtete ein zweites Bett
    auf dem Heuboden her.
    Heidi konnte es kaum mehr erwarten,
    dass ihre Freundin Klara zu Besuch kam.

    An einem warmen Frühsommertag war es dann endlich so weit. Eine ganze Menschen-Karawane zog vom Dörfli auf die Alm hinauf. Der Doktor lief vorneweg.

    Drei weitere Männer trugen den Rollstuhl, in dem Klara wie eine Prinzessin thronte, und gleich dahinter folgten Herr Sesemann und Fräulein Rottenmeier, die ein Gesicht zog, als hätte sie auf eine saure Zitrone gebissen. „Ich verstehe nicht, wie Sie es zulassen können, dass Klara tagelang in dieser Wildnis weilt“, zeterte sie.
    „Jetzt entspannen Sie sich mal“, sagte Herr Sesemann, „und atmen Sie die gute Luft ein. Dann geht es Ihnen gleich besser.“
    „Es geht mir ganz hervorragend“, erwiderte Fräulein Rottenmeier. „Der Einzigen, der diese schreckliche Reise ganz und gar nicht bekommen wird, ist Ihr verehrtes Töchterlein.“
    „Nun, das werden wir ja sehen“, brummte Herr Sesemann.

    Heidi stand vor der Hütte und winkte.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus.
    Sie sauste den Berg hinunter
    und sprang in die Arme vom Doktor hinein.

    Danach begrüßte sie Klara, Herrn Sesemann und Fräulein Rottenmeier. Der Almöhi erhob sich von seiner Bank und hieß den Besuch willkommen. Er hatte die Stühle rausgestellt und Kaffee gekocht. Heidi hatte den Tisch gedeckt und Brigitte hatte einen selbst gebackenen Kuchen gebracht. Alles war wunderbar – bis auf Fräulein Rottenmeiers Gesicht. Während der Doktor und Herr Sesemann nicht müde wurden, die gute Luft und die wundervolle Landschaft zu loben, blickte sie nur weiter finster vor sich hin.
    Heidi schob Klara in ihrem Rollstuhl unter die Tannen, zeigte ihr den Schuppen und den Geißenstall und erzählte ihr, wo sie heute Nacht schlafen würde.

    Der Nachmittag verging.
    Herr Sesemann, der Doktor
    und das Fräulein verabschiedeten sich.
    Sie hatten ein Zimmer im Dörfli gemietet.

    Dort wollten sie bleiben, bis sie sicher waren, dass Klara mit dem einfachen Leben auf der Alm zurechtkam und sie sich dort wohlfühlte.
    Am frühen Abend kam Peter mit der Geißenherde von den Wiesen herunter. Als er Klara erblickte, sah er nicht viel freundlicher als Fräulein Rottenmeier drein. Er sprach kaum ein Wort mit Heidi, sondern rannte gleich weiter den Berg hinunter.
    Klara kicherte vor Vergnügen, als die Geißen ihre Handflächen leckten. Sie streichelte Bärli, während der Großvater Schwänli molk und den Mädchen jeweils eine Schale voll Milch reichte.

    Ebenso wie Heidi leerte auch Klara ihre Schale. „So etwas Köstliches habe ich noch nie getrunken“, sagte sie und strahlte übers ganze Gesicht.
    Wenig später hob der Öhi Klara auf seine starken Arme, trug sie auf den Heuboden hinauf und legte sie sachte ins Bett.
    Heidi kletterte sogleich hinterher und schlüpfte unter ihre Decke.
    An diesem Abend hatten die Mädchen sich viel zu erzählen. Sie blickten durchs Fenster in den Sternenhimmel hinaus und schliefen schon bald ein.
    Klara fühlte sich pudelwohl auf der Alm und wurde von Tag zu Tag rosiger und kräftiger. Jeden Nachmittag fieberte sie dem Augenblick entgegen, an dem Peter die Geißen zurückbrachte. Es schien ihr nichts auszumachen, dass der Bub noch immer nicht besonders freundlich zu ihr war.
    „Was ziehst du bloß für ein Gesicht!“, schimpfte Heidi.
    „Es ist langweilig dort oben ohne dich“, brummte Peter. „Wann kommst du denn endlich einmal wieder mit?“
    „Nicht, solange Klara hier ist“, erwiderte Heidi bestimmt. „Sie kann nicht laufen, das weißt du doch.“
    „Vielleicht kann ich es ja doch“, sagte Klara.
    „Was?“ Ungläubig sah Heidi ihre Freundin an.

    „Ich fühle mich stark“, bekräftigte Klara.
    „Viel stärker als daheim in Frankfurt.“
    Sie streckte Heidi und Peter
    ihre Hände entgegen.

    „Ein wenig Hilfe brauche ich allerdings schon“, setzte sie lächelnd hinzu.
    Heidi und Peter sahen sich unschlüssig an.
    „Warum nicht?“, meinte Heidi schließlich. „Lass es uns versuchen.“ Sie ergriff Klaras rechte Hand, während Peter zögernd ihre linke umfasste.
    „Ein bisschen fester solltest du schon zupacken“, ermutigte Klara ihn. „Oder möchtest du gar nicht, dass ich euch auf die Almwiesen begleite?“
    „D-doch“, stammelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher