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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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nahm seinen Hut ab und klopfte damit gegen sein Bein.
    Hier stimmte
nun wirklich gar nichts. Aber vielleicht... »Wie lag er da? In welcher
Haltung?«
    »Wie, soll
ich Ihnen das etwa vormachen?«
    »Ja. Haben
Sie ihn gesehen?«
    »Ja, Madam,
und ob. Ich bin hergefahren, um ihn zu identifizieren. Ich wollte nicht, dass
ihn seine Mutter so sieht. Sybil und ich sind schon seit Jahren befreundet.«
    »Dann tun
Sie mir doch bitte den Gefallen und zeigen mir, in welcher Haltung Dell
gefunden wurde, einverstanden?«
    Edwards
schien sich meilenweit weg zu wünschen. Er kniete sich auf den Boden, wobei
sein ganzer Körper nichts als Widerwillen ausdrückte. Er wandte sich dem
umgestürzten Baum zu, streckte einen Arm aus, um sich daran festzuhalten, und
ließ sich dann zu Boden gleiten. Seine Knie waren angewinkelt, und er lag auf
der rechten Seite.
    Tolliver
trat hinter mich. »Das stimmt so nicht«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Ich nickte
zustimmend. »Gut, danke«, sagte ich laut. Paul Edwards rappelte sich wieder
auf.
    »Ich
verstehe sowieso nicht, warum Sie erst sehen mussten, wo Dell gefunden wurde«,
sagte er und versuchte, nicht allzu anklagend zu klingen. »Wir suchen
schließlich nach Teenie.«
    »Wie war
noch ihr Nachname?« Nicht, dass mir das bei der Suche helfen würde, aber ich
hatte ihn vergessen, und es zeugt von Respekt, ihn zu kennen.
    »Teenie
Hopkins. Monteen Hopkins.«
    Ich stand
noch immer oberhalb des umgestürzten Baumes und begann mich nach rechts vorzuarbeiten.
Das fühlte sich gut an, außerdem war es egal, wo ich anfing.
    »Sie können
schon mal zu Ihrem Geländewagen vorgehen«, hörte ich Tolliver zu unserem
widerwilligen Begleiter sagen.
    »Aber
vielleicht brauchen Sie ja Hilfe«, meinte Edwards.
    »Wenn, dann
hole ich sie.«
    Ich hatte
keine Angst, mich zu verlaufen. Tollivers Aufgabe bestand darin, genau das zu
verhindern. Er hatte mich auch noch nie enttäuscht, bis auf einmal, in der
Wüste. Ich hatte ihn ohne Ende damit aufgezogen. Aber da wir beinahe ums Leben
gekommen waren, empfahl es sich, diese Lektion gründlich zu lernen.
    Am liebsten
laufe ich mit geschlossenen Augen, aber in diesem Gelände war das gefährlich.
Die dunkle Sonnenbrille half mir ein wenig, weil sie die Farben und das Leben
um mich herum teilweise ausblendete.
    Während der
ersten halben Stunde, die wir den steilen Hang entlangstolperten, hörte ich nur
das leise Klingeln früherer Tode. Die Welt steckt voller Toter.
    Als ich mir
sicher war, dass uns Paul Edwards auf keinen Fall gefolgt sein konnte, verschnaufte
ich an einem Felsvorsprung und nahm meine Sonnenbrille ab. Ich sah Tolliver an.
    »Totaler
Quatsch«, sagte er.
    »Und ob.«
    »Die Waffe
fehlt, aber es ist Selbstmord? Es gibt zwei Schusswunden, und es ist
Selbstmord? Eines von beiden lass ich vielleicht gerade noch durchgehen, aber
doch nicht beides! Und jemand, der sich umbringen will, setzt sich außerdem
erst mal auf den Baumstamm und denkt drüber nach, anstatt sich auf dessen
abschüssige Seite zu stellen. Selbstmörder gehen nach oben.« Wir
hatten Erfahrung mit so was.
    »Außerdem«,
sagte ich, »wäre er so auf die Hand mit der Waffe gefallen, was an sich schon
ziemlich unwahrscheinlich ist. Und dass jemand unter die Leiche greift, um eine
Waffe zu stehlen, glaube ich nie im Leben.«
    »Höchstens
jemand mit einem sehr unempfindlichen Magen.«
    »Und dann
durchs Auge! Hast du je gehört, dass sich einer so umbringt?«
    Tolliver
schüttelte den Kopf.
    »Irgendein
kaputter Typ hat diesen Jungen umgebracht«, sagte er.
    »Worauf du
dich verlassen kannst«, pflichtete ich ihm bei.
    Wir
überlegten eine Weile. »Egal, wir sollten lieber nach dem Mädchen suchen«,
sagte ich. Tolliver erwartete von mir, dass ich in diesen Dingen die
Entscheidung traf.
    Er nickte.
»Die liegt auch irgendwo hier draußen«, sagte er, allerdings mit einem fragenden
Unterton.
    »Höchstwahrscheinlich
schon.« Ich legte den Kopf schräg und dachte nach. »Außer, der Junge wurde
ermordet, weil er jemanden daran hindern wollte, sie zu entführen.« Wir liefen
weiter. Hier war das Gelände zwar auch nicht gerade eben, aber schon wesentlich
weniger abschüssig.
    Es gibt
Schlimmeres, als im Herbst durch die Wälder zu streifen, während das Laub in
allen Regenbogenfarben leuchtet und die Sonne immer wieder durch die Wolken
dringt. Ich schärfte meine Sinne. Sie nahmen ein Klingeln wahr, das sich jedoch
bei genauem Hinhören als zehn Jahre zu alt entpuppte, um von dem Mädchen
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