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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House
Autoren: Heather Graham
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das Absperrband, das um die gesamte Ausgrabungsstätte verlief und sie gleichzeitig in kleine Flächen unterteilte, damit man die Funde leichter katalogisieren konnte. Laymon wirkte so aufgedreht wie ein kleines Kind, das seine Geburtstagsgeschenke einen Tag früher als erwartet auspacken durfte.
    Fragend wanderte sein Blick zwischen Leslie und dem ausgegrabenen Schädel hin und her. Ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinem faltigen Gesicht ab. Er schob die Brille hoch und rieb sich seinen weißen Kinnbart, der ihm das Aussehen eines Bilderbuch-Professors verlieh. “Sie haben es geschafft, Leslie”, hauchte er.
    “
Wir
haben es geschafft”, berichtigte sie ihn leise.
    “Das restliche Skelett legen wir morgen früh frei, und dann schicken wir es den Leuten im Smithsonian. Heute Abend ist es schon zu spät, um noch weiterzuarbeiten. Lasst uns dieses Gebiet aber noch sichern, bevor wir Feierabend machen. Und wenn wir morgen wieder herkommen, wird mit der gewohnten Sorgfalt auf Hochtouren gearbeitet. Leslie, ich könnte Sie umarmen. Nein, ich
werde
Sie umarmen!” Er zog sie hoch, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Als die Umstehenden zu applaudieren begannen, überzog eine leichte Röte ihr Gesicht.
    “Hey, Leute, hört auf”, protestierte sie. “Wir arbeiten hier alle zusammen, und Brad war derjenige, der diesen speziellen Bereich abgeteilt hat.”
    “Trotzdem ein gewaltiger Fund”, widersprach Professor Laymon. “Die Journalisten werden mit Ihnen reden wollen. Das ist eine aufregende Sache nicht nur für diese Gegend, sondern für alle Historiker.”
    “Bitte nicht”, sagte sie ruhig, aber entschlossen. “Lassen Sie Brad mit der Presse reden. Oder besser noch: Machen Sie beide das als Team.”
    Laymon sah sie ein wenig verärgert an.
    “Bitte”, wiederholte sie mit mehr Nachdruck.
    Er seufzte und betrachtete sie mit einem traurigen Ausdruck in seinen grauen Augen. “Früher waren Sie nicht so zurückhaltend”, meinte er. “Okay, tut mir leid. Ich verstehe schon. Es ist nur …” Er stockte und schüttelte den Kopf. “Ich verstehe schon. Wenn es Ihnen so lieber ist. Gut, dann werde ich mal die Pressekonferenz anleiern, und Sie bleiben hier. Schnappen Sie sich ein paar Studenten, damit die Ihnen helfen. Und sorgen Sie dafür, dass hier alles gesichert wird, bis wir morgen früh weitermachen. Ich werde sehen, ob ich die Polizei dazu überreden kann, hier die Augen offenzuhalten.”
    Leslie war sich nicht sicher, warum jemand einen Armenfriedhof schänden sollte, doch sie wusste, dass in der Vergangenheit schon des Öfteren Ausgrabungsstätten durch Unbefugte beschädigt oder sogar völlig zerstört worden waren. Sie versicherte Laymon, sich um alles zu kümmern und selbst Wache zu halten, bis sie sich schlafen legen würde.
    Nach einem langen, forschenden Blick in ihre Augen wandte sich Laymon kopfschüttelnd zum Gehen, dicht gefolgt von Brad, bei dem sich eine kurvenreiche rothaarige Studentin untergehakt hatte. Leslie nahm sich vor, ihn damit später noch aufzuziehen.
    Einen Moment lang fragte sie sich, wie Brad wohl über sie redete, wenn er sich für eine Frau interessierte.
Meine Freundin Leslie? Oh, das ist rein platonisch. Sie war verlobt, aber dann gab es einen schrecklichen Unfall. Ihr Verlobter starb dabei, und sie selbst hat nur knapp überlebt. Das macht ihr immer noch zu schaffen, darum versuche ich, für sie da zu sein.
    Ja, es machte ihr in der Tat noch immer zu schaffen. Aber die ganze Tragödie lag ja schließlich auch noch nicht allzu lange zurück, erst ein Jahr …
    Erst ein Jahr.
    Sie fragte sich, ob sie je wieder das Gefühl verspüren würde, dass es irgendwo den idealen Mann für sie gab. Im Augenblick verspürte sie nur eines …
    Kälte.
    Ein Jahr war es her, seit sie Matt zu Grabe getragen hatte – und mit ihm ihr Leben …
    Mit einem Kopfschütteln zwang sie sich, diese trüben Gedanken loszuwerden und ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Arbeit zu lenken.
    Obwohl sie eigentlich früh schlafen gehen wollte, ließ sie sich doch dazu überreden, ihren Fund mit den anderen zu feiern. Sie entschieden sich für ein Pancake-House an der Hauptstraße – nichts Vornehmes, schließlich gab es ein Budget einzuhalten, das auch so schon an allen Enden zu knapp bemessen war. Als die Gruppe danach aber auch noch für ein paar Drinks in eine Kneipe einkehrte, gelang es ihr, sich zu verabschieden.
    Stattdessen ging sie zu ihrer Unterkunft, einem charmanten
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