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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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Geschäfte ausgenutzt wurde. Der Tip schmeckt Ihnen nicht, ich weiß, aber er erspart Ihnen einige Jahre hinter Gittern.«
    »Muß ich mir noch mehr von diesem Blödsinn anhören?«
    »Ist kein Blödsinn, das wissen Sie. Mein Angebot lautet folgendermaßen: Ich erzähle die Geschichte ab Auftritt Vasif Ergün, Sie spielen den Trottel und tun so, als würden Sie das heute zum erstenmal hören. Denken Sie sich was aus. Vielleicht dachten Sie, Sie hätten für den Geheimdienst gearbeitet, oder so. Ich lasse den Film ablaufen. Sie regen sich mehr und mehr auf, machen den Entsetzten, sind fassungslos und verzweifelt. Von mir aus fangen Sie an, Futt zu beschimpfen. Das steigern Sie, bis die Rede auf Ahmed Hamul kommt. Da geht Ihnen ein Licht auf. Was ich will, ist: Bei der Schilderung des dritten Mordes finden Sie für sich den Beweis, die Geschichte ist wahr, und man hat Sie tatsächlich drei Jahre lang übers Ohr gehauen. Danach geraten Sie völlig aus dem Häuschen. Bis hierhin haben Sie nämlich immer noch die Hirngespinste eines Privatdetektivs vermutet, doch mit Ahmed Hamuls Tod wird Ihnen klar, ich habe recht. Verstanden?«
    Er schüttelte leicht den Kopf.
    »Überlegen Sie sich’s. Ein bißchen Theater, weiter nichts. Mitwisserschaft bei Mord und schwere Körperverletzung ist ’ne unangenehme Sache. Skrupel wegen Eiler brauchen wir nicht zu haben. Ob er den Schweinkram alleine gemacht hat oder manchmal zu zweit, hilft ihm vor Gericht auch nicht mehr. Er geht als Erster von euch drauf, so oder so.«
    Ein kurzes Grinsen glitt über sein Gesicht, als amüsierte es ihn, ich könnte glauben, er würde wegen Harry Eiler Skrupel haben.
    »Müssen sich bald entscheiden. Jetzt servieren wir die Getränke.«
    Ich nahm Whisky, Mineralwasser, Orangensaft und Eis. Hosch balancierte ein Tablett Gläser.
    Löff und der Staatsanwalt schnappten sich den Orangensaft. Der Rest trank Whisky-Soda.
    Wenig später hörten wir ein Schlüsselbund klirren. Alle, bis auf Katrin Futt, hielten den Atem an.
    »Paul!«
    Ehe ich sie fassen konnte, war sie aufgesprungen und zur Tür gerannt.
    »Paul, ich hab nichts gesagt! Glaub mir! Bitte, glaub mir, ich habe nichts verraten, Paul…«
    Futt war dabei, sich aus ihrer Umklammerung zu lösen, als er mich am Ende vom Flur erblickte. Er hielt einen Augenblick inne. Dann stieß er seine Frau zu Boden. Sie lag zusammengekrümmt an der Wand und heulte.
    Ich winkte ihm mit der Parabellum zu.
    Futt steckte den Schlüssel ein und zog sich eine Zigarre aus der Hemdtasche.
    »Kommen Sie her, es warten schon alle.«
    Er biß ein Ende der Zigarre ab, spuckte es auf den Perser und bewegte sich mit breiten, langsamen Schritten auf mich zu.
    »Wer wartet auf mich?«
    »Bunte Runde.«
    Er trat ins Wohnzimmer, und man sah den Schreck in seinen Augen. Alle nickten ihm leicht zu. Hoschs fragendes Gesicht signalisierte, er wollte den Trottel spielen.
    »Setzen Sie sich, Herr Futt. Wir können anfangen.«
    »Anfangen, womit?«
    »Abwarten.«
    Während ich Löffs Kassettenrekorder auspackte und installierte, begann ich meinen Vortrag.
    »Am neunzehnten Februar neunzehnhundertneunundsiebzig verursachte Vasif Ergün - bis zu seinem Tod Gastarbeiter dieses Landes - einen Unfall; er fuhr in das Auto von Albert Schönbaum. Er hatte die Vorfahrt nicht beachtet…«
    »Tschuldigung, was soll das?«
    »Das wissen Sie genau, Herr Futt. Nehmen Sie sich zusammen. Es ist aus. So schlimm wird es für Sie nicht werden, Sie sind Kripokommissar.«
    Ich fuhr fort. Erzählte von dem Vertrag, den Vasif Ergün mit Futt und Eiler geschlossen hatte, diktierte dem Staatsanwalt die Adresse von Albert Schönbaum, wies ihn auf vorhandene Akten hin, die meine Geschichte bewiesen, kam dann auf Ahmed Hamuls Einstieg ins Geschäft zu sprechen, gab die Namen von Hanna Hecht samt Freund und Mutter Ergün an, beschrieb den Mord an Vasif Ergün und der Bauerntochter, die Tatwaffe, den Polizeiknüppel, führte als Zeugen Erwin Schöller, Doktor Langner und die Bewohner am Rande Kronbergs auf und endete schließlich kurz vor Ahmed Hamuls Ermordung. Hosch machte seine Sache wunderbar. Futt und Eiler warfen ihm abwechselnd verstörte Blicke zu. Hosch stöhnte, platzte immer wieder mit einem fassungslosen »nein« heraus, raufte sich die Haare, zog am ganzen Leib zitternd an der Zigarette und übertraf, in bezug auf die Darstellung eines Zusammenbruchs, Eiler bei weitem. Als er sich bei meinem Bericht über die verübten Morde für die ersten Tränen
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