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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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uns einmal ein Kunde in den Wäldern
zurückließ, dreißig Kilometer von jeder Zivilisation entfernt, weil er sich so
darüber aufregte, dass ich die Leiche seines Bruders nicht fand.
    Ich war mir
ziemlich sicher, dass die Leiche weiter westlich von dem Gebiet lag, das wir
durchkämmten, aber er wollte die Kosten für eine Ausweitung der Suche nicht
übernehmen. Dabei war es schließlich nicht mein Fehler, dass der Bruder lange
genug gelebt hatte, um den Fluss zu erreichen. Wie dem auch sei, er war ein
äußerst langer Fußmarsch zurück in den Ort.)
    Ich dachte
an gar nichts, während wir Edwards in Richtung Nordwesten hinterherfuhren und
weiter in die Ozarks vordrangen. Das Laub war zu dieser Zeit des Jahres ein
herrlicher Anblick und zog noch einige Touristen an. Die sich nach oben
windende Straße war von Verkaufsständen gesäumt, die Steine und Kristalle
feilboten - »alles echte Handarbeit« - sowie jede Menge selbst gekochte Gelees
und Marmeladen. Alle Stände machten einen auf hinterwäldlerisch, eine
Marketingstrategie, die ich nicht verstand. »Natürlich waren wir ignorant,
zahnlos und rückständig! Kommt und seht, ob wir es immer noch sind!«
    Ich starrte
in den Wald, während wir immer tiefer in sein kühles Grün hineinfuhren. Auf der
ganzen Fahrt spürte ich »Treffer« verschiedener Intensität.
    Natürlich
gibt es überall Tote. Je länger der Tod zurückliegt, desto weniger Energie
nehme ich wahr.
    Es fällt mir
schwer, dieses Gefühl zu beschreiben - aber genau das wollen die Leute
natürlich als Erstes wissen: Wie es sich anfühlt, einen Toten zu spüren. Ein
bisschen so, als ob einem eine Biene im Kopf herumsummt. Oder als ob man einen
Geigerzähler knacken hört - die Abstände zwischen den Geräuschen werden immer
kürzer, je näher ich dem Toten komme. Da ist auch was Elektrisches dabei, ich
kann diese Energie am ganzen Körper spüren, was nicht weiter verwunderlich sein
dürfte.
    Wir fuhren
an drei Friedhöfen vorbei (einer davon war sehr klein und alt) sowie an einem
Indianerfriedhof, den man allerdings mit dem bloßen Auge nicht bemerkt hätte.
Ein Grabhügel, an dem der Zahn der Zeit so lange genagt hatte, bis er aussah
wie ein ganz normaler Hügel. Der alte Friedhof sandte nur sehr schwache Signale
aus, sie klangen wie ein weit entfernter Mückenschwarm.
    Als Paul
Edwards rechts ranfuhr, konzentrierte ich mich gerade auf den Wald und den
Waldboden. Die Bäume wuchsen bis dicht an die Straße, so dass wir kaum parken
konnten, ohne andere Autos zu behindern. Bestimmt befürchtete Tolliver, jemand
könnte zu schnell fahren und den Malibu erwischen. Aber er verlor kein Wort
darüber.
    »Sagen Sie
mir, was passiert ist«, wandte ich mich an den dunkelhaarigen Mann, nachdem wir
ausgestiegen waren.
    »Können Sie
nicht einfach selbst nachsehen? Wozu müssen Sie das wissen?«, fragte er
misstrauisch.
    »Wenn ich
die Umstände kenne, kann ich gezielter nach ihr suchen«, erwiderte ich.
    »Na gut. Im
letzten Frühling ist Teenie mit Dell, Mrs Teagues Sohn, hierhergekommen; er war
auch Sheriff Branscoms Neffe - Sybil und Harvey sind nämlich Geschwister. Dell
war seit zwei Jahren Teenies fester Freund, auch wenn sich die beiden immer mal
wieder vorübergehend trennten. Sie waren beide siebzehn. Ein Jäger hat Dells
Leiche gefunden. Er war erschossen worden oder hatte sich selbst erschossen. Teenie
wurde nie gefunden.«
    »Und wie
kommen sie dann auf dieses Gelände hier?«, fragte Tolliver.
    »Das Auto
stand genau dort, wo wir jetzt parken. Sehen Sie die halb umgestürzte Kiefer,
die von den beiden anderen Bäumen gehalten wird? Daran kann man sich ganz gut
orientieren, um sich die Stelle zu merken. Dell galt noch keine vier Stunden
als vermisst, da rief eine der Familien, die hier draußen wohnen, bei Sybil
wegen des Wagens an. Eine Suchmannschaft wurde losgeschickt, aber es sollte
noch zwei Tage dauern, bis Dell gefunden wurde. Denn kurz darauf begann es zu
regnen, und zwar stundenlang. Der Regen hat alle Spuren verwischt, die
Suchhunde konnten nichts mehr ausrichten.«
    »Und warum
suchte niemand nach Teenie?«
    »Weil
niemand wusste, dass sie mit Dell unterwegs gewesen war. Ihre Mutter bemerkte
ihr Verschwinden erst zwanzig Stunden später, vielleicht sogar noch später. Sie
wusste nicht, was mit Dell passiert war und wollte lange nicht bei der Polizei
anrufen.«
    »Wie lange
ist das her?«
    »Vielleicht
ein halbes Jahr.«
    Hm.
Irgendwas stimmte hier nicht. »Und warum wurden wir dann erst
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