Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
sie bescheiden. “Du warst nur zwei Meter von mir entfernt.”
    “Es ist aber deine Entdeckung.”
    “Wir arbeiten als Team, also entdecken wir auch als Team”, beharrte sie stur.
    “Ich habe nicht vor, deine Lorbeeren zu ernten!”
    “Ich will trotzdem, dass du es ihm sagst. Bitte, ja?”
    Mit einem schweren Seufzer erwiderte er: “Ja, ja, schon gut. Ich hole ihn her. Aber ich werde nicht lügen.”
    “Du lügst ja auch nicht, wenn du sagst, dass wir die Knochen als Team entdeckt haben.”
    Einen Moment lang sah er sie nur an, dann berührte er sie fast liebevoll am Kopf. “Okay, ich verstehe schon, Kleine. Du willst nicht im Mittelpunkt stehen. Ich werde mein Bestes geben, um dir zu helfen. Vorläufig jedenfalls.” Wie ein Bruder strich er ihr über die Wange und lächelte sie aufmunternd an.
    “Danke”, erwiderte sie leise.
    “Du kriegst das alles schon wieder in den Griff. Du schlägst dich wirklich hervorragend”, versicherte er ihr.
    Den Blick zu Boden gerichtet, nickte sie, hatte jedoch ihre Zweifel an Brads Worten. Ein Jahr war inzwischen vergangen. Sie funktionierte zwar, aber den Schmerz spürte sie jeden Tag aufs Neue. Die Arbeit tat ihr gut, und es half ihr immens, dass ihre Freunde zu ihr standen.
    Die Nächte jedoch waren eine einzige Qual.
    Und das Leben selbst …
    Nun, das Leben selbst war ein ganz anderes als vor einem Jahr. Der Unterschied war ihr deutlich geworden, als sie nach der Explosion noch im Krankenhaus gelegen hatte. Hätte sie nicht in einer Zeitschrift diesen Artikel über Adam Harrison und seine Firma Harrison Investigations gelesen …
    Vermutlich wäre sie schon längst tot – gestorben vor Angst – oder in einer psychiatrischen Klinik gelandet. Adam Harrison und sein Team, allen voran Nikki Blackhawk, hatten sie vor Wahnsinn und Tod bewahrt. Doch das waren Dinge, über die sie mit niemandem reden konnte – nicht mit Brad und erst recht nicht mit Professor Laymon.
    Sie sah Brad nach, wie er zu Laymon ging. Brad war eindeutig einer von den Guten, sogar der Beste. Ein Bruder hätte nicht besser zu ihr sein können als er. Als sie vor Jahren ihre gemeinsame Arbeit begannen, da war er schon bald an mehr als nur an einer kollegialen Beziehung und einer Freundschaft interessiert gewesen. Doch niemand konnte es mit Matt aufnehmen. Hinzu kam noch, dass sich beide bestens verstanden und sich im Laufe der Zeit eine echte Männerfreundschaft zwischen ihnen entwickelte.
    Leslie war froh darüber, dass sich sein Verhalten ihr gegenüber nicht verändert hatte. Er unterstützte sie, wo er nur konnte, und es gab keinen Hinweis darauf, dass sich aus seiner Zuneigung ein sexuelles Verlangen entwickeln könnte. Und auch Leslie war felsenfest davon überzeugt, dass sich ihre freundschaftlichen Gefühle für ihn niemals ändern würden.
    Brad war groß, muskulös, geduldig, intelligent und witzig. Für jede andere Frau wäre er der perfekte Mann, nur nicht für sie selbst. Das Schöne an ihrer Freundschaft war, dass sie ihrer Arbeit beide mit der gleichen Leidenschaft nachgingen. Nach der entsetzlichen Explosion und dem Verlust von Matt hatte Leslie die Freude am Leben verloren. Erst die ehrliche Begeisterung, die sie in Brads Augen sah, nachdem sie gemeinsam etwas Bedeutsames ausgegraben hatten, ließ sie erneut auf einen Sinn im Leben hoffen. Und noch immer verdankte sie es meist ihm, dass sie sich vergnügen und ihren Spaß haben konnte, wenn sie nach der Arbeit noch zusammen irgendwo etwas tranken oder aßen. Seine Anwesenheit bewahrte sie davor, von anderen Männern angesprochen zu werden. Wenn er aber eine Frau sah, die ihn interessierte, dann stellte Leslie sich ihm nicht in den Weg.
    Vor der Explosion hatten sie beide schon gut zusammengearbeitet. Doch inzwischen verließ sie sich noch stärker auf ihn als zuvor – auch wenn sie für gewöhnlich die Vergangenheit klarer “sah” und mit einer beängstigenden Präzision die richtigen Stellen für ihre Ausgrabungen bestimmte. Manchmal sah Brad sie etwas skeptisch an, doch wenn sie es mit einem Schulterzucken abtat, ließ er es auf sich beruhen.
    Sie sah zu, wie er mit Laymon redete. Dessen Miene verwandelte sich zusehends in ein ungläubiges Strahlen. Sofort stand er auf und kam zu Leslie gelaufen, während er die anderen aus dem Team – Lehrer, Studenten, Freiwillige – zu sich rief. “Passt auf, wo ihr hintretet”, warnte er sie. “Wir wollen ja nicht, dass die ganze Arbeit vergebens war.” Mit einem Satz sprang er über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher