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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
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verlassen, dass ich Josef nicht einmal gefragt hatte, was ich tun sollte, falls ich es auf die Erde schaffte. Nicht dass ich eine Willkommensparty erwartet hatte, aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, ganz allein zu sein. Und der Strand wirkte wie ausgestorben, es war Abend und zu kalt, um spazieren zu gehen. Wie lange musste ich hier ausharren, bis mich jemand fand? Ich spürte einen heftigen Stich in der Brust, als ob eine Rippe gebrochen wäre. Jeder Atemstoß fühlte sich an, als würde ich Feuer einatmen.
    Mit der Zeit beruhigte ich mich ein wenig und überlegte, was ich tun konnte. Wenn ich es richtig sah, hatte ich genau zwei Möglichkeiten: Ich konnte darauf warten, dass mich jemand fand, oder alle Kraft zusammennehmen und mich irgendwohin schleppen, wo ich unter Garantie Aufmerksamkeit erregte. Keine der beiden Möglichkeiten sagte mir zu. Ich versuchte, meine Finger zu bewegen, doch sie fühlten sich so steif an wie das Treibholz, das um mich herumlag. Ich versuchte, meine himmlischen Kräfte zu beschwören, erkannte aber schnell, wie dämlich das war. Ich hatte die Verbindung gekappt, mich selbst von der Quelle abgeschnitten. Ich konnte mir nicht mehr selbst helfen – ich war jetzt ein Mensch.
    Und da erst begriff ich. Bedeutete das, dass ich es geschafft hatte? Hatte ich das Unglaubliche geleistet und die Verwandlung überlebt? Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    Über mir ragten majestätisch die Klippen auf. Das Mondlicht tauchte sie in ein silbernes Licht. Ich hob den Kopf so weit es ging, ohne laut aufzuschreien. Vor dem nächtlichen Himmel zeichneten sich zerklüftete Türme ab, und Erleichterung übermannte mich. Dort oben stand niemand. Das konnte doch nur bedeuten, dass Xavier wieder zu Verstand gekommen und nach Hause gegangen war. Daran musste ich glauben, musste glauben, dass es ihm gutging. Wenn seine Leiche unten neben den Felsen gelegen hätte, hätte ich es mit Sicherheit gespürt. In meinem Kopf hörte ich seinen Herzschlag, konnte beinahe den harzigen Geruch seines Aftershaves riechen. Xavier war am Leben, und er war nicht weit weg.
    Plötzlich hörte ich ein Lachen und verkrampfte mich unwillkürlich. Wie aus dem Nichts tauchte eine Gruppe Teenager am Strand auf. Ich fühlte mich auf einmal klein und unsicher. Wie sollte ich meinen Zustand erklären? Einige der Stimmen klangen vertraut, auch wenn sie vom Alkohol verzerrt waren. Noch waren sie von meinem Blickwinkel aus nichts als schwarze Flecken, aber ich konnte bereits deutlich erkennen, wie ihre Jacken vom Wind aufgeplustert wurden. Einige hielten Flaschen in der Hand. Als die Gruppe näher kam, trug die Nachtluft ihre Stimmen zu mir, sodass ich ihr Gespräch mit anhören konnte.
    «Was für eine lahme Party! Bitte erinnert mich, dass ich da nächstes Mal nicht mehr hingehe», sagte ein Mädchen, das ich nicht kannte.
    «Also, ich fand’s cool.»
    Die Stimme war mir vertraut. Es war Wesley, einer von Xaviers Freunden. Was machte er hier? Ich hatte vage im Kopf, dass er nach Stanford gegangen war, um Maschinenbau zu studieren. Waren vielleicht gerade Semesterferien? Wie viel Zeit war vergangen? Was hatte ich alles verpasst?
    «Du findest diese dämlichen Trinkspiele cool?», fragte das Mädchen spöttisch. «Ist ja widerlich!»
    «Du bist nur sauer, weil Colt sich an eine andere rangemacht hat.»
    «Sehr witzig! Colt ist mir so was von egal. Wenn er auch nur ein bisschen Stil hätte, würde er nicht auf diese Null Anna-Louise stehen.»
    «Wer hatte eigentlich die bescheuerte Idee, rauszugehen? Hier ist es doch rattenkalt.»
    «Wo ist Molly? War sie nicht direkt hinter uns?»
    Meine Ohren klingelten, als ich ihren Namen hörte. Molly war hier?
    «Vielleicht hat sie es sich anders überlegt», antwortete das Mädchen gleichgültig.
    «Ich gehe lieber zurück und sehe nach ihr», sagte Wesley.
    «Stehst du etwa immer noch auf sie?», fragte sein Freund spöttisch. «Das Mädchen spielt nicht in deiner Liga, kapier das endlich!»
    «Halt den Mund, Cooper. Ich stehe auf niemanden. Ich versuche nur, ein guter Freund zu sein.»
    Irgendjemand versuchte, diplomatisch das Thema zu wechseln. «Wollte Xavier heute Abend nicht auch kommen?»
    «Ja, stimmt. Aber der lässt uns doch ohnehin ständig hängen», sagte der Junge namens Cooper.
    «Lass ihn doch, er hat es nicht leicht», sagte Wesley.
    «Nicht leicht?», wiederholte sein Freund. «Er hat mehr Probleme als wir alle zusammen.»
    «Und das ist noch untertrieben»,
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