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Harrys Höllen-Cocktail

Harrys Höllen-Cocktail

Titel: Harrys Höllen-Cocktail
Autoren: Jason Dark
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und als ich durch die Seitenscheibe schielte, sah ich zwischen dem Caddy und mir nichts mehr.
    Da hatte einmal Yves Ducce gestanden.
    Mir wurde auf einmal eiskalt…
    ***
    Ich rang nach Luft, als hätte mir jemand einen Schlag unter die Gürtellinie versetzt. Mit der rechten Hand wischte ich über meine Augen, die linke war zur Faust geballt.
    Bill Conolly rappelte sich langsam hoch, taumelte dabei und kam mir vor, als hätte er zuviel getrunken. An der flachen Kühlerhaube stützte er sich ab und schüttelte den Kopf. Die Schneeflocken blieben in seinen braunen Haaren kleben. Es war auch sicherlich nicht der Grund für sein Kopfschütteln. Bill war ebenso perplex wie ich.
    Endlich überwand ich mich selbst und verließ den Wagen. Ich blieb dort stehen, wo sich vor einer halben Minute noch ein Mann namens Yves Ducce aufgehalten hatte.
    Von ihm war nichts mehr zu sehen. Nicht einmal ein Schuh. Ich hörte Bill husten und drehte mich um. Der Reporter hob die Schultern. Sein Blick war glasig, der Mann selbst kam mir leicht angeschlagen vor.
    »John, das ist verrückt.«
    »Oder Magie.«
    »Verdammt, der ist weg.«
    »Sogar explodiert.«
    Wir schoben uns die Dialogsätze hin und her, mehr konnten wir nicht tun, denn keiner von uns wußte eine Erklärung. Bill wischte über sein Gesicht. Er stemmte sich von der Haube weg, ging einige Schritte und hielt dabei den Kopf gesenkt, als wollte er nach Spuren suchen, die auf den Modeschöpfer hinwiesen. Es gab keine.
    Nur der nasse Boden und die Pfützen in der Nähe. Von einem Mann namens Ducce sahen wir nichts.
    Schweratmend blieben wir stehen. Allmählich sah mein Freund auch wieder aus, als könnte er einen klaren Gedanken fassen. »Well, John«, sagte er, »da war er plötzlich verschwunden. Einfach so. Weg, atomisiert, furchtbar.«
    »Was hast du bemerkt?«
    Bill schaute mich erstaunt an.
    »Ich soll etwas bemerkt haben? Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Wieso? Du warst draußen, hast praktisch in seiner Nähe gestanden. Ich bekam nur einen Teil der Wellen mit, die den Porsche schüttelten. Du hast auf der Erde gelegen. Weshalb?«
    »Mich hat es einfach umgehauen.«
    »Wer oder was?«
    »Der Druck. Du hast ihn nicht so gespürt, ich bekam ihn voll mit. Das war nicht zu ändern.«
    »Hast du sonst noch etwas festgestellt?«
    »Wie meinst du das?«
    »An Ducce?«
    Bill hob die Schultern. »Eigentlich nichts. Er benahm sich nur höchst seltsam, als wäre er dabei, sich noch einmal alles zu überlegen.«
    »Eben.«
    »Dann muß er es vorher gespürt haben.«
    »Der Meinung bin ich auch.«
    »John«, sagte mein Freund. »Ich brauche erst einmal einen Schluck auf diesen Schreck.«
    »Nein, du wirst dich noch gedulden. Wir müssen zuvor den Wagen untersuchen.«
    »Ob wir da etwas finden?«
    »Ich hoffe es. Oder weißt du etwas über Ducce? Ich meine, sein Leben oder so.«
    Bill schaute in den Schnee, der dünner geworden war, weil die Hälfte der Tropfen aus Regen bestanden. »Nein, ich habe auch keine Ahnung. Wirklich nicht.«
    Die Caddytür war nicht verschlossen. Aus dem Wagen drang mir Wärme entgegen. Daß ein Mensch so restlos verschwinden konnte, bereitete mir Unbehagen. Wenn jemand explodierte, aus welchen Gründen auch immer, blieben, so hart es sich anhört, immer Reste zurück. Bei Ducce war es anders.
    Ihn hatte es kalt erwischt.
    Nur mußte er sein Ende geahnt haben, sonst hätte er sich nicht so unnatürlich benommen.
    Ich blieb hinter dem Lenkrad hocken. Der Wagen gehörte ihm nicht. Es war ein Leihwagen. Immerhin hatten wir eine Spur. Über die Firma würden wir vielleicht mehr erfahren können.
    Bill und ich durchsuchten den Wagen. Wir fanden nichts, was uns weitergebracht hätte. Wer sich einen Wagen lieh, ließ auch nichts Persönliches zurück.
    »Mir scheint«, sagte der Reporter, »als hätte er seine Spuren verwischt.«
    Ich schaute mich in dem Fahrer-Cockpit um. Leider konnte er nichts mehr sagen. »Er war eine lebende Zeitbombe, die irgendwie unter Kontrolle gestanden hat.«
    »Unter wessen?« fragte Bill.
    »Keinen blassen Schimmer.«
    »Ist er der einzige gewesen, oder gibt es noch andere Personen, die als lebende Zeitbomben herumlaufen?«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Schwarzmalen möchte ich ja nicht, aber es ist zu befürchten.«
    »Dann hatte er uns sicherlich warnen wollen.«
    »Glaube ich auch.«
    »Und die anderen haben davon erfahren. Vielleicht hielten sie ihn sogar unter Kontrolle oder Beobachtung.«
    »Wir haben aber nichts
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