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Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Titel: Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Autoren: jo
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bis sich ihre Atmung wieder beruhigte und sie nicht mehr keuchte. Die Tränen, die aus ihren Augen fielen, waren nicht länger schwarz, sondern zuerst nur noch grau und jetzt absolut klar, sodass sie die Sonnen-strahlen nach dem Regen reflektierten. Die Gefühle im Raum waren in ihnen verdichtet und gesammelt. Es würde nichts geben, was sie mit dem Tod dieses Mannes verband, nichts, was darauf hinwies, dass er anders gestorben sein könnte als friedlich im Schlaf.
    Toms Körper lag mit dem Gesicht nach unten auf der Couch und ein Arm hing über die Kante, sodass seine Finger den Boden berührten. Ohne ihn anzusehen, zog Mia sich langsam an, müde und ausgelaugt. Sie schaute einmal auf den Wunsch um ihren Hals, dann ignorierte sie ihn. Die Tränen sammelte sie ein wie Bilder von verschwundenen Kindern, voller Liebe und Schmerz. Wenn sie es nicht tat, würde jemand sie finden und erkennen, und dann würde sie zur Befragung einbestellt werden. Das Gesetz wusste, wozu eine Banshee fähig war, und sie würde nicht zulassen, dass sie dafür ins Gefängnis kam.
    Mit ungeschickten, langsamen Bewegungen befühlte Mia den Rücken ihres Kleides, um sicherzustellen, dass es richtig zugeknöpft war. Die Kaffeemaschine dampfte, und sie räumte sorgfältig ihre leere Tasse wieder in den Schrank, bevor sie die 697

    Maschine ausmachte und seine Tasse gefüllt auf den Couchtisch neben ihn stellte. Sie drehte die Musik leiser und Schuldgefühle brachten sie dazu, eine Decke über ihn zu legen, als würde er schlafen. Seine Kleidung warf sie in den Wäschekorb.
    Still stand sie eine Weile vor ihm, den Mantel schon über den Schultern. »Adieu, Tom«, flüsterte sie, bevor sie ihre Einkaufstüte nahm und leise die Wohnung verließ.
    Eine Welle der Erschöpfung überrollte sie, als sie auf dem Gehweg stand. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne blitzte hinter den schweren Wolken hervor. Ungeschickt kramte Mia ihre Sonnenbrille hervor und setzte sie auf. Der Verkehr rollte auf der regennassen Straße zischend an ihr vorbei, und sie atmete tief ein, als ein Paar an ihr vorbeiging, das gerade heftig über die Höhe des Trinkgelds diskutierte, das er gegeben hatte.
    Nach Toms Liebe war das ein saurer Geschmack, und sie ließ es ungekostet an sich vorbeiziehen.
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr und beschleunigte ihre Schritte. Sie wühlte in der Tasche, fand ihren Ehering und steckte ihn sich wieder auf den Finger. Dann schob sie verschämt ihre Hand wieder in die Tasche und wühlte damit durch Toms Lebenskraft, gespeichert und verdichtet in ihren Tränen.
    Schließlich verzog sie das Gesicht zu einer schuldbewussten Grimasse, zog eine Handvoll Tränen hervor, steckte sich die leichteste zwischen die Lippen und saugte daran.
    Seine Stärke erfüllte sie, und ihre Schritte wurden schneller.
    Ihre Absätze klapperten flott über den Beton, der in der Sonne glitzerte.
    Dummer Mann , dachte sie, als sie dem Bus zuwinkte und anfing, zu laufen. Der Wunsch funktionierte. Na ja, vielleicht wä-re es fairer, zu sagen, dass er funktioniert hatte . Er hatte seine Aufgabe erfüllt, als sie Remus getroffen hatte - den wilden, wütenden Remus, dessen psychotische Wut stark genug gewesen war, um Holly zu zeugen. Die Liebe war später gekommen, 698

    sodass sie, Holly und Remus inzwischen eine richtige Familie waren. Wie jede andere Familie, und darauf war Mia stolz.
    Holly war das erste Banshee-Kind, das seinen Vater kannte, und mit unschuldiger Liebe und Ergebenheit mit ihm spielen konnte. Erst dadurch, dass sie Vater und Tochter beobachtet hatte, hatte Mia gelernt, dass es möglich war, Gefühle zurück in eine Person zu drücken und sie so zu beruhigen und sie glauben zu lassen, sie wäre sicher, was sie noch verletzlicher machte. Das Kind hatte in seiner Unschuld seiner Spezies all die Durchtriebenheit und Macht zurückgegeben, welche die menschlichen Gesetze den Banshees genommen hatten, und allein deswegen würde Holly unter den ihren geehrt werden. Sobald sie laufen und reden konnte, natürlich.
    Atemlos lächelte Mia den Busfahrer an, als sie in die Tür trat und nach ihrem Fahrschein suchte. Tom, der tot in seinem Apartment lag, war nur noch eine ferne Erinnerung, als sie sich neben einen jungen Mann setzte, der nach Rasierwasser roch und Lust ausstrahlte, die, wie Mia wusste, auf seine neue Freundin gerichtet war. Mia lehnte sich zurück und suhlte sich gesättigt darin.
    Ihre Lider flatterten, als der Bus über die Schienen rumpelte, und sie
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