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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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Harry Eiler beschränkte sich nach und nach darauf, still zu leiden und seine Drahtfesseln anzustarren. Ich suchte im Kopf angestrengt nach einer bestimmten Melodie von Louis Armstrong. Dann klingelte es.
    Alle schauten verstört auf, als hätte niemand mehr mit irgendeinem Ereignis gerechnet. Ich entsicherte die Parabellum, bedeutete den anderen, sich ruhig zu verhalten, und ging zur Tür.
    Nach dem zweiten Klingeln riß ich die Tür auf. Noch ehe Georg Hosch irgendwas kapiert hatte, lag der schwarze Lauf der Kanone auf seiner Brust. Ich nahm ihn beim Jackett und zog ihn in die Wohnung.
    »Hab gesagt, wir sehen uns wieder.«
    »Bitteschön, was soll das?«
    »Abwarten. Wo haben Sie heute Ihre Gasmaske? Stand Ihnen gut.«
    Verächtlich spitzte er den Mund: »Das wird Folgen haben.«
    »Und ob!«
    Ich schob ihn vor mir her ins Wohnzimmer.
    »Bald sind wir vollständig.«
    Georg Hosch blieb ruhig. Nur seine Stirn lief rosa an.
    »Setzen Sie sich. Leider müssen wir uns noch gedulden, bis Kommissar Futt und der Staatsanwalt anwesend sind.«
    »Der Staatsanwalt…?«
    »Geht alles schneller, als man denkt, Herr Hosch.«
    Er begnügte sich mit einem geringschätzigen Augenaufschlag.
    Wenig später klingelte es erneut. Das gleiche Spiel. Ich riß die Tür auf und stieß meine Kanone in eine Brust.
    Diesmal war es der Staatsanwalt. Er schaute nicht weniger entgeistert als Hosch. Ich zog meine Hand zurück und entschuldigte mich.
    »Schon gut, immerhin bin ich hier richtig. Ist doch die Wohnung von Herrn Futt?«
    »Ist es.«
    »Und wo ist er?«
    »Noch nicht da. Warum?«
    »Weil ich es für unverschämt halte, mich um diese Tageszeit und bei solchen Temperaturen durch die Stadt zu hetzen. Er kann doch mit seinen Verbrechern zu mir kommen, oder etwa nicht? Seit wann fehlen der Polizei Mittel und Zeit, ihre Gefangenen aufs Gericht zu befördern? Nur weil ich Herrn Löff kenne und schätze, mache ich diese Ausnahme.«
    »Herr Futt muß jeden Augenblick eintreffen.«
    »Im übrigen, wer sind Sie?«
    »Kemal Kayankaya, Privatdetektiv. Ich habe Sie um diese Zeit durch die Stadt gehetzt, weil ich nicht die Polizei bin und nicht die Mittel habe, Gefangene aufs Gericht zu befördern. Herr Futt wird hier nicht als Kommissar auftreten, sondern als Drogenhändler. Sobald er hier ist, fange ich an zu erzählen. Wenn Ihnen einleuchtet, was ich sage, können Sie danach die Haftbefehle ausstellen.«
    »Sie sind schnell, junger Mann.«
    »Ach ja, es wird Ihnen kaum gefallen; die drei, um die es geht, sind Polizisten.«
    Er fuhr sich durch die kurzen grauen Haare.
    »Aha. Mhm. Macht die Sache nicht einfacher.« Er taxierte mich streng.
    »Na gut, wann fangen wir an?«
    »Wir warten auf Herrn Futt.«
    »Der Rest ist anwesend?«
    »Kommen Sie.«
    Mit Ankunft des Staatsanwaltes hatte die Stimmung im Raum an Spannung gewonnen. Georg Hosch verlor mehr und mehr seine Fassung und begann, Harry Eiler wütende Blicke zuzuwerfen. Eiler gab sich inzwischen ganz wimmerndem Selbstmitleid hin. Katrin Futt war sich langsam der Situation bewußt geworden und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
    Löff und der Staatsanwalt begrüßten sich wie zwei Leute, die im selben Kegelclub sind. Dann setzten sie sich still nebeneinander, verschränkten die Arme und sahen von Zeit zu Zeit ungeduldig zu mir herüber.
    »Frau Futt, darf ich den Herren was zu trinken anbieten?«
    »Ja, ja, steht alles in der Küche. Gläser sind im Schrank.«
    »Herr Hosch, würden Sie mir bitte behilflich sein?«
    Als wir nebeneinander in der Küche standen, schloß ich leise die Tür und lächelte in Hoschs kalte Augen. Er hielt mich für einen Dummkopf, nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen.
    »Ich mache Ihnen ein Angebot, Hosch.«
    »Was können Sie mir für Angebote machen?«
    »Ich könnte Sie, zum Beispiel, aus dem Gasüberfall raushalten. Die Anklage wegen schwerer Körperverletzung bliebe Ihnen erspart.«
    »Ich kann leider nicht folgen.«
    »Ich könnte es so arrangieren, daß Sie bei sämtlichen Mordanschlägen nicht erwähnt würden. Würde Ihnen doch gefallen, von nichts gewußt zu haben, oder? Georg Hosch, ahnungslos hineingeschlittert in die verbrecherischen Machenschaften eines Vorgesetzten, der ihn unter Druck oder mit falschen Erklärungen zum Drogendiebstahl angehalten hat. Und die Anklage wegen Mitwisserschaft bei drei Morden wäre vom Tisch. Übrigbleiben würde der im Grunde genommen ehrliche Mensch Georg Hosch, dessen Einfältigkeit von anderen für dunkle
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