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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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nieder. Ich flößte ihm den Wodka auf einem Teelöffel ein. Das meiste ging daneben. Dann ging ich zurück zu Harry Eiler und zum Telefon.
    Ich wählte den ärztlichen Notruf und bestellte einen Wagen und wandte mich dann zu dem Haufen Eiler.
    »Sie rufen jetzt Hosch an und verabreden sich mit ihm in einer halben Stunde bei Futts Wohnung.«
    Er schüttelte den Kopf. Ich knallte ihm eine. Er nickte.
    »Nummer?«
    Er sagte sie. Ich wählte und hielt ihm den Hörer an Ohr und Mund.
    »Ja, Georg? Hier ist Harry… ja, wir müssen uns in einer halben Stunde bei Paul treffen… doch, ist dringend… was?… kann ich dir am Telefon nicht erklären, ist wichtig, wirklich… ja? Dann bis gleich.«
    Ich legte auf. Harry Eiler sah gequält auf seine gefesselten Hände.
    »Jetzt das gleiche mit Futt.«
    »Nein!… also gut!«
    »Keinen Rückzieher! Er muß kommen. Von mir aus sagen Sie ihm, hier sei was schiefgegangen.«
    »Paul?… Ja, Harry… es ist dringend, wirklich… es ist was falsch gelaufen… wir müssen uns, so schnell es geht, bei dir treffen… ja… doch, glaub mir, es ist wichtig…«
    Seine Augen flehten mich an. Ich schüttelte den Kopf.
    »Paul, bitte, es dauert auch nicht lange… ich will dich nicht verarschen, nein!… Nur kurz, in Ordnung… in einer halben Stunde?… Ja? Gut, tschüß.«
    Ich nahm das Telefon und wählte Futts Privatnummer.
    »Katrin Futt.«
    »Hallo, Frau Futt. Lassen Sie mich mal mit Ihrem Aufseher sprechen.«
    Löff kam an den Apparat.
    »Hier ist Kayankaya… ja, dauert nicht mehr lange, ich komm gleich… ist alles klar. Hören Sie, ich brauch ’nen Staatsanwalt… ja! Können Sie einen auftreiben?«
    Harry Eiler fing an zu schreien. Ich ging mit dem Apparat ins Schlafzimmer.
    »Wer das ist? Sie werden es kaum glauben, das ist Harry Eiler… Erklär ich Ihnen dann. Klappt das mit dem Staatsanwalt? Sie müssen doch irgend jemand aus dem Fach so gut kennen… ist mein vollkommener Ernst, ich habe drei Heroinhändler zu bieten, einer davon ist mehrfacher Mörder. Ist das kein Angebot?!… Jaa, ich habe Beweise, sind durch Ihr Tonband schon alle überführt… In Ordnung, Herr Löff. Sie brauchen mich nie mehr anzuschauen, wenn es nicht stimmt… Ich will den Staatsanwalt! Jetzt! Hab keine Lust, die Geschichte zweimal zu erzählen… Gut, bin in zehn Minuten da!«

4
    Im gleichen Augenblick, als ich mit Harry Eiler aus dem Haus trat, hielt der Notarztwagen, und zwei Pfleger stürzten heraus. Einen hielt ich am Arm fest.
    »Erster Stock rechts, das Mädchen ist voll mit Heroin, der Typ mit Wodka.«
    Er sah mich entgeistert an, nickte dann und rannte weiter.
    Ich stopfte Harry Eiler in den Beifahrersitz, setzte mich hinters Steuer und startete.
    Zehn Minuten später saßen wir zu fünft in Futts Wohnzimmer. Katrin Futt, Theobald Löff, Harry Eiler, ich und Horst ›Horstilein‹ Schramm. Ich bedeutete dem Liebhaber von Katrin Futt zu verschwinden.
    »Ist mir egal. Ich bleibe hier. Lasse Katrin doch jetzt nicht im Stich.«
    »Herr Schramm, hier werden gleich Sachen geschehen, die Sie nicht das geringste angehen.«
    »Ich lasse Katrin jetzt nicht alleine! Wer sind Sie überhaupt? Sie können mir gar nichts sagen.«
    »Ich habe keine Zeit, mit Ihnen zu diskutieren. Entweder Sie gehen freiwillig, oder ich bringe Sie raus! Mein Freund hier kann Ihnen bestätigen, ich bin nicht zimperlich. Also, spielen Sie nicht den Ritter, hauen Sie ab!«
    Er betrachtete angeekelt Harry Eilers Visage.
    »Sie sind ein brutaler Typ, ja das sind Sie! Das können Sie einer Frau doch nicht zumuten!«
    »Und Sie glauben, wenn Sie hier rumquengeln, helfen Sie ihr?«
    »Sie braucht mich!«
    Katrin Futt war inzwischen einigermaßen nüchtern.
    »Horst, ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst. Wir sehen uns heute abend.«
    »Katrin! Das kannst du nicht machen.« Ich nahm ihn bei der Schulter.
    »Und wie sie das kann. Bei drei sind Sie draußen. Eins…«
    Er schüttelte meine Hand ab, sah grimmig in die Runde und verließ die Wohnung.
    »Wann kommt der Staatsanwalt?«
    »So schnell er kann.«
    Wir saßen uns schweigend gegenüber. Nur Harry Eilers Gequengel durchbrach von Zeit zu Zeit die angespannte Stille. Er würde nie wieder ein anständiges Gesicht haben. Warum ich ihn nicht vor dieser Hexe bewahrt hätte… Etwa zehn Minuten sagte keiner ein Wort. Löff machte den Eindruck, als würde er schon bereuen, den Staatsanwalt gebeten zu haben. Katrin Futt hatte die Augen geschlossen und döste ihren Rausch aus.
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