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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke!
Autoren: Jakob Arjouni
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vor mir eine dicke, grell geschminkte Frau lag, die ihre Schenkel weit auseinander spreizte und außer einem goldenen Glitterschal nichts am Leibe trug.
    »Kayankaya mein Name. Schönen guten Tag.«
    Langsam, ohne die Augen von mir zu lassen, begann sie, ihre weiße Haut mit einem Bettlaken zu bedecken. Auf dem Nachttisch stand das Gerücht. Eine halbleere Flasche Johnny Walker.
    »Ich muß mit Ihnen reden. Ziehen Sie sich was an, ich geh solange raus.«
    Ich griff mir die Flasche Johnny Walker, ging hinaus in den Flur und setzte mich auf ein seidenbespanntes Sofa.
    Ende achtzehntes Jahrhundert war mein Tip. Ich spendierte mir einen Schluck auf Futts Kosten. Nebenan zog sich seine Frau an. Nach fünf Minuten stand sie im Türrahmen. Ihr fetter Körper schwankte, und die Augen glänzten. Sie hatte schon mächtig einen in der Krone.
    »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«
    Ich stellte die Flasche auf den Boden und erhob mich.
    »Wie gesagt, Kayankaya. Ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
    Sie hatte sich einen weißen, mit Drachen bestickten Kimono übergezogen. Der rechte Busen hing heraus.
    »Wer gibt Ihnen das Recht, einfach in meine Wohnung einzudringen, ha?«
    »Ich habe geklingelt, man hat mir aufgemacht.« Sie fuchtelte mit den Händen durch die Luft.
    »Na und? Ich habe einen Freund erwartet. Kann ich wissen, daß fremde Leute einfach in die Wohnung kommen? Geht doch nicht! Ich warte auf einen guten Freund, und Sie kommen einfach hier herein. Geht nicht, sowas.«
    Der Alkohol ließ sie lallen.
    »Sind Sie die Frau von Paul Futt?«
    »Was wollen Sie damit sagen? Hat der Arsch Sie hergeschickt? Weiß er doch alles, is ihm doch egal. Bin doch ’ne Frau, oder? Der impotente, fette Sack, der bringt nichts mehr. Is doch mein Recht, nich? Hab ein Recht auf Männer. Kann ich wissen, daß er son schlaffer Schwanz ist. Hat mir in der Kirche niemand gesagt. Kann ich doch nich wissen. Is doch mein Recht…«
    Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen.
    »Frau Futt, es ist mir schnurzegal, ob Sie sich einen Liebhaber halten. Deshalb bin ich nicht hier.«
    »Fiiiicken! Sagen Sie doch ficken, Sie Arsch. Das meinen Sie doch!«
    »Frau Futt, es ist mir egal, mit wem Sie ficken!«
    Sie lachte hysterisch. Ich nahm ihren Arm und drückte sie aufs Sofa.
    »Nehmen Sie sich zusammen! Sagen Sie mir, wo das Zimmer von Ihrem Mann ist.«
    Sie hörte auf zu lachen und sah mich kumpelhaft an.
    »Sind Sie von der Polizei? Für ihn oder gegen ihn?«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Sie machte schnell einen Rückzieher.
    »Gar nichts sollen Sie verstehen. Ich weiß nichts, gar nichts!«
    »Ich bin gegen ihn, wenn Sie so wollen.«
    »Trotzdem, ich weiß nichts. Er schlägt mich tot, hat er gesagt.«
    »Ihr Mann?«
    »Nein, der Weihnachtsmann, hi, hi.«
    »Warum sollte er Sie totschlagen?«
    Ihre lackierten Finger schmiegten sich um meinen Arm, dann drückte sie den Arsch an mich und legte ihren vernebelten Kopf auf meine Schulter. Sie roch nach Whisky und Kölnisch Wasser. Keine gute Mischung.
    »Ganz schön neugierig, was?«
    Die Hand glitt über meinen Nabel abwärts. Ich ließ sie gleiten, leckte mit der Zunge an ihrer Ohrmuschel und flüsterte: »Der Arsch macht viel Geld mit dem Stoff, was?«
    Sie kicherte.
    »Bist ein ganz raffinierter…, hi, hi…« Ich legte mich ins Zeug.
    »Wenns rauskommen würde, müßtest du sagen, was du weißt.«
    »Er wird mich umbringen, hi, hi.«
    »Hinter Gittern kann er dich nicht umbringen.«
    »Solche Schweine kommen nich hinter Gitter… laß ihn doch jetzt, is doch nich wichtig.«
    Sie hatte Schwierigkeiten mit den Knöpfen.
    »Gleich, sag mir nur, wo er das Zeug hat.«
    »Ich hab mal was gesehen, in seinem Schrank, das is alles.«
    Ich riß mich aus der Umklammerung und stand auf. Sie sah mich verdutzt an. Ich knallte ihr eine.
    »Wo ist der Schrank?«
    »Duuu, du wider…«
    Ich knallte ihr noch eine.
    »Jetzt werden wir wieder nüchtern, Verehrteste. Wo ist der Schrank?«
    Eine Hand hielt die Backe, die andere zeigte auf die Tür gegenüber. Der Schrank stand in einem weiteren Schlafzimmer. Ich räumte Mäntel und Anzüge raus, bis in der linken hinteren Ecke ein Rucksack zum Vorschein kam. Ich zog ihn raus und öffnete die Schnallen. Alles mögliche Campingzeug lag obenauf. Ich kippte alles aus. Zwischen Emaillekochtöpfen, Gaskartuschen, Zelthaken und Nylonseilen purzelten auch kleine, in Plastik verpackte Päckchen auf den Boden. Ich nahm mir eins und riß
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