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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition)
Autoren: Felix Rodenkirchen
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bis 18 Jahre. Sein Blick streifte über ein Nasenpiercing und registrierte flüchtig die halblangen hellblonden Haare, die wirr ins Gesicht hingen. Erst jetzt bemerkte er, dass der Kopf in einer unnatürlichen Position auf dem Hals saß.

    „Sieht nach einem gebrochenen Genick aus“, sagte er.
    „Wundert dich das?“, antwortete Manni, der zwar neben Kamphaus hockte, aber mit stoischer Miene die verkehrsregelnden Maßnahmen der Streifenpolizisten beobachtete.
    „Nicht wirklich“, murmelte Kamphaus zurück, während er sich einen Silikonhandschuh überstreifte und mit der so geschützten Hand den noch verbliebenen Unterarm und das Gesicht des Mädchens berührte. „Direkt kalt ist sie noch nicht, aber es ist ja auch noch ganz schön warm hier draußen“. Danach begann er, die Taschen ihrer Jeans abzusuchen. Nichts. Bis auf das Piercing trug sie auch keinerlei Schmuck.

    Kamphaus stand auf, pellte sich den Handschuh ab, schüttelte kurz den Kopf und bedeutete seinen beiden wartenden Kollegen mit einem Fingerzeig, ihm zu folgen.
    Die drei Beamten entfernten sich ein wenig von der Stelle und überließen dem Polizeifotografen die Szenerie.
    „Ihr habt bis jetzt auch nichts gefunden?“ Kamphaus brach mit seiner Frage das Schweigen, das kurzzeitig zwischen den drei Männern entstanden war.
    „Bisher nichts“, antwortete Zielke achselzuckend. „Fahrbahn und Straßengraben werden natürlich weiter weiträumig abgesucht“.
    „Und was ist mit dem Fahrer?“ Kamphaus wandte sich fragend an Zielke.
    „Gernold Serrig aus Zülpich. Seine Brieftasche war dort, wo sie hingehört. Sie haben eben noch versucht, ihn wiederzubeleben. Sollte er es schaffen, wird das für ihn wohl kein spaßiges Dasein mehr auf dieser Welt. Der Notarzt vermutete wohl schwerste Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen. Der muss aber auch einen Affenzahn drauf gehabt haben.“
    „Das mit Sicherheit“. Bernd Kamphaus sah nachdenklich zum Wrack des BMWs hinüber und begann, laut nachzudenken.

    „Und wie um alles in der Welt konnte es das Mädel so derart zerlegen? Sie muss ja schon fast mitten auf der Fahrbahn gestanden haben, während mit 200 Sachen in sie hineingerast wurde!
    „Das wäre allerdings eine komische Art von Unfall“, gab Manni zurück. „Und auch nicht wirklich wahrscheinlich“.
    „Eben, außer der Fahrer wollte sich und sie umzubringen und hat sie gebeten, sich hierzu auf die Autobahn zu stellen.“
    Zielke schaltete sich ein: „Also, ich habe schon einiges an Unfällen gesehen in meiner Laufbahn, aber etwas so kurioses ist mir noch nicht untergekommen. Ich konnte mir von Anfang an nicht vorstellen, dass das Mädel die Beifahrerin in dem BMW war. Deswegen hab ich der Leitstelle gesagt, dass ich euch, beziehungsweise dich Bernd, gerne so schnell wie möglich hier vor Ort hätte.“
    „Das war auch gut so“, entgegnete Kamphaus, während er sich erneut nachdenklich in Richtung des total zerstörten Wracks bewegte. „Das war auch gut so“, wiederholte er murmelnd, und inspizierte den BMW nochmals genau.
    Manni zündete sich indes eine Zigarette an, blies langsam den Rauch aus und nahm ebenfalls den Blick nicht von dem verunfallten Wagen.
    „Was meinst du“, wandte er sich an seinen Freund und Kollegen.
    „Dass ich es immer noch komisch finde, wenn du als Nichtraucher plötzlich eine durchziehst.“
    „Ja, habe ich mir von Zielke geschnorrt. Du weißt doch, es gibt Situationen ...“
    „Jedenfalls hat Zielke definitiv recht. Das war kein normaler Verkehrsunfall. Dieses Mädel hat niemals neben unserem BMW-Fahrer gesessen.“

    Er wandte sich um und schaute auf das Werbebanner, dass am Geländer der Autobahnbrücke hing und grell das Flutlicht reflektierte. Seine rechte Hand fummelte in der Hosentasche seiner Jeans eine weitere „Rennie“ aus ihrer Aluminiumverpackung. Gedankenverloren schob er sie sich in den Mund. In seinem Magen pochte es.
    „Was ist da oben Bernd? Denkst du etwa an Selbstmord?“, raunte Manni fragend, während er dem Blick des Oberkommissars folgte.
    Kamphaus sagte nichts. Die einsame Frontscheibe, die er nun wieder in sein Visier genommen hatte, bot tatsächlich ein groteskes Bild.
    „Wär doch möglich, oder? Niemand, der sich umbringen will, legt oder stellt sich auf eine Autobahn und hofft, dass jemand nicht schnell genug bremsen kann. Aber sich von einer Brücke stürzen ...?“
    Bernd Kamphaus ging langsam auf das Betonungetüm zu, schaute dabei nach oben und gab ein leises Gemurmel von
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