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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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Kameraden könne man doch nicht einfach einsperren, da liege bestimmt ein Irrtum vor. Schließlich mußte Futt selbst eine Erklärung abgeben und die Festnahme verfügen. Mit Bemerkungen, man hätte doch lieber den Türken verhaften sollen, verließ die Mannschaft samt Staatsanwalt und Verhafteten die Wohnung und machte sich auf den Weg ins Untersuchungsgefängnis.
    Zurück blieben Löff, Katrin Futt und ich.
    Wir holten die Gattin des Kommissars, setzten sie vor den Fernseher, stellten die Flasche Whisky daneben und verabschiedeten uns.

5
    Löff und ich saßen jeder vor seinem vierten Bier. Es war kurz vor sechs. Die Feierabendkundschaft begann, den Tresen zu besetzen. »Ein Klarer, ein Bier« war die allgemeine Begrüßung. Je mehr Gläser über die Theke geschoben wurden, desto vertrauter wurde man untereinander. Die ›Soni‹ war Bedienung und hatte einen großen Arsch. Es machte ihr Mühe, den Männerhänden auszuweichen, und meistens versuchte sie es gar nicht. Der Arsch war Teil ihrer Arbeit. Löff hatte schon schwere Schatten über den Augen, und ich bekam Angst, ich müsse ihn nachhause fahren.
    »Herr Kayankaya, ssaben Ssie gut gemacht, aber trossdem…«
    »… trotzdem kann ein guter Anwalt die Anklage wegen Mord an Ahmed Hamul zu Fall bringen, da keine eindeutigen Beweise vorliegen, nicht wahr?«
    Er hatte mir das schon fünf oder sechsmal erzählt.
    »Genau… owwoll alls klar ist, bei Gricht zähln nur Beweise… dassis so.«
    »Erst mal abwarten, ob Harry Eiler ein Alibi für den fünften achten zusammenbringen kann. Man wird ihn sowieso zum Sündenbock für alles machen. Diese Chance lassen sich Futt und Hosch nicht entgehen.«
    »Das ’s wahr.«
    Das Blut pochte um meine angeknackste Rippe. Ich begann, mir die nächsten drei Tage auszumalen. Ein frisch bezogenes Bett, ein Haufen Reise- und Ferienprospekte für den Vormittag, verschiedene Fernsehzeitschriften für den Nachmittag und abendlange Spielfilme und keine Rateoder Wettshows von Deppen, mit Deppen, für Deppen! Nachrichten und anschließend Bogart!
    Ich rüttelte Löff an der Schulter. Sein Blick war starr auf Sonis Hinterteil gerichtet.
    »Herr Löff, ich mach mich auf den Weg, muß noch zur Familie Ergün, berichten, und dann will ich ins Bett.«
    »Mhmm… ich fahr auch ma nahause… habscho ’n kleinen in der Krone…«
    »Vielen Dank nochmal. Ohne Sie hätte ich das nicht so geschafft. Ich werde die nächsten Tage bei Ihnen draußen vorbeikommen.«
    »Machn Se das, meine Frau freut sich beschtimmt.«
    Ich winkte Soni, und sie kam mit der Rechnung. Ich zahlte. Löff zwinkerte. Dann gingen wir.
    Es war inzwischen halb zehn geworden. Ich hatte Löff zu seinem Benz gebracht, war in mein Büro gegangen, um den Tausendmarkschein zu holen, danach zu mir, hatte dort geduscht und gegessen.
    Jetzt nahm ich das Wechselgeld von Madame Obelix und drei Tafeln Schokolade für die Kinder Ilter Hamuls und wünschte einen schönen Abend.
    »Gleischfalls.«
    Die Sonne war untergegangen, und außer ein paar roten Wolken war der Himmel blau und leer. Weit oben flogen schwarze Vögel umher. Ich war müde.
    Ilter Hamul öffnete mir die Tür. Sie trug einen dunkelgrünen Satin-Morgenrock.
    »Guten Abend. Ich schaue noch so spät herein, um Ihnen mitzuteilen, der Fall ist erledigt. Der Mörder gefunden und hinter Gittern.«
    Ihr Gesicht hellte sich fast zu einem Lächeln auf. Sie bat mich herein und fragte, was ich zu trinken wünsche.
    »Einen Kaffee würde ich nicht ablehnen.«
    Sie führte mich in das große, bunte Wohnzimmer, drückte mich in einen Sessel und verschwand. Zehn Minuten später stand eine Tasse guter, starker türkischer Kaffee vor mir.
    »Die Schokolade ist für Ihre Kinder.«
    Sie bedankte sich überschwenglich und bat mich zu erzählen. Zum zweiten Mal an diesem Tag ließ ich die ganze Geschichte ablaufen. Hanna Hecht konnte ich ihr nicht ersparen.
    Sie hörte still und gespannt zu. Manchmal schüttelte sie leicht den Kopf. Als ich geendet hatte, war es im Wohnzimmer stockfinster. Durch das Fenster sah man den Mond aufgehen. Eine Weile saßen wir uns stumm gegenüber, dann stand Ilter Hamul auf und knipste das Licht an. Tränen hingen in ihrem Gesicht.
    »Wie soll ich Ihnen danken?«
    »Wechseln Sie mir den Schein. Ich bekomme drei Tagessätze, sind sechshundert Mark. Das ist alles.«
    Sie holte das Geld und gab es mir. Dabei drückte sie fest meine Hand.
    »Ist Ihr Bruder da?«
    »Er ist in seinem Zimmer. Er will morgen in die Türkei
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