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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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einzige menschliche Herzschlag im gesamten Universum Gabriels eigener war.
    Er zuckte vor diesem Gedanken zurück. Bestimmt gab es inzwischen Menschen auf Ymir. Bestimmt hatten die Leif Eriksson und die Lewis & Clark Ymir sicher und wohlbehalten erreicht, und Tausende, wenn nicht Millionen Menschen bevölkerten inzwischen den neugeformten Planeten. Oder waren es vielleicht sogar schon Milliarden? Sie hatten aus Ymir eine zweite Erde machen wollen, und auf der Erde hatten vor 60.000 Jahren Dutzende von Milliarden Menschen gelebt. Die John Glenn hatte Nachrichtensonden ausgesandt, die sich jedoch selbst auf dem schnellsten Abschnitt ihrer Reise mit nicht mehr als einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit fortbewegten. Eine Entfernung von 148 Lichtjahren trennte sie hier, bei Gliese 876, von Ymir bei HDV 212776. Eine solche Strecke zurückzulegen stellte für die empfindlichen Sonden eine erhebliche Anforderung dar.
    Gabriel wackelte mit den Zehen, streckte die Finger und federte mit den Waden leicht auf dem Bett.
    Zwei Stunden später drückte er sich hoch und begab sich in die nächstgelegene Küche, um sich einen mit Vitaminen und Minze angereicherten Tee zu machen – etwas Leichtes, das sein verjüngter und erneuerter Körper gut vertragen konnte. Er nahm den Tee mit in sein Büro, rümpfte die Nase über den Medizingeruch und wies Astronaut an, ihm Ansichten von Selene einzuspielen.
    Unangenehm riechend oder nicht, der erste Schluck Tee ruhte warm und perfekt in seinem Bauch, während sich die Wände mit Aufnahmen des kleinen Mondes füllten.
    Ein Teil der Oberfläche wurde von einer Wolke verdunkelt. Eine Wolke! Gabriel lächelte breit, und schließlich lachte er vor Vergnügen. Wie gebannt saß er da und betrachtete die Wolke, bis sein Teegefäß leer war.
    Dann rasselte er eine Liste von Angaben herunter, die Astronaut ihm vorlesen sollte: Niederschlagsbestimmungen, genaue Zusammensetzung der Atmosphäre, Wasserverlust, Verdunstungsrate …
    Innerhalb einer Stunde hatte Gabriel die Bestätigung, dass man auf dem Mond spazieren gehen konnte. Sie konnten damit anfangen, dort Leben einzuführen. Sie konnten … er gab Anweisung, Ali und Wayne zu wecken, und machte sich auf den Weg, um sich auf ihren Aufwärmvorgang vorzubereiten. Während er sich den Gang zur Medizinischen Abteilung entlangzog, sang er vor sich hin.
    Gabriel und Ali gingen auf der kahlen Oberfläche des kleinen Mondes umher. Sie begannen in leichten Druckanzügen, nahmen Messungen vor und überprüften Strahlungsniveaus, kontrollierten nochmals, was sie bereits von den winzigen Sensoren erfahren hatten, die über ganz Selene verstreut waren. Ali zog sich als Erste aus bis auf Unterwäsche, Büstenhalter und Stiefel sowie Sauerstofftank und Atemmaske. An der kühlen Luft bekam sie eine leichte Gänsehaut.
    Gabriel lachte vergnügt, während er zusah, wie die zierliche halbnackte Frau auf Felsen kletterte; wie sie von einem zum andern sprang, Steine in die Luft warf und wieder auffing.
    Von Alis Possen angesteckt, zog sich Gabriel ebenfalls bis auf Unterwäsche, Atemmaske und Lufttank aus, rannte umher, schlug Kapriolen und grinste, während sich Ali hinkniete und die Hände auf den Teppich aus Regolithgestein legte, dann ein Stück weiterging und erneut den Boden berührte. Er tanzte mit ihr auf der Mondoberfläche und sah Staunen und Ehrfurcht in ihren Augen, während sie sich leicht und anmutig dahinbewegten.
    Selene war immer noch ein wenig instabil; während der Stunden, die sie dort verbrachten, erzitterte der Boden zweimal unter kleineren Erdbeben. Ali kam zu Gabriel und blieb neben ihm stehen. »Ich mag die Stille hier – es tut gut, mal von diesem verdammten ständigen Datenstrom wegzukommen. Hier fühlt man sich wieder mehr wie ein Mensch.«
    Gabriel zog sie an sich, ohne zu antworten, fühlte nur die sanfte Berührung ihres dunkelhaarigen Kopfes in seiner Halsbeuge. Ungeachtet dessen, wie begeistert er darüber war, seinen Fuß auf Selene gesetzt zu haben (auf Selene!) – ohne seine Daten fühlte er sich verloren.
    »Eines Tages«, sagte er, »wird es hier auf Selene ebenso eine Informationsfülle geben wie auf dem Schiff. Wir werden die Ströme hier etwas verstärken, bevor wir zurückfliegen – ich werde das brauchen, um die nächsten Schritte zu überwachen.«
    Ali schaute ihn böse an, plötzlich ein wenig distanziert. »Sieh dich vor – du machst dich schon wieder von zu viel Technologie abhängig. Lass uns dafür sorgen, dass
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