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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
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hatte das Gefühl, dass mein ganzer Körper roh war und mir bei jeder Bewegung sämtliche Muskeln wehtaten. Ich versuchte, mir vor Xavier nicht anmerken zu lassen, welche Schmerzen ich hatte.
    «Du hast Schmerzen, stimmt’s?», sagte er da aber schon.
    «Das geht vorüber», antwortete ich. «Und es schmerzt nicht halb so viel wie der Gedanke, dich zu verlieren.»
    «Was haben sie mit dir gemacht?»
    «Nichts, um das ich nicht gebeten habe.»
    Xavier sah mich misstrauisch an. «Dreh dich um», sagte er schließlich. «Zeig mir deinen Rücken.»
    «Warum?»
    «Das weißt du genau.»
    Ich beugte mich vor. Xavier hob langsam den zerrissenen Stoff und stöhnte auf. Ich spürte, wie seine Finger die feinen weißen Narben zwischen meinen Schulterblättern entlangfuhren. Als er sprach, war die Wut in seiner Stimme nicht zu überhören.
    «Was soll das? Wer hat dich so zugerichtet?»
    «Niemand. Es war meine eigene Entscheidung.»
    «Wo sind deine Flügel?»
    «Fort.»
    «Was soll das heißen?» Er erbleichte. «Sie haben dir die Flügel weggenommen?»
    «Nicht weggenommen. Ich habe sie ihnen gegeben.»
    «Was?»
    «Es musste sein.»
    «Wie konntest du das tun?»
    «Es war die leichteste Entscheidung, die ich je gefällt habe.»
    Xavier starrte mich einen Moment lang an. «Willst du sagen, dass du …»
    «Ja, ich bin ein Mensch wie du.»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Habe ich auch erst nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich es in einem Stück zurückschaffe. Meine Chancen waren schlecht, aber trotzdem hat es funktioniert. Irgendjemand scheint über uns zu wachen.»
    In Xaviers Augen trat ein schuldiger Blick.
    «Das bringt mich um», sagte er. «Wenn ich mir vorstelle, was du aufgegeben hast.»
    «Nein», antwortete ich. «Ich muss zwar irgendwann sterben, aber ich habe dann zumindest gelebt. Im Himmel hätte ich zwar das ewige Leben gehabt, wäre aber innerlich tot gewesen. Du hast mir das Leben geschenkt.»
    Xavier beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. Dann half er mir aus meinen nassen Sachen und hob mich in die Badewanne. Zuerst stach das heiße Wasser, dass mir die Tränen in die Augen schossen, doch es dauerte nicht lange, bis die Wärme mich einlullte und den Schmerz aus meinen Knochen vertrieb. Noch immer machte es mir zu schaffen, was für ein Wrack ich war, aber Xavier schien es nicht zu stören. Er kümmerte sich mit voller Hingabe um mich. Das warme, duftende Wasser entspannte mich. Er holte einen blauen Porzellankrug aus dem Schrank und spülte mir damit das Salz aus dem Haar. Sanft wusch er mich von Kopf bis Fuß, bis ich wieder völlig sauber war. Hinterher saß ich eingemummelt in einem Badehandtuch auf dem Bett, während Xavier eins seiner übergroßen T-Shirts und ein Paar Shorts für mich zusammensuchte. Als ich die Arme hob, damit er mich anziehen konnte, hielt er für einen Moment inne und betrachtete mich.
    «Das ist neu!», sagte er.
    «Was denn?», fragte ich alarmiert. Hatte ich auf meiner Reise irgendeine schreckliche Missbildung entwickelt?
    «Du hast jetzt auch einen Bauchnabel, so wie wir alle.»
    «Wow!» Ich sah an mir herunter – und tatsächlich. Wo bisher nichts als glatte Haut gewesen war, zeigte sie jetzt eine kleine Delle. Xavier umkreiste sie mit der Fingerkuppe. Selbst in meinem geschwächten Zustand ließ mich seine Berührung erschaudern.
    Ich legte mich in mein altes Bett und ließ den Kopf auf das flaumige Kissen sinken. Als mich die weichen Laken einhüllten, entspannte sich mein Körper sofort. Doch obwohl ich nichts spürte als Erschöpfung, schaffte ich es nicht, die Augen zu schließen.
    «Hast du Hunger?», fragte er. Ich dachte kurz darüber nach und entschied, dass ich tatsächlich Hunger hatte.
    «Bleib, wo du bist», sagte Xavier. «Ich mach dir was.»
    Während er unten zugange war, musste ich kurz eingenickt sein, doch der Duft von frischem Kaffee und Schinken weckte mich. Ich setzte mich auf und betrachtete das volle Tablett, das er vorsichtig auf meinem Schoß absetzte.
    «Die berühmten Wood’schen Spiegeleier?», fragte ich.
    «Natürlich. Hilft gegen alles. Aber dieses Mal ist es Rührei, genau, wie du es magst.» Ich nahm einen Löffel des luftigen Eis. Es war die reinste Geschmacksexplosion, und ich spürte, wie das Leben zu mir zurückkehrte.
    «Das schmeckt großartig», sagte ich. «Willst du wirklich nur hier sitzen und mir beim Essen zusehen?»
    «Ich lasse dich nie wieder aus den Augen», sagte er. «Gewöhn dich am besten schon mal
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