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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii
Autoren: James A. Michener
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Genossen haben mich herbeordert, um Sie zu fragen, ob Sie Lust hätten, Aufsichtsratsmitglied von Whipple Öl Import Inc. zu werden. Sie glauben, daß ihnen ein kluger Japaner im Aufsichtsrat helfen könnte, mehr japanische Abnehmer zu gewinnen.«
    Shig hatte mit diesem Antrag nicht gerechnet und starrte Hong Kong vorsichtig an. Er mochte den schlauen Chinesen und war ihm dankbar für das, was er für die Sakagawas getan hatte, welche Motive dabei auch mitgewirkt haben mochten. Aber ihn entsetzte, daß sich dieser Mann so bereitwillig vom Fort zu einem politischen Erpressungsversuch mißbrauchen ließ.
    Er konnte sich nur mit Mühe zusammennehmen und sagte eisig: »Das Fort kann mich nicht auf diese Weise von meinen Bodenreformplänen abbringen. Das können Sie ihnen sagen.«
    Hong Kong erkannte sofort, in welch unvorteilhaftem Licht er erschien, aber ohne die geringste Verlegenheit antwortete er ruhig: »Niemand im Fort würde nach Ihnen fragen, Shigeo, wenn das von Ihnen zu erwarten wäre. Man weiß dort, daß Sie diese Bodenreform durchkämpfen werden. Und man trägt Ihnen das nicht einmal nach. Denn das Fort hat längst eingesehen, daß diese Reform unvermeidlich ist.«
    »Dennoch bietet mir das Fort diesen belanglosen Direktorenposten zu einem solchen Zeitpunkt an! Wie verächtlich.«
    »Nein, Shigeo, es ist vernünftig. Vor zwei Jahren baten sie mich, ihnen vielversprechende junge Japaner vorzuschlagen. Ich sagte: >Shigeo.< Letztes Jahr fragten sie mich dasselbe. Ich sagte: >Shigeo.< Es ist kein übereilter Vorschlag. Das Fort hat schon lange daran gedacht.«
    »Es wäre ein Verrat an meinem Volk, wenn ich mich mit seinem größten Gegner verbinden würde«, sagte Shig trotzig.
    »Wenn Sie wiedergewählt werden, Shigeo, werden Sie vielleicht aufhören, von >Ihrem Volk< zu sprechen. Alle Leute in Hawaii sind Ihr Volk, und Sie stellen sich besser gleich darauf ein.«
    »Wenn ich einen Posten im Fort annehme, werden alle Japaner in Hawaii sagen, ich sei ein Verräter«, sagte Shigeo.
    »Ich will Ihnen etwas sagen, Shigeo«, berichtigte ihn der scharfsinnige Chinese. »Solange Sie nicht einen Posten im Fort annehmen - und das zu Ihren eigenen Bedingungen -, solange sind Sie ein Verräter an Ihrem Volk. Der einzige Grund, weshalb ihr jungen Japaner in die Regierung gewählt werden solltet - und Sie wissen ja, wie sehr ich Sie hierin unterstütze -, ist der, daß ihr endlich in die Gesellschaft von Hawaii eingegliedert werden müßt. Sie müssen in die Aufsichtsräte hinein. Sie müssen Treuhänder in den großen Trusts werden.«
    »Treuhänder?« lachte Shig. »Nachdem, was ich über die Trusts in die Welt posaune?«
    »Eben deshalb«, antwortete Hong Kong. »Wenn Sie daran interessiert sind, werden Sie, noch ehe das Jahr zu Ende geht, als Treuhänder vorgeschlagen werden.«
    »Von wem?« fragte der junge Senator verächtlich.
    »Von Hoxworth Hale und mir«, erwiderte Hong Kong. Und als der junge Japaner schwieg, erklärte der chinesische Bankier seine Ansicht über Hawaii. Er sagte: »Die Haoles sind schlauer, als ich früher dachte, Shigeo. Zuerst arbeiteten sie mit den Eingeborenen und warfen sie hinaus. Dann holten sie Ihren Vater und ließen ihn ziehen, als ihnen die Filipinos besser gefielen. Sie suchen sich immer den besten Mann aus, diese Haoles, und ich achte sie deshalb.
    Ich    arbeite    schwer    und zeige ihnen, daß    ich mit
    Grundeigentum besser umzugehen weiß als sie, und sie machten mich    zu ihrem Partner.    Auch andere gebildete    Chinesen
    beginnen sich durchzusetzen. Wenn ihr jungen Japaner nicht bald    anfangt,    in der    wirklichen Verwaltung    Hawaiis
    mitzuwirken, so    zeigt das    nur, daß ihr nicht klug genug seid,
    euch irgend jemand zu verpflichten. Sich wählen zu lassen, ist nur der leichtere Teil, Shigeo, denn da kann man auf dumme Leute bauen. Aber in die Aufsichtsräte zu gelangen, den Schulen vorzustehen, die Trusts zu kontrollieren - das ist es, worauf es ankommt. Denn dafür wird man von den klügsten Leuten dieser
    Inseln ausgewählt. Shigeo, ich möchte, daß Sie diesen Posten übernehmen.« Der junge Japaner dachte lange darüber nach. Wenn er annahm, wurde er ein geistiger Verräter an seiner Familie und an seiner Klasse. Er konnte dann nicht mehr zu seinen japanischen Freunden sagen: »Damals in den Feldern von Kauai pflegten die Lunas unsere Väter zu peitschen. Nun, diese Tage sind vorbei.« Er würde das Gefühl der
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