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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes
Autoren: Bryan Smith
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davon mit derart imposanter Statur – und eine Stuhllehne zu rammen. Sein Verstand scheiterte an dieser Herausforderung. Aber die Lösung lag auf der Hand: Dies hatte kein menschliches Wesen getan.
    Und auch keines der Ungeheuer dort draußen.
    Sie verfügten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht über die Fähigkeit, Schwerter zu schwingen, aber das hatten sie auch gar nicht nötig.
    Nein, es musste der Besitzer des Hauses gewesen sein.
    Diese Kreatur, die sich in die Gestalt eines gewöhnlichen Menschen hüllte. Eines sterblichen Menschen. Eine Erscheinung, die weitaus schrecklicher war als die furchteinflößenden Bestien, die ihn eben noch erbarmungslos durch die Tunnel gehetzt hatten.
    Der Meister.
    Das entsetzlichste Ungeheuer unter allen beschissenen Ungeheuern.
    Eddies inneres Schreckensbarometer schoss über den roten Bereich hinaus. Das Einzige, womit er sich noch weniger auseinandersetzen wollte als mit den Monstern in den Gängen, war dieses … Ding. Er ließ seinen Blick durch den restlichen Raum schweifen, der ansonsten eher unauffällig wirkte. Er entdeckte einen einzelnen hohen Aktenschrank, neben dem ein überquellender Mülleimer stand. Hinter einer Tür war ein winziger Raum mit einer völlig verdreckten Kloschüssel zu erkennen. Neben der Monitorwand befand sich eine weitere Öffnung. Durch einen Spalt fiel ein gelblicher Lichtschein.
    Die verriegelte Metalltür hinter ihm schepperte lauter als je zuvor.
    Er konnte das Knarren der gequälten Angeln hören, die sich ganz langsam aus ihren Betonverankerungen lösten.
    Trotzdem rührte er sich immer noch nicht von der Stelle.
    Er starrte auf den Lichtstreifen, und sein Körper zitterte, als würde er von einer Art minderschwerem Anfall erfasst. Er war nur noch wenige Augenblicke davon entfernt, bei lebendigem Leib verspeist zu werden. Und doch war es möglich, dass hinter der Tür ein noch schlimmeres Schicksal auf ihn wartete.
    Dann ertönte der bislang lauteste Donnerhall aus dem Tunnel.
    Die Tür löste sich aus ihrer Verankerung und knallte unter dem Gewicht der hereindrängenden Kreaturen mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Ihm blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken. Keine Zeit, die Alternativen gegeneinander abzuwägen. Eddie setzte sich in Bewegung. Und verlor eine Mikrosekunde lang das Gleichgewicht, als er in der blutigen Pfütze auszurutschen drohte, die sich rund um den Stuhl gebildet hatte.
    Es gelang ihm jedoch, sich sofort wieder zu berappeln. Er huschte durch die offene Tür und zog sie hinter sich zu. Sie verriegelte sich elektronisch. Ein deutliches Klicken versicherte ihm, dass unbefugtes Personal nun nicht länger hineingelangen konnte. Er entdeckte eine elektronische Tastatur, die unmittelbar neben dem Durchgang in die Wand eingelassen war. Eddie versuchte, sich zu erinnern, ob er neben der anderen Tür etwas Ähnliches gesehen hatte, aber er hatte nicht die geringste Ahnung. Nicht dass es von Bedeutung gewesen wäre. Es erschien ihm lediglich seltsam, wie die Primitivität von da unten allmählich modernerer Technik wich.
    Die Kreaturen warfen sich mit voller Wucht gegen das neue Hindernis und stießen angesichts einer weiteren verpassten Chance, ihre Beute in die Ecke zu treiben, ein wütendes Gebell aus.
    Eddie gestattete sich ein unsicheres Grinsen. »Arme Ungeheuer. Für euch heute kein Abendessen.«
    Er fand sich in einem kurzen Flur mit hoher Decke wieder. Das kalte elektronische Auge einer Überwachungskamera starrte auf ihn herab. Neben der Linse blinkte eine rote Diode. Das störte ihn nicht. Der Wachmann würde nicht so bald nach ihm suchen. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis die Monster auch diese Tür überwunden hatten. Deshalb sollte er sich auch hier nicht allzu lange aufhalten.
    Am anderen Ende des Flurs erkannte er eine lange Betontreppe. Sie schien sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken. Gut, vielleicht nicht ganz so weit, aber es war definitiv die längste Treppe, die Eddie je gesehen hatte. Er kannte ziemlich hohe Bürogebäude, die ein gutes Stück niedriger waren. Trotzdem konnte er gerade eben die Umrisse einer Pforte am oberen Ende der Treppe wahrnehmen. Er blickte in die entgegengesetzte Richtung, sah jedoch nichts als eine graue Wand – eine Sackgasse.
    Eddie wandte sich um und begann, die Stufen zu erklimmen. Anfangs nahm er mit jedem Schritt zwei auf einmal, angetrieben von einem jähen Adrenalinkick und einem erneut aufglimmenden Funken Hoffnung. Vermutlich war es albern, aber er
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