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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton
Autoren: Michael Connelly
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warteten auf Irvings Pressekonferenz. Seit Mittag hatte es keine weiteren Fortschritte gegeben.
    »Wo, glaubst du, hat er alles versteckt, Harry?« fragte Nixon, während er sich Kaffee eingoß.
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hat er irgendwo einen Lagerraum gemietet. Wenn er Videos aufgenommen hat, bezweifle ich, daß er sich davon trennen würde. Wahrscheinlich hat er irgendwo ein Depot. Wir werden es finden.«
    »Was ist mit den anderen Frauen?«
    »Sie sind irgendwo in der Stadt vergraben. Sie werden nur durch Zufall gefunden werden, wenn überhaupt.«
    »Oder falls Bremmer singt«, sagte Irving. Er war gerade hereingekommen.
    Es herrschte eine gute Atmosphäre im Zimmer. Obwohl sie an diesem Tag nur wenig Fortschritte gemacht hatten, war doch jeder davon überzeugt, daß sie den Richtigen hatten. Und das gab ihnen als Polizisten ein Gefühl der Bestätigung. Also wollten sie Kaffee trinken und quatschen. Sogar Irving.
    Fünf Minuten vor fünf, als Irving einige der Tagesberichte durchlas, bevor er sich den Reportern stellte, meldete sich Edgar über den Rover. Rollenberger griff schnell zu einem Funkgerät und antwortete.
    »Was haben Sie, Team Fünf?«
    »Ist Harry da?«
    »Ja, Team Fünf, Team Sechs ist anwesend. Was haben Sie?«
    »Ich hab’ das Paket. Eindeutige Übereinstimmung zwischen den Zähnen des Verdächtigen und den Bißwunden des Opfers.«
    »Roger, Team Fünf.«
    Im Konferenzzimmer schrien alle auf und schlugen sich auf den Rücken. »Jetzt haben wir ihn«, rief Nixon.
    Irving sammelte seine Papiere auf und ging zum Flur. Er wollte pünktlich sein. Vor der Tür kam er an Bosch vorbei. »Wir stehen glänzend da, Bosch. Danke.« Bosch nickte bloß.
     
    Einige Stunden später war Bosch wieder im County-Gefängnis. Da es nach dem allgemeinen Zellenschließen war, brachten die Wärter Bremmer nicht heraus. Statt dessen mußte Bosch in den Hochsicherheitstrakt gehen, nur begleitet von den Überwachungskameras. Er schritt an den Zellen vorbei bis zu 6-36 und sah durch die kleine, vergitterte Öffnung in der Stahltür.
    Bremmer sollte keinen Kontakt mit anderen Insassen haben und war daher allein in der Zelle. Er lag auf dem unteren Bett auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf gefaltet, und bemerkte nicht, daß Bosch ihn beobachtete. Seine Augen waren geöffnet und starrten nach oben. Bosch erkannte das Entzugssyndrom wieder, das er am vorigen Abend für einen Moment wahrgenommen hatte. Es war, als wäre er nicht da. Bosch ging mit dem Mund näher ans Drahtgitter.
    »Bremmer, spielst du Bridge?«
    Bremmer bewegte nur seine Augen und sah zu ihm hinüber.
    »Was?«
    »Ich habe gefragt, ob du Bridge spielst. Das Kartenspiel.«
    »Was zum Teufel willst du, Bosch?«
    »Ich bin nur vorbeigekommen, um dir zu sagen, daß wir in drei weiteren Punkten Anklage erheben werden. Dadurch wird es Serienmord. Die Beton-Blondine und die zwei davor, die wir dem Puppenmacher zugerechnet hatten. Außerdem versuchter Mord bei der Frau, die flüchten konnte.«
    »Na und, was macht’s. Eine oder alle. Ich muß nur im Chandler-Fall freigesprochen werden, dann fallen die anderen Anklagen wie Dominosteine um.«
    »Das wird aber nicht passieren. Wir haben deine Zahnspuren, Bremmer, die sind so gut wie Fingerabdrücke. Und wir haben den Rest. Ich komme gerade von der Gerichtsmedizin. Dein Schamhaar stimmt mit Haaren überein, die bei Opfer Sieben und Elf gefunden wurden, von denen wir zuerst dachten, daß sie auf das Konto des Puppenmachers gingen. Du solltest ans Verhandeln denken, Bremmer. Sag uns, wo die anderen sind, und sie werden dich wahrscheinlich leben lassen. Deshalb meine Frage, ob du Bridge spielst.«
    »Was ist damit?«
    »Nun, ich habe gehört, ein paar Typen im Q spielen verdammt gut Bridge. Sie suchen immer nach frischem Blut. Sie werden dir wahrscheinlich gefallen, ihr habt viel gemeinsam.«
    »Warum läßt du mich nicht allein, Bosch?«
    »Werde ich. Aber ich wollte dir vorher noch sagen, daß sie in den Todeszellen sitzen. Aber mach dir keine Sorgen, du wirst noch viel Bridge spielen können. Was ist die durchschnittliche Wartezeit? Acht, zehn Jahre, bevor sie jemanden vergasen? Nicht schlecht. Es sei denn, du kannst was aushandeln.«
    »Es wird nichts ausgehandelt werden, Bosch. Verschwinde.«
    »Ich gehe. Du kannst mir glauben, es ist schön, diesen Ort zu verlassen. Wir sehen uns dann, okay? In acht oder zehn Jahren. Ich werde da sein, Bremmer, wenn sie dich anschnallen, und durchs Glas zuschauen ,
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