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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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sich von seinem Stuhl.
    »Tut mir leid, das mußte sein. Setzen Sie sich wieder, es ist schon vorbei.«
    »… ich bin solche Umgangsformen nicht gewohnt, wenn Sie erlauben.«
    »Ich normalerweise auch nicht. Haben Sie alles aufgeschrieben? Den letzten Beweis werden Sie erhalten, wenn Sie nachprüfen, was Harry Eiler am fünften achten abends um sechs Uhr getrieben hat. Sonst wäre der Fall, glaube ich, soweit klar.«
    »Sie haben recht. Der Haftbefehl ist sofort auszufertigen.«
    »Schwere Körperverletzung in drei Fällen können Sie auch noch in die Anklage mit hineinnehmen.«
    Ich gab ihm Hanna Hechts Erpresserbrief. Er las ihn verwundert vor.
    »›Futt, Mörder, halt eine Million und ein Kilo bereit.. Wir melden uns. Bis bald!‹ Was soll das?« I »Hanna Hecht, die Freundin von Ahmed Hamul, wußte, mit wem Ahmed die Drogengeschäfte machte. Nachdem er umgebracht worden war, hatte sie dieselben Leute als Mörder im Auge wie wir jetzt und wollte kassieren.«
    »Und wieso schwere Körperverletzung?«
    »Ich habe den Zettel hier vorhin in dieser Wohnung gefunden und bin sofort zu Hanna Hecht gefahren. Dort war Herr Eiler gerade dabei, saubere Arbeit zu leisten. Sie können die beiden im Krankenhaus besuchen.«
    »Muß ich sogar, sind wichtige Zeugen.«
    »Der dritte Fall bin ich. Mein Gesicht ist sonst ansehnlicher, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Ah, ja?«
    »Futt hat es verstanden, den Mordfall Hamul an sich zu ziehen, um ihn dann einfach liegen zu lassen; aber er konnte nicht verhindern, daß die Witwe des Toten mich als Privatdetektiv engagierte. Zunächst habe ich einen Drohbrief erhalten, der mich aufforderte, den Auftrag zurückzugeben, und noch am gleichen Abend entging ich direkt vor der Haustür nur knapp einem Fiat. Gestern schließlich besuchte mich ein maskiertes Ungetüm mit Gaspistole, räucherte mein Büro aus und trat mir das Gesicht zu Brei. Machen Sie daraus, was Sie wollen.«
    Hosch dankte mir die Einzahl mit einem kurzen Blick.
    »Kann ich meinen Anwalt anrufen?«
    »Sicher, Herr Futt.«
    Wir sahen uns lächelnd an. Futt wollte sich nicht geschlagen geben, schon gar nicht von einem Türken. Ich zündete mir eine Zigarette an und deutete mit dem Daumen hinter mich.
    »Bevor Sie Ihren Anwalt anrufen, gehen wir mit dem Herrn Staatsanwalt ins Schlafzimmer, und Sie führen uns Ihre Campingausrüstung vor.«
    »Ich hätte mich doch früher um Ihre Lizenz kümmern sollen.«
    »Und Sie hätten nicht so gefährliche Geschäfte machen sollen.«
    Der Staatsanwalt tippte mir auf die Schulter.
    »Bitte, warum müssen wir uns eine Campingausrüstung anschauen?«
    »Kann nie schaden.«
    Wir gingen nach nebenan, und Futt leerte den Rucksack aus. Die kleinen, in Plastik verschweißten Heroinpäckchen fielen dem Staatsanwalt vor die Füße. Er verstand sofort und nahm sie als Beweisstücke an sich.
    »Kann ich telefonieren?« Diesmal lächelte nur ich.
    »Klar, Herr Futt, aber rufen Sie vorher bitte im Präsidium an, man soll einen Mannschaftswagen zur Festnahme mehrerer Drogenhändler vorbeischicken! Sie wissen schon, wer dafür zuständig ist.«
    Nachdem Futt gegangen war, drückte mir der Staatsanwalt die Hand.
    »Gute Arbeit.«
    »Danke. Tja, jetzt sind Sie dran.«
    »Können Sie sich drauf verlassen.«
    Bis die Polizei kam, verbrachten wir die Zeit damit, Hosch vor dem wieder erwachten Harry Eiler zu schützen und Frau Futt aus ihrem Zimmer zu locken. Sie hatte sich eingeschlossen.
    Futt zog nachdenklich an seiner Zigarre. Ich mixte mir einen Whisky und setzte mich neben ihn.
    »Haben Sie dem Hosch das Theater vorgeschlagen?« Er sah mich nicht an.
    »Mhmm.«
    »Jetzt kommt er damit durch, aber vor Gericht werd ich auspacken.«
    »Ich weiß.«
    »Daß der so dämlich ist und sich von Ihnen was aufschwatzen läßt. Das hätte ich nicht von ihm gedacht.«
    »War in Panik. Kann mir übrigens nur recht sein, wenn Sie sich vor Gericht gegenseitig zerfleischen… Warum haben Sie mich nicht gleich umgebracht?«
    »Gute Frage. Aber die Verbindung zu Ahmed Hamul wäre zu offensichtlich gewesen.«
    »Schon übel, wenn man einen Mord vertuschen muß, mit dem man nichts zu tun hat.«
    »Mhmm.«
    Es klingelte, und die Polizisten kamen wie eine Horde Wilder in die Wohnung gestolpert. Nachdem der Staatsanwalt ihnen erklärt hatte, was Sache war, stürzten sie in eine leichte Identitätskrise. Den Herrn Kriminalkommissar Futt als Heroinhändler und den Kollegen Harry als Mörder zu verhaften, fiel ihnen schwer. Die
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