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Harrys Höllen-Cocktail

Harrys Höllen-Cocktail

Titel: Harrys Höllen-Cocktail
Autoren: Jason Dark
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große, grüne Lunge Londons gefüllt ist. Bei diesem miesen Wetter aber war nichts los. Trübes Grau, wohin man schaute, dazwischen der Schnee, dann die Nässe auf dem Boden, die Pfützen, die schon an kleine Seen erinnerten.
    Da blieb man lieber zu Hause.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und ließ die Seitenscheibe zu einem Drittel nach unten fahren, damit der Rauch abziehen konnte. Daß dabei einige Flocken in das Innere des Wagens geweht wurden, störte mich nicht weiter und Bill auch nicht.
    »Ich gebe ihm noch eine Viertelstunde«, sagte ich. »Mehr nicht.«
    »Was versäumst du denn?« fragte Bill.
    »Mein Bett.«
    »Das kennst du doch.«
    »Trotzdem, ich wollte mal so richtig ausschlafen. Das Wetter ist nahezu ideal dafür.«
    Bill hob die Schultern. »Sorry, John, ich wollte mich ja mit ihm bei mir zu Hause treffen. Er hat abgelehnt. Einen neutralen Treffpunkt hatte er sich ausbedungen.«
    »Vor wem hat er Angst?«
    »Das wird er uns sagen.«
    »Hast du ihn überhaupt gefragt?«
    »Ja, und Sheila auch. Selbst ihr hat er nichts erzählt.«
    »Dann scheint er Druck zu haben.«
    »Glaube ich auch.«
    Wir brauchten nicht mehr lange zu warten, denn ein Wagen bog auf den Parkplatz ein. Er hatte die Lichter eingeschaltet, die als blasse, gelbe Streifen in den grauen Tag stachen und von wirbelnden Schneeflocken durcheilt wurden.
    Der Wagen fuhr neben uns. Trotzdem blieb noch genügend Abstand, so daß ich den Fahrer kaum erkennen konnte. Dafür den Wagentyp. Es war ein amerikanischer Schlitten, ein Cadillac. Von der Grundfarbe her weiß. Doch jetzt lag schmutziger Schnee auf seinem Dach. Bill schaute nach rechts, öffnete die Tür und gab mit der Hand ein Zeichen. Der andere winkte zurück. »Alles klar!« meldete der Reporter.
    »Willst du aussteigen?«
    »Nein, er kommt.«
    »Wird ein wenig eng im Porsche.«
    »Das ist sein Problem.«
    Die Fahrertür des Caddy schwang auf, und ich bekam Gelegenheit, mir den Knaben anzuschauen.
    Er war es auch wert, angesehen zu werden.
    Ja, so wie Yves Ducce stellte man sich den typischen Modezaren vor. Er trug eine weiße Pelzjacke, eine ausgestellte blaue Hose und eine Brille mit farbigem Gestell. Gegen die Gläser tupften Schneeflocken. Ducce wischte sie mit einer ungeduldig wirkenden Bewegung weg.
    »Ein Traumtyp!« sagte ich leise.
    »Noch schlimmer. Aber was willst du machen, John? Du bist eben nicht in.«
    »Darauf kann ich sogar stolz sein.«
    Der Traumtyp aus der Modebranche zögerte noch. Vielleicht konnte er auch schlecht sehen, der Schnee fiel ziemlich dicht, er ging einen Schritt vor und auch wieder zurück, so daß er praktisch nichts dabei gewonnen hatte. Mit dem Rücken berührte er dabei die Wagentür und drückte sie wieder ins Schloß.
    »Da stimmt was nicht!«
    »Wieso?« fragte ich.
    »Weshalb kommt er nicht?«
    »Der ist eben eigen. Geh hin.«
    »Das mache ich auch.« Bill stieß die Tür auf.
    Ich beobachtete den Kerl weiter. Vor Sekunden noch hatte ich meinem Freund widersprochen, mittlerweile aber war ich der Ansicht, daß tatsächlich einiges nicht in Ordnung war, denn wie dieser Modezar verhielt sich kein normaler Mensch.
    Er hatte mir jetzt den Rücken zugedreht. Seine Hände lagen auf dem Wagendach des Caddy. Er hatte den Kopf nach vorn gedrückt, bewegte ihn nickend, und ich zuckte zusammen, weil Bill den Wagenschlag des Porsche zuknallte.
    Dann sah ich ihn um den Flitzer herumgehen. Alles war harmlos, sah völlig normal aus, aber ich bekam plötzlich das Gefühl, neben einem Pulverfaß zu sitzen.
    Noch sah ich Bills Schatten, eingehüllt in die fallenden Schneeflocken. Dann schaute ich wieder zur anderen Seite und wollte den Wagenschlag aufstoßen.
    Ich zögerte noch, etwas warnte mich.
    Vielleicht war es Ducce!
    Er lehnte sich mit dem Rücken gegen seine Wagenseite. Das war es nicht, was mich störte. Die Veränderung machte mich viel mehr an.
    Sein Körper schimmerte blau. Der gesamte Mann besaß diese Farbe. Er kam mir vor, als wäre er von innen angestrichen worden und es hätte dabei gleichzeitig ein Blutaustausch stattgefunden, wobei das Blut die blaue Farbe angenommen hatte.
    »Bill, weg!«
    Mein Freund mußte mich gehört haben, es war zu spät. Von einem Moment zum anderen schlug die andere Macht zu.
    Yves Ducce explodierte!
    Er war plötzlich verschwunden. Es gab nicht einmal einen lauten Knall. Ich sah noch etwas zur Seite fliegen, vielleicht einen Schatten. Bill lag plötzlich auf dem nassen Boden, auch der Porsche vibrierte ein wenig,
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