Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
wie immer. Im Haus hörte ich Phantom bellen. Gleich darauf kratzte er mit den Pfoten an der Tür.
    «Hallo, mein Junge», flüsterte ich. Phantom winselte.
    Dann hörte ich Schritte hinter der Tür.
    «Komm zurück, Phantom. Was hast du denn?»
    Ich hörte beinahe auf zu atmen. Die Stimme kannte ich, tief und sanft mit dem leichten Einschlag, den eine Kindheit im Süden der USA geprägt hatte.
    Ich wartete wie paralysiert, unfähig, etwas zu sagen oder mich zu bewegen, und einen entsetzlichen Moment lang erfüllte mich eine unbestimmte Angst. Was, wenn ich mich so verändert hatte, dass ich nicht mehr zu erkennen war? Was, wenn Xavier sein Leben längst ohne mich lebte? Hatte ich überhaupt das Recht, einfach hier aufzutauchen und zu erwarten, dass er auf mich wartete? In meiner Vorstellung war unsere Begegnung immer mit Leidenschaft erfüllt gewesen, nicht mit Angst. Warum verlor ich jetzt derart die Fassung?
    «Komm her, Junge, da ist niemand.» In Xaviers Stimme war ein Überdruss, den ich noch nie an ihm gehört hatte. «Glaubst du mir nicht? Also gut, ich werde es dir beweisen.»
    Die Tür öffnete sich, und Xavier und ich standen uns Auge in Auge gegenüber.
    Er war barfuß und trug nichts als Shorts und ein weites weißes T-Shirt. Sein honigfarbenes Haar fiel ihm sanft über die Augen, die noch immer tief türkis waren, als ob sich das Meer und der Himmel in ihnen vereinigten.
    Er reagierte nicht im Geringsten so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Stattdessen riss er den Mund auf und taumelte zurück, als wenn er einen Geist sehen würde.
    «Du bist nicht echt!» Er schüttelte ungläubig den Kopf, und ich begriff, dass seine Phantasie ihm in letzter Zeit oft einen Streich gespielt hatte.
    «Xavier, ich bin es wirklich», sagte ich leise und zögerlich. «Ich bin zurückgekehrt.»
    Er stand schweigend da wie erstarrt, seine Hand, die noch immer die Tür umklammerte, zitterte.
    «Das glaube ich nicht.»
    «Ich bin ein Mensch geworden», sagte ich. «Ein Mensch. Das habe ich für dich getan.»
    «Ich träume», murmelte er in sich hinein. «Bitte nicht schon wieder.»
    «Schau her!» Ich streckte die Hand aus und nahm die seine, vergrub meine Fingernägel in seiner Handfläche. «Wenn ich nicht echt wäre, könntest du das dann spüren?»
    Xavier sah mich gleichzeitig so verwirrt und hoffnungsvoll an, dass es mir fast das Herz zerriss.
    «Wie ist das möglich?», fragte er. «Das kann nicht sein!»
    «Du hast mir mal gesagt, dass ein Mann, der liebt, zu außerordentlichen Dingen in der Lage ist», sagte ich. «Und bei einer Frau ist es ebenso. Ich bin hier, ich bin echt, und ich liebe dich mehr als je zuvor.»
    Xaviers Gesichtsausdruck begann sich zu verändern. Er streckte die Hand aus und berührte meine Schulter, spürte das feste Fleisch unter seiner Hand. Sein Griff wurde sanfter, und er zog mich in einer verzweifelten Umarmung an sich. Wir drängten uns so eng aneinander, als ob wir gleich zu einer neuen Einheit verschmelzen würden. Xavier nahm mein Gesicht in seine Hände und wiegte mich hin und her. Als er mich schließlich wieder losließ, schien sich die ganze Welt zu drehen, und der Schmerz überkam mich erneut.
    Ich schwankte gefährlich und spürte, dass ich kurz davor war, ohnmächtig zu werden.
    «Hey!» Xavier fing mich auf. «Was ist los? Geht es dir nicht gut?»
    «Oh doch.» Ich lächelte. «Denn ich bin bei dir.»
    «Komm, lass uns ins Haus gehen.»
    Ich folgte ihm mit unsicheren Schritten, dann hob mich Xavier auf die Arme und schob die Tür mit dem Fuß zu. «Es ist alles in Ordnung», flüsterte er in mein Haar. «Ich kümmere mich um dich.»
    Im Wohnzimmer legte er mich auf das Sofa.
    «Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen», sagte Xavier. «Ich dachte, es gäbe nur einen Weg …» Seine Stimme brach, und er schwieg.
    «Ganz ruhig», sagte ich und strich ihm über das Haar. Er trug es länger, und es war etwas dunkler als früher, fast wie Bernstein. «Ich weiß, mit welchem Gedanken du gespielt hast.»
    «Ich war mir nicht sicher, ob es funktioniert.» Seine Stimme wurde hart, als er an die vergangene Zeit zurückdachte. «Als du weg warst, hatte das Leben für mich keinen Sinn mehr. Gabriel und Ivy haben mir sehr geholfen, ohne sie hätte ich es gar nicht geschafft.»
    «Wo sind sie?» Ich spähte an ihm vorbei in das leere Haus, das nicht ganz so makellos wirkte wie gewöhnlich, wenn sich meine Schwester darum kümmerte. Auf dem Boden stand eine Schüssel, und am Geländer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher