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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton
Autoren: Michael Connelly
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werde dich doch nicht vor der Verhaftung belehren. Du kennst doch die Polizeivorschriften.«
    Bosch lächelte ihn an, er hatte sich den letzten Satz nicht verkneifen können.
    »Gehen wir, Bremmer«, sagte er, als er den Sieg ausgekostet hatte.

32
    Als Bosch am Dienstag morgen Bremmers Artikel über die Ermordung Honey Chandlers oben auf der ersten Seite las, genoß er die Ironie des Schicksals. Kurz vor Mitternacht hatte er den Reporter ohne Kautionsmöglichkeit im County-Gefängnis inhaftieren lassen und nicht die Presseabteilung verständigt. Nichts war bis Redaktionsschluß nach draußen gedrungen und jetzt prangte auf der Titelseite der Zeitung ein Artikel über den Mord, den der Mörder selbst geschrieben hatte. Es gefiel ihm. Er lächelte beim Lesen.
    Die einzige Person, der Bosch Bescheid gesagt hatte, war Irving. Die Kommunikationszentrale hatte eine Telefonverbindung hergestellt, und in einem halbstündigen Gespräch hatte er dem Assistant Chief jeden Schritt beschrieben, den er unternommen hatte, und alle Beweisstücke, die zu der Verhaftung geführt hatten. Irving gratulierte ihm nicht, tadelte ihn jedoch auch nicht, die Verhaftung allein vorgenommen zu haben. Das eine oder das andere oder beides würde kommen, nachdem klar war, ob die Verhaftung aufrechterhalten würde. Das war beiden Männern klar.
     
    Um neun Uhr morgens saß Bosch im Kriminalgerichtsgebäude vor dem Schreibtisch eines jungen Staatsanwaltes, der für die Verfahrenseinleitung zuständig war. Zum zweiten Mal innerhalb von acht Stunden berichtete er sorgfältig und in Einzelheiten, was sich ereignet hatte, und spielte dann das Tonband vor. Der Staatsanwalt namens Chap Newell machte sich Notizen auf einem gelben Block. Er runzelte ab und zu die Stirn oder schüttelte den Kopf, weil die Tonqualität nicht gut war. Die Stimmen in Bremmers Wohnzimmer wurden von den Eisenwindungen des Heizkörpers zurückgeworfen, und es entstand ein blechernes Echo. Die wichtigsten Worte waren jedoch verständlich.
    Bosch schaute zu, ohne ein Wort zu sagen. Newell hatte vor höchstens drei Jahren sein Examen gemacht. Da nichts von der Verhaftung in den Zeitungen stand oder vom Fernsehen berichtet worden war, hatte sie noch nicht das Interesse eines der älteren Staatsanwälte auf sich gezogen. Newell hatte den Fall bekommen, weil er gerade an der Reihe war.
    Als das Band zu Ende war, machte sich Newell noch ein paar Notizen, um zu demonstrieren, daß er verstanden hatte, und schaute dann zu Bosch auf.
    »Sie haben noch nicht gesagt, was Sie in seinem Haus gefunden haben.«
    »Ich fand nichts, als ich es gestern schnell durchsuchte. Im Moment sind Kollegen mit einem Durchsuchungsbefehl dort und suchen gründlicher.«
    »Ich hoffe, sie finden etwas.«
    »Warum, Sie haben den Fall sauber aufgeklärt dort liegen.«
    »Und es ist wirklich sehr gute Arbeit, Bosch.«
    »Es bedeutet mir viel, das von Ihnen zu hören.«
    Newell sah ihn an und zog die Augenbrauen zusammen. Er war sich nicht sicher, wie er das verstehen sollte.
    »Aber, hm …«
    »Aber was?«
    »Nun, es steht außer Frage, daß wir ein Strafverfahren einleiten können. Es gibt viel Material.«
    »Aber was?«
    »Ich versuche mich in die Position des Verteidigers zu versetzen. Was haben wir wirklich. Eine Menge Zufälle. Er ist Linkshänder, raucht, kennt Einzelheiten über den Puppenmacher. Aber das sind keine zwingenden Beweise. Sie treffen auf viele Leute zu.«
    Bosch steckte sich eine Zigarette an.
    »Bitte, nicht …«
    Er atmete aus und blies den Rauch über den Tisch.
    »Was ist mit dem Brief und dem Stempel?«
    »Das ist gut, aber kompliziert und schwer zu begreifen. Ein guter Rechtsanwalt würde die Geschworenen überzeugen, daß es ein weiterer Zufall ist. Er würde alles verwirren, will ich damit sagen.«
    »Was ist mit dem Tonband, Newell? Wir haben sein Geständnis. Was wollen Sie …«
    »Aber während des Geständnisses, leugnet er das Geständnis ab.«
    »Nicht am Ende.«
    »Passen Sie auf, ich habe nicht vor, das Tonband zu verwenden.«
    »Was reden Sie da?«
    »Sie wissen, wovon ich rede. Er gestand, bevor Sie ihn über seine Rechte belehrten. Das könnte als illegale List betrachtet werden.«
    »Es gibt keine Spur von illegaler List. Er wußte, daß ich Polizist bin, und er kannte seine Rechte, ob ich sie ihm vorgelesen habe oder nicht. Er hatte einen Revolver auf mich gerichtet. Alle seine Aussagen waren freiwillig. Als er formal verhaftet war, belehrte ich ihn.«
    »Aber er
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