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Harrys Höllen-Cocktail

Harrys Höllen-Cocktail

Titel: Harrys Höllen-Cocktail
Autoren: Jason Dark
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»Man erzählt sich so einiges von dir, mein Freund.«
    »Und was?«
    »Daß du für viele Probleme eine Lösung anbieten kannst.«
    »Vielleicht.«
    Ramons Blick wurde lauernd. »Auch für meine?«
    Der Keeper nahm ein Glas, säuberte es und tat sehr unbeteiligt. »Es kommt darauf an.«
    »Auf was?«
    »Umsonst ist der Tod.«
    Der Spanier lachte. »Harry, du bist raffiniert, aber das ist gut. Welcher Geschäftsmann ist das nicht?«
    »Eben.«
    »Wieviel willst du?«
    »Die Hälfte würde reichen.«
    »Von was?«
    »Von den Hunderttausend natürlich.« Ramon atmete schnaufend aus.
    »So etwas nennt man Halsabschneider. Aber das ist egal. Ich habe viel über dich gehört. Man vertraut dir und deinem Rat, auch wenn er teuer ist. Deshalb werde ich dir die Hälfte zahlen, wenn du mir den Rat gegeben hast.«
    »Nein, Ramon.«
    »Wie? Auf einmal nicht mehr?«
    »Davon habe ich nichts gesagt. Ich rede von Vorkasse. Erst das Geld, dann folgt der Rat.«
    Ramon nickte ein paarmal. »So ist das also«, sagte er mit flüsternder Stimme. »Jetzt begreife ich. Du bist eine linke…«
    Harry hob die Hand, und Ramon verstummte. »Keine Drohungen, bitte. Ich wollte nichts von dir. Du kamst zu mir. Wenn sich herumgesprochen hat, wie gut die Ratschläge sind, die ich gebe, muß etwas daran sein. Oder nicht?«
    »Stimmt schon.«
    Harry gab ein wenig nach. »Wir werden nicht hier in der Bar bleiben, aber im Haus.«
    »In deiner Kammer?«
    »Wieso?«
    »Man spricht davon.«
    »Es wird viel erzählt.« Harry breitete die Arme aus. »Entweder oder, Ramon. Wir können es sofort versuchen. Du stellst den Scheck aus, ich gebe dir Tips.«
    »Du weißt ja nicht, worum es geht.«
    »Das brauche ich auch nicht.«
    »Ach.« Der Spanier staunte den Keeper an.
    Harry ließ sich nicht erweichen. »Der Scheck, Señor.«
    Ramon nickte. Er befand sich in einer Zwickmühle, mit einer so raschen Wendung des Geschehens hatte er nicht gerechnet. Er fühlte sich überrumpelt. Harry wurde in der Tat von den Reichen und den Nichtstuern an der Küste empfohlen, aber niemand konnte genau sagen, welcher Art seine Tips und Ratschläge waren.
    Man mußte sich schon auf ihn verlassen.
    Der Gast sah in das Gesicht des Keepers. Wieder lächelte Harry. Er lächelte ja so oft, das hatte Ramon bisher nichts ausgemacht, aber in diesem Fall war es etwas anderes. Auf irgendeine Art und Weise fühlte er sich durch dieses Lächeln hintergangen. Noch konnte er sich umdrehen und gehen. Dann war er mit seinen Sorgen allein, ohne Ratschlag. Harrys Hilfe aber kostete fünfzigtausend. Das war eben das Risiko.
    »Ich bin ein wenig müde, Ramon. Du verstehst das. Es soll nicht aussehen, als würde ich dich drängen, aber auch ich brauche meine Ruhe, Ramon.«
    Der Gast schwitzte. Mit dem rechten Handrücken wischte er den Schweiß von der faltigen Stirn. »Ja«, sagte er keuchend. »Ich mache es.« Er holte das Scheckbuch hervor, beobachtete Harry dabei, dessen Gesichtsausdruck der gleiche blieb. Nicht einmal in den Augen war ein gieriges Flimmern zu erkennen.
    Der ist kalt, dachte Ramon. Eiskalt. Noch schlimmer als die Leute, die der Spanier als seine Partner angesehen hatte. Aber wenn er mir tatsächlich helfen kann, soll es mir recht sein.
    So schrieb er die Summe aus.
    Fünfzigtausend waren für ihn nicht viel gewesen. Er hatte schon Schecks mit wesentlich höheren Summen ausgestellt, aber seine Hände hatten dabei selten so gezittert. Vielleicht vor Jahren, als er noch jung war. Unterschrieb er damit sein eigenes Todesurteil? Hoffentlich nicht…
    Harry schaute sich den Scheck an, der ihm gereicht wurde und hörte auch Ramons Kommentar. »Jetzt bist du an der Reihe!«
    Der Keeper steckte den Scheck ein. »Sicher, Ramon, sicher, ich halte meine Verträge.«
    »Und?«
    »Wie und?« Harry glättete seine silberfarben schimmernde Smokingjacke mit dem violetten Revers.
    Der Spanier krümmte den Zeigefinger und bewegte ihn. »Ich will deinen Ratschlag.«
    »Das ist klar, aber nicht hier.«
    »Wo denn?«
    »Bei mir.«
    »Ach so.« Ramon grinste. »Jetzt kommt deine berühmte Wohnung oder dein Zimmer. Ich hörte davon. Niemand weiß so recht Bescheid…«
    »Du wirst es sehen, komm.«
    Ramon wartete, bis Harry hinter der Bar hervorgekommen war und sich nach rechts wandte, wo es noch einen zweiten Ausgang gab. Federnd ging Harry vor, ganz der große Sieger. Auf seinen Lippen lag ein kühl wirkendes Lächeln, die Augen glänzten, denn er wußte genau, wo er hinzugehen hatte und was
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