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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition)
Autoren: Felix Rodenkirchen
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verzichtete daher auf die obligatorisch schützende Hand vor dem Mund. Da! Er hatte es erwischt, endlich! Er grinste zufrieden und lehnte sich, an seiner Eroberung kauend, im Stuhl zurück.
    „Nachdem sich der Herr Oberkommissar augenscheinlich von einer Tonnenschweren Last in seinem Kiefer befreit hat - können wir dann endlich ...?“
    Sein Kollege Manni schaute ihn erwartungsvoll und ungeduldig an.
    „Jetzt hetz doch nicht wieder so, lass doch erst einmal dieses unglaubliche Steak sacken.“
    „Wir haben jetzt schon zwei Jägermeister lang sacken lassen, wenn wir nicht bald rüber gehen ist kein Tisch mehr frei!“
    Kamphaus räkelte sich betont langsam. Er wollte den Moment des Triumphs so lange auskosten wie möglich und überlegte, ob er nicht doch noch ein Dessert ordern sollte. Die Tatsache, dass der 1. FC Köln nicht abgestiegen war, hatte ihm dieses opulente Mahl und den anschließenden Barbesuch inklusive Cocktail-Schlürfen und Billard bis zum Abwinken eingebracht. Sein Lieblingskollege Manfred „Manni“ Krämer schaute nun allerdings derart ungeduldig, dass Kamphaus beschloss, die Situation nicht allzu sehr auf die Spitze zu treiben, um den kommenden zweiten Teil des Abends nicht zu gefährden. „Wettschulden sind zwar Ehrenschulden, aber komm, du hast ja Recht. Dann kümmere du dich schon mal um das Finanzielle, der Onkel geht noch schnell zum Urinal.“  
    Kamphaus stand gespielt beschwerlich von seinem seit zwei Stunden gut eingesessenen Platz im Steakhaus „Zagreb“ auf, um die wenig einladenden sanitären Einrichtungen des Lokals zu besuchen.
    Nachdem er sich erleichtert hatte, wusch er sich die Hände und fuhr noch einmal durch seine Haarpracht, die diese Bezeichnung eigentlich nicht mehr wirklich verdiente. Der 39jährige Oberkommissar versuchte seit geraumen Jahren durch längeres Wachstum und strengem „nach vorne ziehen“ die dünnen Stellen abzudecken. Leider gelang ihm das immer weniger und so gab er auch in diesem Moment resigniert auf. Heute Abend würde sich, was Kontakte zur Weiblichkeit betraf, sowieso nichts mehr tun. Erstens würden sie jetzt ins „Bill's Inn“ gehen, eine Pinte, in die sich nicht viele junge Damen trauten. Zweitens war es ein stinknormaler Dienstagabend und drittens hatte Zvonimir das Steak wieder mit einem großen Berg Knoblauchbutter serviert. Und Manni war es ohnehin egal, wie er aussah oder roch. Der würde eher darauf achten, dass er sich nicht permanent die teuersten Cocktails orderte.
    Während Kamphaus sich zwei „Rennie“ in den Mund schob, die seinen gärenden Magen beruhigen sollten, drangen dumpfe E-Gitarren an sein Ohr, die eines seiner Lieblings-Rock-Riffs intonierten. Fast im Takt vibrierte es dazu stark an seiner linken Brusthälfte. Sämtliche Vorfreude auf den weiteren Verlauf des Abends fiel schlagartig von ihm ab. Wenn sein Handy so klingelte, dann war es die Dienststelle. Er könnte einfach nicht ran gehen. Einfach so tun, als ob er es nicht gehört oder das Handy zu Hause vergessen hätte. Dann fiel ihm Manni ein, der seines sicherlich dabei haben würde und den sie meistens zuerst anriefen, wenn sie wissen wollten, wo Kamphaus abgeblieben war. Außerdem würde er einen dicken Anschiss kassieren. Seufzend förderte er das plärrende Ding aus seiner Jacke zutage und würgte „Highway to Hell“ mit einem Wischen über das Display ab.
    „Ich hoffe ihr wollt mir nur noch einen netten Abend wünschen.“
    „Du bist aber nicht besoffen oder so?“, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    Müller von der Dienststelle schien die Restaurant-Atmosphäre im Hintergrund zu hören, denn Kamphaus war bereits aus der Toilette heraus getreten und hatte einen vielsagenden Blick in Richtung seines Kollegen geworfen, während er auf das Handy deutete, dass an seinem Ohr klebte.
    „Doch klar! Strunzvoll! Hör mal, was denkst du denn von mir? Komm jetzt, schieß los, was haben wir?“
    Kamphaus lauschte aufmerksam in sein Handy hinein und unterbrach Müllers Redeschwall lediglich mit vier kurzen „Aha“, einem „Scheiße“ sowie einem abschließenden „große Scheiße.“ Dann murmelte er ein „Unterwegs!“ und legte auf.
    Manni sah ihn erwartungsvoll an.
    „Ich soll sofort zur Autobahn, sonderbarer Unfall mit Todesfolge an der Abfahrt Euskirchen. Vollsperrung. Ist ja zum Glück nicht weit.“
    Kollege Krämer grinste ihm ins Gesicht.
    „Glaub jetzt aber bloß nicht, du mitlaufender Anhänger bayrischer Multimillionärfussballer,
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