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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton
Autoren: Michael Connelly
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durchsuchte Sie nach einem Kabel. Das ist ein klares Anzeichen dafür, daß er nicht aufgenommen werden wollte. Außerdem machte er seine belastende Aussage, nachdem Sie ihm Handschellen anlegten, aber bevor Sie ihn belehrten. Das ist eine ziemlich wacklige Sache.«
    »Sie werden das Tonband verwenden.«
    Newell schaute ihn lange an, rote Flecken erschienen auf seinen Wangen.
    »Es steht Ihnen nicht an, mir zu sagen, was ich verwenden werde, Bosch. Außerdem, falls wir nur das in der Hand haben, wird das kalifornische Berufungsgericht entscheiden, ob es zulässig ist. Wenn Bremmer einen halbwegs guten Anwalt hat, wird er die Angelegenheit vors Berufungsgericht bringen. Am Gericht hier werden wir in dieser Sache erfolgreich sein, weil die Hälfte der Richter früher mal Staatsanwälte waren. Aber wie es vor dem Berufungsgericht oder dem Obersten Staatsgericht in San Francisco ausgehen wird, steht in den Sternen. Wollen Sie das? Ein paar Jahre warten und dann zusehen, wie zusammen mit dem Band der Fall zum Fenster rausgeht? Oder wollen Sie es gleich richtig machen?«
    Bosch beugte sich vor und sah den jungen Staatsanwalt wütend an.
    »Hören Sie zu, wir sind mit unseren Ermittlungen noch nicht fertig. Es werden noch mehr Beweise ans Tageslicht kommen. Aber wir müssen ihn unter Anklage stellen oder ihn laufen lassen. Wir haben achtundvierzig Stunden, beginnend gestern abend, um ein Verfahren einzuleiten. Aber wenn wir es nicht sofort tun, schnappt er sich einen Anwalt und beantragt Kaution. Der Richter wird die Inhaftierung ohne Kautionsmöglichkeit nicht aufrecht erhalten, falls Sie ihn in keinem Punkt angeklagt haben. Also leiten Sie jetzt das Strafverfahren ein. Wir werden Ihnen später die Beweise liefern, die Sie brauchen.«
    Newell nickte, als ob er zustimmte, sagte jedoch: »Es ist so, daß ich gern das ganze Paket hätte, wenn ich das Verfahren einleite. Damit von Anfang an unsere Strategie klar ist. So wissen wir, ob wir etwas mit ihm aushandeln sollten oder ob wir ihn voll an die Wand klatschen können.«
    Bosch stand auf und ging zu der offenen Bürotür. Er trat in den Flur und betrachtete das Plastikschild, das an der Wand draußen befestigt war. Dann kam er zurück.
    »Was tun Sie, Bosch?«
    »Komisch, ich dachte, Sie sind für die Anklageerhebung zuständig. Ich wußte nicht, daß Sie auch Prozeß führen.«
    Newell ließ seinen Bleistift auf den Block fallen. Sein Gesicht wurde roter und die Flecken dehnten sich auf die Stirn aus.
    »Hören Sie, ich bin als Staatsanwalt für die Verfahrenseinleitung zuständig. Aber ich muß auch überprüfen, ob wir von Anfang an alles Belastungsmaterial haben. Bei jedem Fall, der mir hier vorgelegt wird, könnte ich Anklage erheben. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, gutes und glaubwürdiges Beweismaterial zu haben, und zwar so viel wie möglich. Fälle, die nicht in die Hose gehen. Also mach ich Druck, Bosch. Ich …«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Was?«
    »Wie alt?«
    »Sechsundzwanzig. Was hat das mit …«
    »Hören Sie mir gut zu, Sie arroganter Wicht. Nennen Sie mich nie wieder beim Nachnamen. Ich haben an Fällen wie diesem gearbeitet, bevor Sie Ihre erste Juravorlesung gehört haben, und ich werde diese Arbeit noch machen, wenn Sie mit Ihrem Saab-Cabrio und Ihrem kleinbürgerlichen Egotrip zu einer Anwaltskanzlei in Century City gewechselt sind. Sie können mich Detective nennen oder Detective Bosch, Sie dürfen mich sogar Harry nennen. Aber nennen Sie mich ja nicht Bosch. Kapiert?«
    Newells Kiefer war heruntergefallen.
    »Haben sie mich verstanden?«
    »Sicher.«
    »Noch eine Sache: Wir werden mehr Beweise sammeln, und zwar so schnell wie möglich. In der Zwischenzeit werden Sie gegen Bremmer Anklage wegen Mordes in einem Fall erheben, ohne Kautionsmöglichkeit. Wir werden nämlich von Anfang an sicherstellen, Mr. Newell, daß dieses Schwein nie wieder freie Luft schnuppern wird.
    Wenn wir dann weitere Beweise haben, und falls Sie noch für diesen Fall zuständig sind, werden Sie wegen mehrfachen Mordes mit Verdacht auf Serienmord Anklage erheben. Zu keinem Zeitpunkt werden Sie sich den Kopf zerbrechen über ein sogenanntes Paket für den Prozeß führenden Staatsanwalt. Das ist seine Sache. Wir beide wissen ganz genau, daß Sie nicht mehr als ein kleiner Angestellter sind, der die Akten abheftet, die ihm gebracht werden. Wenn Sie wenigstens genug wüßten, um neben einem leitenden Staatsanwalt im Gerichtssaal zu sitzen, wären Sie nicht hier.
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