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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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sagen.«
    »Schade.«
    Ich drückte auf Aufnahme.
    »Womit konnten Sie Vasif Ergün nach dem Unfall überreden, in Ihrem Auftrag mit Heroin zu handeln?«
    Er sah mich erschrocken an.
    »Aber…«
    »Antworten Sie schnell, ich habe nicht soviel Band.«
    Er druckste eine Weile herum, bis er sich überwand.
    »Es ist eh alles egal… Es war Futts Idee. Ich hatte damit nichts zu tun… das stimmt wirklich…«
    »Interessiert mich nicht, Sie sollen sagen, wies gewesen ist!«
    »… na ja, wir haben ihm erzählt, der Unfall sei besonders schlimm, und deshalb müsse er zurück in die Türkei, oder lange ins Gefängnis… irgend sowas… dann haben wir ihm ein Geschäft angeboten. Wir würden dafür sorgen, daß ihm nichts passiert, würden ihm auch Geld geben, um den Schaden unter der Hand zu bezahlen.«
    »Zweitausend Mark?«
    »Mhmm, ja soviel war das… also das haben wir für ihn gemacht. Dafür sollte er für uns Drogen verkaufen. Dreißig Prozent vom Gewinn haben wir ihm angeboten, und er war einverstanden.«
    »Nachdem das eine Weile lief, habt ihr ihn gefragt, ob er nicht noch jemanden wüßte, der Lust hätte mitzumachen?«
    »Mhmm, ja.«
    »Das war dann Ahmed Hamul?«
    »Ja.«
    »Weshalb mußte Vasif Ergün sterben?«
    »Aber nein… das war ’n Unfall… Sie glauben doch nicht…«, er kreischte fast.
    »Mach kein Theater, Futt hat ein Geständnis abgelegt, und ich habe Zeugen für den Unfall, das beste für dich, du sagst die Wahrheit.«
    Futts Geständnis schoß ihm wie ein Blitz durch den Körper.
    »Der… der blöde Hund… er war es, er hat es gewollt, er hat gesagt, das muß sein, sonst würden wir alle hochgehen, das Schwein… verdammt nochmal, ich bin doch kein Mörder, ich bin keiner… Wirklich!«
    Er schrie und schluchzte abwechselnd und schlug sich mit den Händen ins aufgerissene Gesicht; sein schmächtiger Körper begann wild zu zittern.
    »Nehmen Sie sich gefälligst zusammen! Sie haben drei Menschen umgebracht und drei andere bestialisch gefoltert, mich eingeschlossen. Da haben Sie nicht geheult, wahrscheinlich hat es Ihnen sogar Spaß gemacht. Ich hätte Lust, Sie restlos auseinanderzunehmen, das können Sie mir glauben. Jetzt wird geantwortet!«
    »… er wollte aussteigen, wollte das Geschäft alleine machen…«
    »Und da haben Sie ihn mit dem Wagen am Betonpfeiler zerquetscht?«
    »Ja.«
    »Woher wußten Sie, daß die Bauerntochter alles gesehen hat?«
    »… hab den Unfall aufgenommen. Die Leute aus dem Dorf kamen an… schauten, was passiert war… sie war auch dabei und hat erzählt, hat sich wichtiggemacht, hat ihr aber niemand geglaubt…«
    »Am nächsten Tag haben Sie ihr den Knüppel über den Kopf gehauen. Wo ist der?«
    »… hab ich weggeschmissen…«
    »Wohin?«
    »… weiß ich nicht mehr…«
    Ich knallte ihm meinen Handrücken auf die zerfurchte Backe. Er schrie.
    »… irgendwo, im Wald… hinterm Dorf…«
    »Georg Hosch hat den Stoff bei der allmonatlichen Verbrennung besorgt?«
    »Mhmm…«
    »Mit ihm waren Sie gestern bei mir und haben Gas verschossen?«
    »Mhmm…«
    »Der Stoff wurde bei Futt gelagert?«
    »Mhmm, ja. Er hatte auch die Idee zu allem. Er hat uns fast erpreßt, wirklich, er hat…» »Interessiert mich nicht! Warum mußte Ahmed Hamul sterben?«
    »Damit hab ich nichts zu tun, davon weiß ich nichts… Sie können mir nicht alles anhängen… das war ich nicht… das war überhaupt keiner von uns… das würde ich wissen… das können Sie nicht machen…!«
    Ich schlug ihm immer wieder ins Gesicht, aber alles, was er rausbrachte, war »nein«.
    »Was Sie an dem Abend gemacht haben, werden wir auch so herausbekommen. Wo ist Hosch jetzt?«
    »Dienst.«
    Ich stellte das Band ab und ging in die Küche. Hanna Hecht lehnte mit einigermaßen zufriedenem Gesicht im Stuhl; sie hatte gerade ihren Druck beendet. Der Kellner lag stöhnend unter der Spüle. Er hatte in den letzten Tagen eine Menge abbekommen. Ich packte ihn bei den Schultern, um ihn aufzusetzen. Er schrie wie am Spieß. Harry Eiler mußte ihm beide Arme gebrochen haben. Ich ließ ihn liegen, alles andere hätte ihn vollends umgebracht. Die Küche glich einem Schlachtfeld. Zerbrochenes Mobiliar und Geschirr waren mit Blut bespritzt, der Mülleimer auf den Boden ausgeleert worden, und sämtliche Plakate lagen zerfetzt darüber. Ich holte die Flasche Wodka aus dem Kühlschrank und nahm einen tiefen Schluck. Der Kellner keuchte laut.
    »’n Schluck?«
    Mit Mühe klappten seine Augenlider auf und
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