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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition)
Autoren: Bentley Little
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die Kraft dieses Wesen gespürt . Es war so stark geworden, dass es den Innenbereich seines Hauses verändert hatte. Dieses Mal würde es ihn töten, bevor er es durch die Tür schaffte.
    Dann würde es Claire, Megan und James jagen.
    Er musste dem ein für alle Mal ein Ende bereiten.
    Julian nahm ein Glas vom Abtropfgestell, füllte es mit Wasser und öffnete die Advil-Flasche. Sie war noch fast neu. Auf dem Aufkleber stand, dass sie einhundert Tabletten enthielt. Er schüttete sich mehrere in die Hand und spülte sie mit Wasser hinunter. Nochmal. Und noch mal, und nochmal, bis die Flasche leer war. Da er noch nichts fühlte, irrte er im Esszimmer und Wohnzimmer herum.
    Er dachte daran, eine detaillierte Nachricht zu hinterlassen, ganz klar und unmissverständlich, weil er nicht wollte, dass es irgendwelche Fragen und Missverständnisse gab, er wollte nicht, dass sich Claire oder die Kinder schuldig fühlten. Es würde für sie hart genug werden, auch ohne die zusätzliche Belastung von Schuld und Verwirrung. Um sich hinzusetzen und einen Brief zu schreiben, war jedoch keine Zeit. Er musste schnell handeln, bevor es seinen Plan durchschaute. Darum versuchte er immer noch, seine Gedanken abzuschirmen, versuchte nicht zu denken, was er dachte, versuchte sich auf überflüssige Angelegenheiten zu konzentrieren. Sein Plan würde nur funktionieren, wenn ihm erlaubte wurde, ihn durchzuführen, wenn er das Überraschungselement blieb. Er konnte keine Zeit damit verschwenden, einen Brief an seine Familie aufzusetzen – und er konnte in dem Brief nicht erklären, was er erklären wollte, weil es dann auch davon erfahren würde.
    Außerdem würden Claire und die Kinder nicht wissen, dass er Selbstmord begangen hatte. Sie würden glauben, dass die Kreatur in ihrem Haus ihn umgebracht hatte. So schwer es ihnen auch fallen würde, das zu akzeptieren, war es immer noch besser als die Wahrheit.
    Er schaute nach links. Auf der Anrichte stand ein Foto, dass er von Claire und den Kindern bei dem Heißluftballon-Festival vor ein paar Jahren gemacht hatte. Claire hatte längere Haare gehabt und trug eine kurze Jeanshose, die ihr nicht mehr passte, und ein T-Shirt, das ihr ihre Schwester aus Santa Fe mitgebracht hatte. James fehlten zwei Vorderzähne, und Megan lächelte so unschuldig, wie sie es früher getan hatte, was sie aber in den vergangenen Jahren verloren hatte. Das Bild stimmte ihn traurig, nicht nur wegen allem, was er versäumen würde, sondern wegen allem, was schon weg war.
    Er holte das Bild von Miles heraus, das er in seiner Tasche getragen hatte, und lehnte es an das Bild vom Heißluftballon-Festival. Miles war neben James, und als man sie zusammen sah, war es offensichtlich, dass die beiden Brüder waren.
    Julian fing an zu weinen. Die Tränen brannten auf seinen Wangen, und er ließ sich auf die Couch fallen, wobei er einen seltsamen Ruck in seiner Brust fühlte.
    Er fragte sich, was das Letzte war, das er zu Claire gesagt hatte. »Ich liebe dich« war es nicht gewesen, obwohl es das hätte sein sollen. Es war etwas Banaleres wie »Ich bin so schnell wieder da, wie ich kann« oder »Soll ich dir noch etwas anderes mitbringen?«.
    Er sollte sie jetzt anrufen, es ihr jetzt sagen, ihr sagen, dass er sie liebte, aber sein Handy lag noch im Auto, wo er es auf den Sitz geworfen hatte, und selbst wenn die Telefone im Haus funktionierten, was fraglich war, waren seine Finger nicht mehr in der Lage zu wählen. Sie fühlten sich fett an, wie überfüllte Würste, und als er versuchte mit ihnen zu wackeln, stellte er fest, dass er nicht konnte.
    Er konnte seinen linken Arm gar nicht mehr bewegen.
    Als sein Blick verschwommen wurde, als er immer schwächer wurde, schaute er zu den Bildern seiner Frau, seiner Tochter und seiner Söhne hinüber. Eine letzte Träne kullerte an seiner Wange hinunter.
    Auf Wiedersehen , dachte er.

Fünfunddreißig
    Er kämpfte.
    Er war nicht mehr er selbst. Es gab kein Selbst mehr. Er suchte nach einem Halt, versuchte sich daran zu erinnern, was er gewesen war, und herauszufinden, was er jetzt war. Er war ein Teil von etwas, aber er war darin verloren, blind, hilflos, nur mit primitivsten Sinnen, die ihn lenkten. Dann wurde er berührt und er berührte, Energie strömte in ihn hinein, durch ihn hindurch, vernetzte in mit allem, mit dem Ganzen. Die Gestalt, die er angenommen hatte, war enorm und mächtig, und er konnte darin den rivalisierenden Willen der Tausenden von Leuten fühlen, die vor ihm
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