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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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beiden Zweige der Menschheit, bla bla bla. Aber du und Rachel, ihr habt das vorher abgesprochen. Wir haben einiges davon mitbekommen, aber nicht genug, um vorauszusehen, was kommen würde. Hat sie dich in ihr Bett gezerrt, wie sie es mit Dylan gemacht hat?«
    »Dylan war jünger.«
    »Wie recht du hast. Sie ist eine Eintagsfliege!«
    »Die Sache mit dem Altersunterschied hat mir ziemlich zu denken gegeben, aber Rachel macht es nichts aus.«
    »Und dass du ihr mit der Stirn gerade noch bis unters Kinn reichst, offenbar auch nicht. Gabe, weiß sie eigentlich Bescheid über schichtbedingte Teilpartnerschaften? Macht ihr das nichts –«
    »Erika, sie hat mir einen Vortrag über Schichtpartnerschaften gehalten. Astronaut muss ihr einen Überblick verschafft haben –«
    »Sie ist allerdings nicht kalt.«
    »Aber das wird sie in Kürze sein. Wir werden die neuen Kälteschlafkammern ziemlich bald am Netz haben. Rachel wird bereit sein, und die Situation wird sich so weit beruhigt haben, dass sie ein paar Jahre kalt verbringen kann. Jedenfalls ist sie einverstanden mit einer Teilpartnerschaft. Während sie auf Selene ist, bin ich hier oben, und sie … nun, sie überlässt mich dir, wenn du das möchtest.«
    Er konnte sehen, wie Erika ihre Wut im Zaum hielt. Jetzt war Gabriel also das Geschenk einer Mondgeborenen an Captain Erika! Er fragte sich – und er sah, wie sie sich auch fragte –, ob sie es wohl annehmen würde.
    Sie sagte: »Dieser verdammte Mond hat dich mir weggenommen. Ich habe immer gewusst, dass es so kommen würde. Immer, von Anfang an. Ich habe mich vor dem Aufwachen gefürchtet, weil du dich jedes Mal, wenn ich warm geworden bin, ein Stück weiter entfernt hattest; ich musste mir jedes Mal mehr einfallen lassen, um dich wieder zu mir zurückzuholen.«
    »Du hast deine eigenen Träume.«
    »Ja.« Sie suchte seinen Blick. »Ich wollte uns wohlbehalten dorthin bringen. Wohlbehalten! Wenn ich kann, werde ich ein Schiff hierher zurückschicken.«
    »Das wird zu lange dauern.«
    »Ich werde es trotzdem tun. Hinterlasst Geschichten, Gabe. Lieder. Hinterlasst uns irgendetwas, das wir finden werden, damit wir wissen, wie es euch ergangen ist.«
    »In Ordnung.« Er drückte sie erneut an sich, zitternd in der Gewissheit des unausweichlichen Verlustes.
    »Wie lange wird es noch dauern?«
    Er zählte auf: »Zuerst müssen wir den Eruptionsableiter bauen. 20 Jahre. Er wird immer noch auf dem Weg sein, während wir auf Selene Komponenten für den Beschleuniger herstellen und sie auf Feynman zusammenmontieren. Dafür weitere 60 Jahre. Um den Beschleuniger laufen zu lassen, noch einmal 100 Jahre. Irgendetwas geht immer schief, also –«
    »180 Jahre, und tendenziell noch mehr. Ich hoffe, ich kann etwas von dieser Zeit kalt verbringen.« Sie schauderte in seinen Armen. »Und dann 2000 Jahre für die Reise zum Ymir. Es wird dort inzwischen eine ganze Zivilisation geben, und weitere Kolonien der Menschheit. Ich werde dir alles erzählen.«
    »Erzähl es den Kindern von Selene. Sie werden die Einzigen sein, die dann noch hier sind.«

KAPITEL 77
    LIREN
     
    Liren saß allein in ihrem Büroraum. In drei Stunden würde sie sich einfrieren. Sie würde erst auf Ymir wieder erwachen – falls sie es bis zum Ymir schafften, und falls die anderen es wagen würden, eine Verrückte aufzuwecken. Man hatte ihr ihre letzte Bitte verweigert; die KI zu formatieren und neu zu laden. Das war ein Fehler.
    Sie hatte alle Kontrolle verloren.
    Gedichte tanzten vor ihr in einem Datenfenster.
    Erbauer von Welten fliehen
    Den Menschen im Innern bewahrend
    Doch stets verfolgt von Gefahr
    Kinder der Menschheit
    Spiel’n mit gefährlichem Spielzeug
    Fahret sicher wohl durch den Sommer!
    Sie war gescheitert. Die Angst rührte sich sachte in ihrem Bauch, warf einen Schatten über ihre Atmung, kam in ihrer Körperhaltung zum Ausdruck. Sie lenkte sie ab, irritierte sie. Angst um den Rat, der mit einem intakten Astronaut aufbrach, auf eine Reise, an der sie schon einmal gescheitert waren, und Angst um die Kinder von Selene, die nun all die gleichen schlimmen Fehler begehen konnten, die die Menschheit im Solsystem gemacht hatte. Gabriel würde bei ihnen bleiben – Gabriel, der die Macht der Maschinen liebte.
    Sie hielt weiterhin den Blick auf die Tür gerichtet und hoffte, irgendjemand würde sie besuchen kommen, bevor sie sich selbst einfror.

KAPITEL 78
    DER NAVIGATOR
     
    Während Jahre vergingen, beobachtete Astronaut die Gruppendynamik der
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