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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
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sagte das unbekannte Mädchen. «Aber er ist selbst schuld. Wie man sich bettet, so liegt man, hat mein Opa immer gesagt. Das kommt davon, wenn man sich mit einer Außenseiterin einlässt.»
    «Du bist so bescheuert, Leah.» Mollys Stimme schallte plötzlich heraus wie eine Glocke. «Was weißt du denn über Xavier und was er alles hinter sich hat? Kennst du ihn überhaupt?»
    Leah zuckte zusammen wie ertappt. Dass Molly so resolut auftrat, schien sie einzuschüchtern.
    «Es ist nicht persönlich gemeint, aber ich hab da so einiges gehört.»
    «Ja, Klatsch und Tratsch sind eine wirklich vertrauensvolle Informationsquelle.»
    Ich verspürte Stolz darüber, wie Molly sich für Xavier einsetzte. Am liebsten hätte ich sie umarmt.
    «Ist ja schon gut, ich habe doch gar nichts gegen ihn. Ich finde nur, dass er mal wieder mit uns um die Häuser ziehen könnte.»
    «Das wird er schon. Aber erst, wenn er so weit ist», sagte Molly scharf.
    «Ich gehe zurück zu der Party», kündigte Wesley plötzlich an und beendete damit die Diskussion über Xavier. Ich hatte das Gefühl, dass das Thema für ihn noch immer ein wunder Punkt war. «Macht, was ihr wollt.»
    Die anderen folgten ihm, und ihre Stimmen wurden leiser. Ich nahm alle Kraft zusammen, hob den Kopf und rief Mollys Namen. Doch alles, was herauskam, war ein kratziges Flüstern, das sie unmöglich hören konnte. Sie war so nah und doch so fern. In diesem Moment wich alle Energie von mir und damit jeglicher Lebenswille. Ich kam mir vor wie die Zielscheibe eines grausamen himmlischen Witzes. Wieso sollte ich noch für etwas kämpfen, was das Universum ohnehin nicht wollte? War dies das Ende meiner Geschichte? Ich war zu erschöpft, um wütend sein. Alles, was ich jetzt noch wollte, war schlafen.

    Als ich die Augen öffnete, blickte eine Frau in einem altmodischen Nachthemd auf mich hinab. Im ersten Moment dachte ich, dass ich zurück im Himmel war, erkannte dann aber schnell, dass sich an meiner Umgebung nichts verändert hatte. Die Frau lächelte. Sie trug einen fransigen Schal und hatte silbergraues Haar, das ihr bis auf die Schulter fiel. Ich wusste, dass sie nicht wirklich da war, denn ich konnte durch sie hindurchsehen. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, und Erinnerungen blitzten auf: eine Frau auf einer Bank, die sich von ihrem geliebten Hund verabschiedete, ein Bett und der Geruch nach Desinfektionsmittel in einem Seniorenheim, eine geisterhafte Figur vor meinem Zimmerfenster.
    «Alice?», krächzte ich. «Was tust du hier?»
    «Ich bin gekommen, um dir zu helfen, Kleines.» Sie klang wie einem Märchen entsprungen. «Du bist so weit gekommen. Du darfst jetzt nicht aufgeben. Das werde ich nicht zulassen.»
    «Warum habe ich dich im Himmel nicht getroffen?», fragte ich.
    «Du durftest keinen Besuch empfangen», antwortete sie.
    Meine Gedanken wanderten zu meinem Gefängnis, dem weißen Raum. «Eva …» Meine Stimme war voller Bitterkeit, als ich ihren Namen sagte.
    «Das spielt jetzt keine Rolle mehr», sagte Alice sanft. «Du bist zurückgekehrt. Ich wusste, dass du es schaffst.»
    «Aber es hat nichts genützt. Ich glaube, ich sterbe, Alice.»
    «Erzähl keinen Unsinn. Du musst nur aufstehen.»
    «Das kann ich nicht. Es tut so weh, ich will einfach nur schlafen.»
    «Wenn du zu Hause bist, kannst du so lange schlafen, wie du willst. Aber jetzt komm. Ich helfe dir.»
    «Ich kann nicht.»
    «Xavier wartet auf dich.»
    Seinen Namen laut ausgesprochen zu hören rührte irgendetwas in mir.
    «Wirklich?»
    «Aber natürlich, Kleines. Er wartet schon so lange. Und wenn du ihn auch sehen willst, musst du dich jetzt zusammenreißen. Er sehnt sich so nach dir.»
    Mehr brauchte es nicht. Alice hatte genau gewusst, welchen Knopf sie drücken musste. Ich strengte mich an, sosehr ich konnte, und hievte mich auf die Knie. Es ging besser, als ich erwartet hatte, trotzdem musste ich mich enorm anstrengen, um aufzustehen.
    «Langsam», warnte Alice. «Schritt für Schritt.»
    Ich folgte ihrem Rat und wartete einen Moment, bevor ich den ersten Schritt machte. Ich war wie ein Kind, das zum ersten Mal auf wackeligen Beinen stand. Ich drehte mich zu Alice um, aber es war niemand mehr zu sehen. Sie war fort. Von jetzt an war ich auf mich gestellt.
    Zentimeter für Zentimeter arbeitete ich mich den Strand entlang vorwärts, von dem einen Gedanken getrieben, dass Xavier auf mich wartete.
    Am Pier vor Greasy Joe’s , der einzigen 24-Stunden-Kneipe von Venus Cove, saß ein Trucker. Er
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