Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Titel: Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Autoren: jo
Vom Netzwerk:
fühlte, wie sie sich in der gefühlsgeschwängerten Luft entspannte. Er hatte sein Instrument gespielt, und das erfüllte seine Räumlichkeiten immer mit Leben. Das war es, was sie überhaupt zu ihm hingezogen hatte, als er summend an den Trauben vorbeigegangen war und dabei Freude hinter sich hergezogen hatte wie eine Symphonie. Langsam lösten sich ihre Zähne wieder voneinan-680

    der, und die Sorge und das Schuldgefühl verschwanden. Sie konnte nicht anders. Das war es, was sie war.
    »Lass mich das nehmen«, sagte er und griff nach ihrer Einkaufstüte. Sie ließ es zu und folgte ihm geräuschlos den Flur entlang in die Küche, während sie ihren Mantel öffnete. Die Küche war zum Wohnzimmer hin offen. Dort spielte Tom ge-wöhnlich sein Instrument, jetzt, wo er die meiste Zeit zu müde war, um zur Universität zu gehen. Am Ende des Flurs lagen noch ein einzelnes Schlafzimmer und das Bad. Alles war aufgeräumt und sauber, eingerichtet in beruhigenden Tönen wie Braun und Grau. Die Einrichtung war einfach und männlich, und Mia liebte den Kontrast zu ihrem eigenen Zuhause, das von der primärfarbengeprägten Unordnung eines Neugebore-nen erfüllt war.
    »Ich bleibe nicht lang«, sagte sie, als sie bemerkte, dass seine dünnen Hände zitterten. »Ich bin zufällig vorbeigekommen, und … ich habe dich vermisst.«
    »Oh, Mia«, sagte er, und seine tiefe Stimme hüllte sie genauso ein wie seine Aura, als er sie in die Arme nahm. »Ich weiß doch, wie sehr Regen dich deprimiert.«
    Deprimiert war nicht ganz das richtige Wort. Er deprimierte alle anderen, und das wiederum dämpfte alle Emotionen, die sie abgaben. Sie war hungrig, deshalb senkte sie schnell den Blick, bevor er ihr zunehmendes Verlangen in ihren fahlblauen Augen sah.
    »Ich habe dich auch vermisst«, flüsterte er, und sie schloss die Augen, als die Glückseligkeit seiner Liebe in sie eindrang, während seine Arme sie zärtlich an sich drückten, ihr vergaben, was sie ihm antat, weil er wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Der Geruch seiner Seife war scharf, und sie zog sich zu-rück, als sie hörte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte. Sie zog seine Stärke aus ihm, während sie sich in seiner mit Gefühlen erfüllten Aura sonnte. Deswegen war er schwach. Eine Person konnte eine erstaunliche Menge ihrer Aura ersetzen, aber 681

    wenn man zu viel zu schnell nahm, starb die Person, weil ihre Seele der Welt ohne Schutz ausgesetzt wurde.
    »Es tut mir leid«, sagte sie und blinzelte, um ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Ich hätte nicht kommen sollen.«
    »Mir geht es gut«, sagte er und lächelte müde auf sie herab.
    »Gut?«, fragte sie bitter, als sie sich seinen Armen entzog.
    »Schau dich an. Sieh doch, was ich dir angetan habe. Kaum bin ich zur Tür hereingekommen, schon zitterst du.«
    »Mia.«
    »Nein!«, rief sie und schubste ihn weg, als er versuchte, sie wieder zu umarmen. »Ich hasse, was ich bin. Ich kann niemanden lieben. Verdammt, Tom, das ist nicht fair!«
    »Shhhhh«, beruhigte er sie, und dieses Mal ließ Mia seine Umarmung zu. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und ließ sich wiegen wie ein Kind. »Mia, mir macht es nichts aus, dir meine Stärke zu geben. Sie kommt zurück.«
    Mia konnte kaum atmen in der Welle reiner Liebe, die von ihm ausging und die das feine Klingeln von Windspielen in der Sommersonne in sich trug. Seine Liebe war so berauschend, so wunderbar. Aber sie konnte sie nicht nehmen. Sie musste wi-derstehen. Wenn sie sich davon abhalten konnte, sie zu trinken, dann würde sie irgendwann zu ihm zurückfließen und ihn stark und unberührt halten.
    »Aber nicht schnell genug«, murmelte sie in sein Flanellhemd und stählte sich gegen seine Emotionen, wenn auch nicht gegen sein Worte. »Ich bin zu früh zurückgekommen. Dir geht es nicht gut. Ich sollte gehen.«
    Aber er ließ sie nicht los. »Bitte bleib«, flüsterte er. »Nur ei-ne Weile? Ich will dich lächeln sehen.«
    Sie entzog sich seiner Umarmung und blickte in seine ernsten Augen. Es war zu früh, aber sie würde es richtig machen.
    Sie konnte es schaffen. »Ich werde dir einen Kaffee machen«, sagte sie, als wäre es ein Zugeständnis, und er ließ sie los.
    682

    »Das wäre schön. Danke.«
    Mit unsicheren Bewegungen legte Mia ihren Regenmantel ab und zog ihre Schuhe aus. Barfuß und in ihrem hellblau-grau gemusterten Kleid machte sie sich in der Küche zu schaffen.
    Sie nahm sich einen Moment, um in der Spiegelung auf der Mikrowelle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher