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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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strömte von Harlekin fort, erst gleißend hell, dann wurde er schwächer, doch er wand sich trotzdem noch über 50 Grad des Himmels.
    »Das ist eine Menge Energie!«, stellte Kristin fest. »Was passiert, wenn sie Selene trifft?«
    »Das kann sie nicht. Ich habe den Ableiter aus der planetaren Bahnebene herausgeneigt. Er ist nicht schwer zu kontrollieren, junge Frau. Im Grunde besteht er nur aus einem Erdungskabel mit einem Sonnensegel.« Gabriel brüllte übermütig: »Hey, alle miteinander – ICH habe das gemacht!!«
    Dädalus ging hinter Harlekin unter. Rachel sagte: »Mom, ich habe noch Verschiedenes zu erledigen … aber ich könnte erst noch ein paar Stunden gemeinsam mit dir verbringen, und später könntest du mir helfen.« Sie blickte zu Gabriel hinüber. »Ist es in Ordnung, wenn wir einen Spaziergang machen?«
    Gabriel lächelte ihr zu. »Sicher! Ich wollte mir sowieso noch ansehen, wie die Dinge in Gagarin und Aldrin stehen. Wir sehen uns dann zum Abendessen. Passen Sie auf, wo Sie hintreten, Kristin, bei so einer Sonnenfinsternis wird es hier dunkler, als Sie vielleicht glauben.«
    Rachel schaute ihm nach, während er davonging. Dann wandte sie sich ihrer Mutter zu. Kristin sah jünger aus als die Frau, die Rachel jeden Morgen im Spiegel sah, nicht so müde und mit weniger Fältchen im Gesicht. Rachel lachte, sie nahm Kristin bei der Hand und ließ Kyu in Sarahs fähigen Händen. Sarah deponierte augenblicklich Baby Nisi in Kyus Armen. Kyu wiegt Nisi sanft und hielt sie so vorsichtig wie ein rohes Ei.
    Rachel wandte sich Kristin zu. »Komm mit, Mom. Ich zeige dir die Ratshöhen und das Meer der Zuflucht.«
    »Die habe ich schon gesehen«, erwiderte Kristin.
    »Nein, hast du nicht. Du hast Bilder gesehen. Das echte Meer kannst du riechen und mit den Händen spüren. Du kannst darin schwimmen.«

KAPITEL 81
    DER LETZTE FLUG
     
    Bordzeit der John Glenn 60.515 n. A.
    In zwei Monaten würde die John Glenn zum Abflug bereit sein.
    Eine erstaunliche Anzahl Kolonisten und Ratsmitglieder hatte darum gebeten, aufgewärmt zu werden, um bei den abschließenden Arbeiten zu helfen. Erdgeborene kamen, um einmal einen Fuß auf Selene zu setzen. Mondgeborene kamen zu einem Besuch auf die John Glenn; sie nutzten eine letzte Chance, die Träume des Obersten Rates der Menschheit mit eigenen Händen zu berühren und wirkliche Erfahrungen zu implementieren, die sie an ihre Nachkommen überliefern und von denen sie am Abendbrottisch würden erzählen können.
    Der Garten war geleert worden, seine Rotation gestoppt, Obst, Gemüse und Saatgut kryogen eingelagert und jeder Rest von pflanzlichem oder tierischem Leben recycelt. Yggdrasil war zersägt worden. Rachel hatte um einen der Äste gebeten, und Kyu hatte mehrere mit der Fähre zu ihr hinuntergeschickt. Sie hatte Rachel dabei geholfen, die Wände im Innern der Zuflucht mit Holobildern von der John Glenn und dem Garten zu dekorieren – und mit Ästen von Yggdrasil, um zukünftigen Generationen beweisen zu können, dass die Bilder etwas Reales zeigten.
    Erneut enthielt die Hohlkugel Megatonnen Wasser, das zum Trinken, als Abschirmung und als Reaktionsmasse dienen würde. Dies war der Zustand, in dem die John Glenn das Solsystem verlassen hatte: Jeder erdenkliche Hohlraum wurde genutzt. Doch bevor das Wasser hereingerauscht war, hatte ein Schwärm Mondgeborener die Gelegenheit genutzt, frei von Schwerkraft in der gewaltigen Leere zu kreisen. Rachel und Sarah waren inmitten eines Sturms aus blauen, purpurroten und silbernen Schwingen geflogen, inmitten von Zusammenstößen und Gelächter und Prellungen.
    Und nun war die John Glenn nicht mehr zu sehen – sie umkreiste Feynman in einer sicheren halben Milliarde Kilometern Abstand von Selene. Der Stinger der John Glenn war bis zur Kapazitätsgrenze mit Antimaterie gefüllt.
    Rachel und Gabriel ritten den Kraterrundkurs entlang. Außer ihnen war weit und breit niemand zu sehen, und sie ließen ihre Pferde in langsamem Schritt gehen und genossen den dunkelroten Mittag.
    Rachel konnte Feynman kaum erkennen; man sah bestenfalls eine Stecknadelspitze aus Licht, ein paar Grad abseits von Harlekins schwarzer Wölbung. Der Teilchenbeschleuniger, der den kleinen ehemaligen Mond ringförmig umschloss, war geleert worden. Der Hohe Rat hatte ihn in tätigem Zustand belassen; ein ganzes Netz Sonnenkollektoren versorgte ihn mit Energie. Weitere Antimaterie würde sich ansammeln. Wenn die Menschen von Selene eines Tages bereit waren, die
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