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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes
Autoren: Bryan Smith
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Tür schmiss, knarrte sie in ihren Angeln. Eddie schluckte. Vielleicht würden sie ihn doch gleich erwischen. Er glaubte zwar nach wie vor, dass das Metall dem Ansturm noch eine Weile trotzen würde, aber letzten Endes würde es sich den wütenden Angriffen, denen es ausgesetzt war, geschlagen geben müssen. Das war in Ordnung – schließlich hatte er vor, bis dahin längst verschwunden zu sein.
    Die Vorstellung von Freiheit blühte in seinem Kopf wie eine Frühlingsblume auf – die Aussicht, wieder frische Luft atmen zu können, versetzte ihn förmlich in einen Rausch. Die Sonne wieder sehen zu können. Hinzugehen, wohin er wollte. Nach Feierabend Pornos im Pay-TV anzuschauen. Vor allem wäre es schön, wieder in einer Welt zu leben, die nicht von Ungeheuern und Wahnsinnigen bevölkert wurde. Okay, in der Welt an der Oberfläche gab es auch ein paar Wahnsinnige, handelte es sich um eine ziemlich harmlose Art des Wahnsinns. Er wäre definitiv lieber Jeffrey Dahmers lange vermisstem, fiesem Bruder begegnet, als auch nur eine weitere Sekunde im Mittelpunkt dieser Freakshow zuzubringen.
    Apropos: War es nicht längst an der Zeit, dass er seinen Hintern wieder in Bewegung setzte?
    Die Türangeln ächzten ein wenig entschlossener.
    ALLERDINGS.
    Er wirbelte herum, taumelte zwei Schritte nach vorne und blieb abrupt wieder stehen.
    »Oh, mein Gott …«, keuchte er.
    Er befand sich in einem engen, spärlich beleuchteten Zimmer, bei dem es sich allem Anschein nach um eine Art Kontroll- oder Wachraum handelte. Ein großer, mit Papieren zugemüllter Schreibtisch nahm den Großteil der Fläche ein. Über ihm flackerte stumm eine Reihe von Schwarz-Weiß-Bildschirmen. Einige von ihnen schienen diverse leere Tunnel zu zeigen, aber vielleicht handelte es sich auch nur um verschiedene Sektoren desselben Tunnels. Der oder die Tunnel erinnerten ihn stark an jenen Ort, den er gerade erst hinter sich gelassen hatte.
    Komischerweise hatte er bei seiner Flucht nichts bemerkt, was auch nur im Entferntesten wie eine Kamera aussah. Er vermutete, dass sie geschickt getarnt waren – ein ziemlich leichtes Unterfangen angesichts der allumfassenden Dunkelheit. Die obere Reihe der Monitore zeigte verschiedene Bereiche eines trügerisch normal wirkenden Hauses. Wie harmlos es doch wirkte. Wie gewöhnlich. Wie sicher. Aber gut, wie sollte das Tor zur Hölle auch sonst seine Opfer anlocken? Weitere Bildschirme zeigten Stellen, die er in den vergangenen Monaten besser kennengelernt hatte, als ihm lieb gewesen war. Ihr Anblick steigerte sein drängendes Gefühl, seine Flucht vor dem heulenden Schrecken hinter sich noch schneller voranzutreiben.
    Und genau das war auch seine Absicht.
    Er benötigte jedoch noch einen kurzen Moment, um sich von dem Schock zu erholen, den der Anblick der Toten ihm versetzt hatte. Der Tod an sich störte ihn dabei gar nicht allzu sehr. Hier unten standen Begegnungen aus nächster Nähe mit dem Jenseits gewissermaßen auf der Tagesordnung. Inzwischen war Eddie diesbezüglich ziemlich abgestumpft. Zumindest sofern es den Tod anderer Leute betraf. Der Gedanke an das eigene Ableben machte ihn noch immer nervös. Okay, er jagte ihm eine Scheißangst ein. Trotzdem hatte Eddie ihn hier unten schon so oft gesehen, dass ihn der Tod an sich längst nicht mehr schockieren konnte. Andererseits stimmte das vielleicht doch nicht ganz, denn das, was er jetzt sah, war um ein Vielfaches verstörender als alles, was er jemals zuvor zu Gesicht bekommen hatte.
    Ein nackter, fetter Mann saß einen Drehstuhl vor dem Schreibtisch platt. Eine ebenfalls unbekleidete Frau hockte mit gespreizten Beinen auf seinem Schoß. Der Nudist trug eine ziemlich ausgeprägte Glatze zur Schau, die er ganz offensichtlich mit seinem quer über den Kopf gekämmten – nun allerdings zerzausten – Resthaar zu kaschieren versuchte. Die Frau war schlanker und sah gar nicht übel aus. Sie kam ihm allerdings vor, als wäre sie vor ihrer Vereinigung mit dem fetten Wachmann ordentlich verprügelt worden. Darüber hinaus trug sie das Mal eines Sklavenmädchens am Hals. Ihr Kopf hing schlaff über der Schulter des Fettwanstes und ihre glasigen Augen starrten ins Leere. Man hatte sie mit einem aufwendig gearbeiteten Schwert durchbohrt – die blutige Spitze ragte aus der Lehne des Drehstuhls.
    Eddie fand seine Sprache wieder. »Heilige Scheiße …«
    Er versuchte, sich ein menschliches Wesen vorzustellen, das stark genug war, um die Klinge durch zwei Menschen – einer
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