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Haus der Löcher (German Edition)

Haus der Löcher (German Edition)

Titel: Haus der Löcher (German Edition)
Autoren: Nicholson Baker
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entdeckt», sagte Shandee mit einer gewissen Schärfe.
    Rianne nickte. «Er fühlt sich schön an.»
    «Allerdings», pflichtete Shandee ihr bei.
    Rianne sagte, sie habe einiges über den Arm in Erfahrung gebracht und darüber, wo er herkomme. «Er gehört einem gewissen Dave», sagte sie.
    «Das wusste ich auch schon», blaffte Shandee.
    «Dave ging ins sogenannte Haus der Löcher. Dort hatte er um einen dickeren Penis gebeten. Anscheinend geht das. Aber es kostet. Die Direktorin, eine Frau namens Lila, sagte zu ihm: ‹Wären Sie bereit, für einen größeren Penis Ihren rechten Arm zu geben?› Dave lehnte erst ab, weil er seinen rechten Arm für seine Illustrationen brauchte. Aber Lila meinte, das sei nur vorübergehend – nur so lange, bis jemand den Arm fand, ihn zurückbrachte und wieder an ihm befestigte. Dave sagte: ‹Na, wenn es nur vorübergehend ist, dann gern.› Also unterzog er sich einer freiwilligen Amputation nahe am Ellbogen, und sein Arm kriegte die netzunabhängige Überlebenseinheit draufgesteckt.»
    «Da hast du ja einiges rausgefunden», sagte Shandee.
    «Ich muss schon sagen, seine Berührung ist extrem zärtlich», fuhr Rianne fort. Sie warf sich wieder aufs Bett und legte sich den Arm auf die Brust.
    Shandee sah zu, wie die Hand Riannes Hemd auseinanderschob und wieder ihre Brust fand.
    «Hmm», sagte Shandee. «Ich weiß ja nicht. Ich habe ihn doch gefunden, nicht du.» Sie verspürte fingerschnippende Eifersucht.
    Riannes Lippen teilten sich. «O Gott, seine Finger wissen wirklich, was zu tun ist», sagte sie und errötete. Die Hand rollte sanft ihre Brustwarze wie eine zarte runde Erbse. Und dann umfasste sie ihre ganze Brust und schüttelte sie einmal. Daraufhin machte sie kehrt und kroch über ihren Bauch in Richtung Schlafanzughose.
    «Und das lässt du einfach so geschehen?», sagte Shandee fasziniert.
    «Mm, ja», sagte sie. «Könntest du wohl das Licht dämpfen?»
    Shandee knipste das Deckenlicht aus und sah zu, wie der Arm den Knoten von Riannes Schlafanzughose löste. Er verschwand. Rianne machte «Fuuuuuh».
    Shandee wandte sich ab. «Er hat’s gefunden», sagte Rianne, «O Mann, das ist wahre Könnerschaft.» Dann veränderte sich ihre Stimme, und sie sagte: «O Gott, zwei Finger. Haa. Haa.» Shandee sah zu ihr hin. Riannes Knie waren auseinandergeklappt und ihre Augen zu Schlitzen geschlossen. «Anscheinend will er mich kommen lassen, o Gott, o Scheiße.» Dann: «Ham, ham, uh, uh, uh, uh, uh, uh, ham, ham, HAA!»
    Sie lag still und hielt den Arm hoch. Er machte mit den Fingern, die von ihren Sexsäften schimmerten, ein O.
    «Ich soll mit dir gehen?», sagte Rianne. «Okay, ich komme mit. Tschüs, Shandee, ich gehe!» Und sogleich verschwammen ihr Gesicht und ihr Körper, und sie wuschte zu einer langen dünnen Form zusammen, die durch das Finger-O von Daves Hand davonglitt.
    Weg war sie. Die Hand lag auf dem Bett. Sie kroch auf Shandee zu. Sie erreichte ihren Schenkel.
    Shandee gab ihr einen Kuli und blätterte auf dem gelben Block ein neues Blatt um. «Wo ist meine Zimmergenossin hin?», fragte sie.
    «Zum Haus der Löcher», schrieb der Arm. «Möchtest du da auch hin?»
    «Vielleicht», sagte Shandee. «Und wie?»
    «Wenn ich dich berühren darf», schrieb er.
    «Wo denn?», sagte Shandee.
    «Wo es wehtut.»
    «Mir tut der Kopf weh», sagte sie. «Nie genug Schlaf.»
    «Komm, ich helfe dir», kritzelte der Arm.
    Sie nahm ihn, und dann fuhr die Hand ihr durch die Haare, und als sie sie nach hinten in den Nacken führte, massierte sie ihr die Steifheit weg.
    Seine Finger waren jetzt agil und bebten. Sie gab ihm den Kuli zurück. «Tut es dir nicht noch irgendwo anders weh?», schrieb er.
    «Doch», sagte sie.
    Er schrieb: «MÖSE?»
    «M-hm», sagte Shandee. «Aber ich glaube wirklich, bevor du das tust, muss ich dich besser kennen. Du musst für mich mehr als nur ein Arm sein.»
    «Nimm mich morgen mit ins Seminar», schrieb er.
    Am nächsten Morgen fütterte sie ihn dann mit Fischpaste, ließ seinen Abfall ab, wickelte das Tuch um seine Überlebenseinheit und steckte ihn in ihre Tasche. Mitten im Seminar über den Roman des 19. Jahrhunderts spürte sie dann seine Finger, die ihr sehr sanft über die Wade strichen.
    Sie langte nach unten, hielt seine Hand und fand, dass es sich schön anfühlte.
    Als sie am Nachmittag nach Hause kam, wusch sie die Hand sorgfältig in der Spüle, ging dann mit ihr auf ihr Zimmer, dämpfte das Licht und legte «When Are We Going (To Do
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