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Haus der Löcher (German Edition)

Haus der Löcher (German Edition)

Titel: Haus der Löcher (German Edition)
Autoren: Nicholson Baker
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herausdestillierten Inhalte aller Pornosaugermissionen des Hauses der Löcher war.
    Harry und Rhumpa gingen eine in den Fels gehauene Treppe hinauf und schauten von einem Balkon aus auf das gespenstische Wasser, das fahl leuchtend an die Höhlenränder platschte und klatschte.
    «Hier ist es ja nicht besonders schön», sagte Rhumpa.
    Harry schüttelte verzweifelt den Kopf. «Je mehr Porno wir aus der Welt herausgesaugt haben, desto größer ist das Monster geworden», sagte er. «Das hatten wir so nicht vorausgesehen. Natürlich dachten wir, es könnte kleine, spontan generierte Anomalien geben. Aber das hier – das hier ist eine Personifizierung des Polymorphen, wie sie die Welt der menschlichen Leck-Fickerei noch nicht gesehen hat. Ich habe früher als Trainer im Ocean Playground gearbeitet. Die Kalmar-Vorführung dort war verglichen damit nichts.»
    In dem Moment fuhr ein mächtiger Arm aus der öligen Flüssigkeit, und eine riesige Hand griff einfach so in die Luft. Am Unterarm baumelten fünf Penisse – es sah aus wie ein bizarrer Dudelsack. Die Hand war ein Klumpen aus einem halben Dutzend Vaginen.
    «Das ist ja eklig», sagte Rhumpa.
    Harry schüttelte verzweifelt den Kopf. «Die pumpen hier so viel Porno rein, das wird einfach immer mehr, und alle paar Tage wächst daraus eine neue Gliedmaße. Es hat ungefähr zehn Arme. Einer ist richtig lang, aber viele sind kleiner.»
    «Dass es nicht hübsch ist, sehe ich», sagte Rhumpa. «Aber ist es gut, oder ist es böse?»
    «Das weiß niemand», sagte Harry. «Niemand kennt seine Sprache.»
    «Ich versuche mal, ein paar Worte mit ihm zu sprechen», sagte Rhumpa. Sie legte die Hände um den Mund. «Hey, Longdog!», rief sie mit lauter Autorität. «Sahneschuss! Fotzenloch!»
    Die Pornohand hielt einen Moment lang inne, stellte das Greifen ein und tauchte dann wieder unter die zinnoberroten Wellen wogender Schmutzmetaphorik ab.
    «Sie können ja richtig Sprachen», sagte Harry beeindruckt.
    Rhumpa wusste, dass sie mit dem Pornomonster sprechen konnte, wenn sie nur genügend Zeit und Ruhe hatte. «Hier kann ich nicht in Beziehung mit ihm treten», sagte sie. «Gibt es vielleicht eine Nebenkammer, wo wir hinkönnten?»
    «Klar», sagte Harry. «Das Schleusentor hat einen Überlauftank, und manchmal zieht sich das Monster dorthin zurück, um sich auszuruhen.»
    Plötzlich schossen aus der schaumigen Brühe mehrere spermaartige Fontänen, die aber die Farbe von Orchideen und Navelorangen hatten.
    Rhumpa sah Harry fragend an. «Es masturbiert unablässig», sagte Harry. «Sie müssen wohl einen Taucheranzug anziehen.»
    Rhumpa nickte. Sie gingen in den Raum neben dem Überlauftank. Rhumpa zog Hemd und Hose aus und stieg in den Anzug.
    «Seien Sie vorsichtig», sagte Harry. «Unser Rückhaltesystem ist nur so gut wie sein schwächstes Glied.»
    «Meinen Sie, es kann Liebe empfinden?», fragte Rhumpa.
    «Das bezweifle ich», sagte Harry. «Ich habe Hawkings Buch über die ersten Sekunden des Universums gelesen. Ich glaube, unser Monster hier kommt dem ziemlich nahe, soweit ich eben wissen kann, wie das war.» Harry zögerte. Er war ein wenig blass um die Nase. «Ich werde Sie hier alleinlassen müssen. Aber ich kann Sie auf dem Monitor sehen. Männer können die Pornodämpfe nicht sehr lang einatmen, dann werden sie ohnmächtig. Wir brauchen ein Sauerstoffgerät. Frauen sind da anscheinend eher immun.» Harry zog sich zurück.
    Rhumpa trat an den gefliesten Rand des zusätzlichen Schmutzwasserbeckens. Sie rief: «He, Pornomonster! Fotzen-Talk! Da ist es!» Sie umfasste ihr Genital über dem Taucheranzug.
    Es gurgelte, und die Luft fühlte sich plötzlich anders an. Rhumpa spürte, dass das Pornomonster in den Zusatztank geglitten war. Sie wartete.
    «Wenn du da bist», sagte sie nervös, «zeig mir deine größte Hand.»
    Es roch nun kräftig nach Sexflüssigkeiten, dann erschien eine riesige, gesprenkelte Hand. Rhumpa war schockiert, wie groß sie war, wie frisch geformt und stark. Sie tastete nach den Stäben, die sie von der Pornogülle trennten, und hielt sich daran fest.
    «Wenn du verstehst, was mein Fotzenmund dir sagt, und wenn du verstehst, wie gern ich mich jeden Morgen vor der Arbeit windelweich wichse, dann halte bitte den Mittelfinger hoch.»
    Das Pornomonster schleuderte den Mittelfinger hoch, worauf ein irisierender Schwall über Rhumpa hinwegschwappte.
    Sie rief Harry mit dem Walkie-Talkie am Kontrollpult an. «Harry, entriegeln Sie das elektrische Tor.
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