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Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Titel: Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Autoren: jo
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ihre Haare zu richten. Vorwurfsvoll starrte ihr Spiegelbild sie an, mit dem wachsenden Schwarz des Hungers in den fahlen Augen. Die durchbohrte Münze an dem purpurnen Band baumelte wie eine Anschuldigung an ihrem Hals, und sie umfasste sie für einen Moment, während sie nachdachte. Sie würde nichts mehr von diesem Mann nehmen. Sie konnte das schaffen. Sie hatte Liebe finden wollen, und jetzt hatte sie sie. Das war das Risiko wert.
    Tom seufzte, als er sich an den Tisch zwischen der Küche und dem Wohnzimmer setzte, erschöpft, aber glücklich. Am anderen Ende des Raums, hinter der geschmackvollen Einrichtung und den verstreuten Notenblättern, war ein großes Fenster, das über die Straße hinausblickte. Die Vorhänge waren zu-rückgezogen, aber der Regen davor war wie ein grauer Schleier, der die Welt verbarg und die Wohnung in einen Rückzugsort verwandelte.
    Ihr Seidenkleid rauschte leise, als Mia zwei leere Tassen auf den Tisch stellte. Sie beobachtete, wie sich Toms lange Finger um das Porzellan legten, obwohl die Tasse noch kalt war. Besorgt setzte sie sich neben ihn und nahm seine Hand in ihre, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Hinter ihnen arbeitete die Kaffeemaschine. »Wie geht es dir?«
    Er lächelte, als er die Sorge in ihrer Stimme hörte. »Viel besser, jetzt, wo du hier bist.«
    Mia lächelte zurück, unfähig, sich davon abzuhalten, seine Liebe wie ein Schwamm aufzusaugen. Fast überwältigt von ihrer Reinheit senkte sie den Blick und sah dabei ausgerechnet die Münze. Ihre Laune verdüsterte sich.
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    »Läuft die Arbeit gut?«, fragte sie in der Hoffnung, dass er üben würde, aber Tom drückte entschuldigend ihre Hand.
    Wenn er spielte, dann gab er eine riesige Menge Gefühle ab, weil er sich in seiner Musik verlor, so als zapfe er das Univer-sum kurz nach seiner Erschaffung an. Wenn sie hier wäre, um es aufzusaugen, würde ihn das für Tage schwächen. Wenn sie nicht hier war, dann hingen die abgegebenen Gefühle für Tage in den Räumen und badeten seine Seele in einer Art erweiterter Aura. Nicht ganz Feng Shui, sondern eher ein bleibender Fingerabdruck des Gefühls, das selbst Tage danach noch Launen beeinflussen konnte.
    Das hatte sie von Anfang an zu ihm hingezogen.
    »Die Arbeit läuft toll«, sagte er, lehnte sich zurück und schaute von ihr zur Kaffeemaschine. »Für nächsten Monat ist ein Konzert angesetzt, und es sieht so aus, als wäre ich bereit.«
    Solange du mir nicht meine Stärke nimmst , konnte Mia ihn fast den Satz beenden hören.
    »Es tut mir leid«, hauchte sie. Sie sackte ein wenig in sich zusammen und schaute mit Tränen in den Augen zu seinem Instrument, das liebevoll in die Ecke gelehnt worden war. Sie konnte eine intensive Pfütze auf der Couch spüren, von irgendwann heute Morgen, und sie stählte sich, um sie zu ignorieren. Wenn sie sich dort hinsetzen würde, würde es sie wärmen wie ein Sonnenstrahl.
    »Ich will nicht so viel von dir nehmen«, sagte sie. Eine einzelne Träne rann über ihr Gesicht, und Tom schob seinen Stuhl näher an ihren heran. Seine langen Arme schlangen sich um sie, und ihr Puls raste von der Liebe, die durch ihre Aura drang und von ihr aufgenommen wurde, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
    »Mia«, seufzte er, und sie hielt den Atem an und versteifte sich, fest entschlossen, nichts zu nehmen. Aber es war schwer.
    So schwer.
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    »Weine nicht«, beruhigte er sie. »Ich weiß, dass du nicht anders kannst. Es muss furchtbar sein, als Banshee zu leben.«
    »Jeder, den ich liebe, stirbt«, sagte sie bitter in die weichen Falten seines Hemdes, als sich die Schuldgefühle eines drei-hundertjährigen Lebens in ihr regten. »Ich kann nicht mehr hierherkommen. Ich mache dich krank. Ich muss weggehen und darf nie wiederkommen.«
    Mit einer abrupten Bewegung löste sie sich von ihm. Sie stand auf, und Panik stand in ihrem sonst so ruhigen, stolzen Gesicht. Was, wenn er ihr sagte, sie solle wirklich gehen? Tom stand ebenfalls auf, und als sie nach ihrem Mantel griff, hielt er sie zurück.
    »Mia«, sagte er und schüttelte sie ein wenig. »Mia, warte!«
    Mit gesenktem Kopf hielt sie inne und ließ zu, dass seine Angst sie überzog wie der beruhigende Duft von Zitrusöl. Sie konnte fühlen, wie ihr Hunger sie eifersüchtig aufsog. Nach der Leichtigkeit der Liebe war die Furcht bitter, aber sie nahm sie.
    Jetzt körperlich und geistig gestärkt hob sie den Kopf, um ihn durch einen Schleier ungeweinter Tränen anzusehen.
    »Du bist so
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