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Heidi

Heidi

Titel: Heidi
Autoren: Johanna Spyri
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wie im Flug, denn der Doktor war ein recht unterhaltsamer Gesprächspartner. Er war schon viel herumgekommen und wusste die abenteuerlichsten Geschichten zu erzählen. Als dann aber am Horizont die Berge auftauchten, wurde Heidi ganz still. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.
    Im Dörfli wurde sie von einem strahlend blauen Himmel und spätsommerlichem Sonnenschein begrüßt. Der Doktor nahm Heidi den Mantel und die schweren Schuhe ab und sah ihr zufrieden dabei zu, wie sie fröhlich von einem Stein zum nächsten hüpfte. So leichtfüßig wie das Kind schaffte er selbst den Aufstieg allerdings nicht. Er musste mehrmals innehalten und die gute Luft einatmen, ehe er wieder ein Stück weitergehen konnte. „Lauf du nur voraus!“, rief er Heidi zu, denn er sah, wie sehr die darauf brannte, endlich ihren Großvater begrüßen zu können.

    Plötzlich rief Heidi: „Die Tannen! Die Hütte!“ Sie sauste los.

    Der Almöhi saß auf der Bank
    und zog an seiner Pfeife.
    „Großvater!“, rief Heidi. „Großvater!“

    Sie ließ die Tüte mit den Brötchen fallen und flog ihm um den Hals. „Ich gehe nie wieder fort“, sagte sie atemlos. „Von nun an bleibe ich für immer hier bei dir.“
    Kurz darauf kam der Doktor mit Heidis Bündel, ihrem Mantel und den Schuhen herangeschnauft. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn, bevor er den Öhi begrüßte. „Schön haben Sie es hier“, sagte er und blickte sich staunend um. „Das ist eine Gegend, in der kleine Wunder geschehen können.“ Über das raue Gesicht des Großvaters huschte ein Lächeln.

    Freundlich hieß er den fremden Gast willkommen und brühte ihm eine starke Tasse Kaffee auf.
    Heidi sauste zwischen den Tannen hindurch, sprang vom Stall in den Schuppen und von dort in die Hütte und stellte schließlich enttäuscht fest, dass ihr Bett auf dem Heuboden verschwunden war.
    „Wenn ich geahnt hätte, dass du heute heimkehrst, hätte ich es natürlich längst wieder hergerichtet“, sagte der Großvater. „Jetzt machen wir es halt nachher zusammen. Genau wie beim letzten Mal.“
    Der Doktor blieb noch und trank seinen Kaffee. Er und der Öhi saßen auf der Bank und sprachen lange miteinander. Plötzlich ertönte ein schriller Pfiff.

    „Der Peter!“, rief Heidi und lief ihm
    und den Geißen entgegen.

    Während Schwänli und Bärli sofort auf sie zugesprungen kamen, blieb der Peter wie festgewachsen stehen und starrte sie mit weit offen stehendem Mund an. „Was ist los?“, lachte Heidi. „Hast du deinen Stecken verschluckt?“
    „Äh …“, sagte Peter und noch einmal: „Äh …“ Er raufte sich die Haare. Schließlich stieß er einen weiteren Pfiff aus und rannte wie angestochen mit seiner Geißenherde den Berg hinunter. Schon bald war nichts mehr von ihm zu sehen, aber noch immer hallte seine Stimme bis zur Hütte herauf. „Mutter! Großmutter! Die Heidi ist zurück!“

    Heidi brachte Schwänli und Bärli
    in den Stall.
    Der Doktor verabschiedete sich.
    Zum Abendessen gab es Geißenmilch,
    kräftiges Brot und geschmolzenen Käse.
    Danach richteten Heidi und der Großvater
    das Bett wieder her.
    Heidi sah zu den Sternen hinaus,
    dachte an Klara und schlief glücklich ein.

    Gleich am nächsten Vormittag, nachdem der Peter die Geißen abgeholt hatte, stiegen Heidi und der Öhi zur Brigitte hinunter, um der Großmutter die Brötchen und ein gutes Stück Käse zu bringen. Die kleine alte Hütte war an vielen Stellen ausgebessert, die Fensterleibungen verstärkt und sogar eine neue Tür eingesetzt worden.
    „Oh, du hast alles repariert!“, jubelte Heidi und drückte dem Großvater fest die Hand.
    „Nicht nur das“, rief Peters Mutter ihnen aus einem geöffneten Fenster entgegen. „Seitdem du fortgegangen warst, ist der Öhi immer mal wieder auf einen Kaffee vorbeigekommen. Allmählich scheint er die Menschen zu mögen“, fügte sie augenzwinkernd hinzu.

    Die Großmutter freute sich sehr über die weichen Brötchen, noch mehr aber freute sie sich, dass des Almöhis Enkelkind zurückgekommen war.
    Bis zum Herbst begleitete Heidi den Peter und die Geißen wieder auf die Almwiesen. Im Winter brachte der Großvater sie jeden Tag mit dem Schlitten ins Dörfli hinunter, damit sie zur Schule gehen konnte. Heidi lernte recht schnell schreiben und verfasste lange Briefe an Klara, die ihr jede Woche antwortete. Sonntags kam Peter zu Besuch, damit Heidi mit ihm Lesen und Rechnen üben konnte, und hin und wieder, wenn das Wetter
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