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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Seine ganze Konzentration hatte darauf gelegen, Informationen aus ihr herauszubekommen. Zweimal war ihm dabei die Kontrolle entglitten. Er wusste genau, wer am Telefon war.
    „Wo waren Sie?“, schallte es ihm barsch entgegen. Unwillkürlich straffte er sich.
    „Draußen.“
    „Und Ihr Telefon lassen Sie drin?“
    „Das war ein Fehler.“
    „Ich hoffe, Sie haben nicht noch mehr Fehler gemacht.“ Er schloss kurz die Augen. Oberst Hartmann wusste es. „Major Wahlstrom?“
    „Oberst Hartmann.“ Er sah das Gesicht von Hanna, die ihn anstarrte, zwischen Fassungslosigkeit und Verletztsein. Mach jetzt keine Szene, flehte er sie mit seinen Augen an. Hanna drehte sich um und ging in das Haus zurück. Was für ein Gedanke, Hanna war nicht die Frau, die eine Szene machte, korrigierte er sich selbst.
    „Haben Sie überhaupt mitbekommen, was ich gesagt habe?“, holte ihn das Handy in die Realität zurück.
    Er biss sich auf die Lippen.
    „Nein.“
    Am anderen Ende war es still, dann ein tiefer Seufzer. „Ich dachte, Sie hätten mich klar verstanden, als wir das letzte Mal über den Fall gesprochen haben.“ Er schwieg. „Also gut, packen Sie, ich werde das BKA informieren, dass wir Hanna bereits heute an sie übergeben.“
    „Warten Sie, Oberst Hartmann, das ist kein guter Moment …“
    „Es ist genau der richtige Moment, Major Wahlstrom. Ist Ihnen eigentlich klar, was passiert, wenn herauskommt, dass Sie mit der Zeugin geschlafen haben?“ Die Stimme seines Vorgesetzten war gefährlich leise. „Dann können wir alles vergessen, alles, woran ich in den letzten Jahren gearbeitet habe. Alles, woran wir gearbeitet haben.“
    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Sie waren zu lang.
    „Ich schwöre Ihnen, Major Wahlstrom, nähern Sie sich auch nur noch einmal auf einen Meter Hanna Rosenbaum, reiße ich Ihnen persönlich die Eier ab. Haben Sie mich verstanden?“ Es war das erste Mal, dass er einen Kraftausdruck aus dem Mund seines Vorgesetzten hörte. Er atmete tief durch.
    „Ja, Oberst Hartmann.“
    „Sie haben mich schwer enttäuscht, Major Wahlstrom. Ich hoffe, dass ich Ihnen in den letzten Stunden Ihres Einsatzes vertrauen kann.“
    „Ja, Oberst Hartmann.“
    „Sie sind ein guter Mann, Major Wahlstrom. Ich brauche solche Männer wie Sie.“
    „Ja, Oberst Hartmann.“
    Zuckerbrot und Peitsche, dachte er ironisch und starrte das stille Handy an. Verdammt, was sollte er bloß machen?
     
    Sie sah, wie Ben sich nervös durch die Haare fuhr und ihren Blick mied, als er sich zu ihr an den Tisch setzte. Ihr war der Hunger vergangen. Er nahm sich ein Brot und begann es zu schmieren. Wie konnte er? Er hatte sich ihr Vertrauen erschlichen, mit ihr geschlafen und das alles, weil er von seinem Vorgesetzten den Auftrag dafür erhalten hatte? Hatte Hartmann sie seit damals nicht mehr aus den Augen gelassen? Sie ständig überwacht? Wütend knallte sie den Becher auf den Tisch. Er zuckte zusammen. Sie atmete tief ein und aus. Eigentlich war es gar nicht ihre Art, so zu reagieren, aber sie fühlte sich betrogen, in vielerlei Hinsicht.
    „War es Hartmanns Idee?“
    „Was?“
    Zeitschinder, dachte sie böse, er weiß genau, was ich meine. Sie präzisierte ihre Frage.
    „Mir die Bilder im Hotel zurückzugeben, mich zu überwachen, mich unter Druck zu setzen und mit mir zu vögeln!“
    Bei ihrem letzten Wort zuckte er erneut zusammen. Sie biss sich auf die Lippen. Sie hasste es, ordinär zu sein. Wie sie es nicht mochte, Menschen zu verletzten. Worte. Worte konnte man nicht zurücknehmen. Auch keine Worte der Liebe. Für Ben war das hier Arbeit, nichts anderes. Es ging darum, die Schuldigen ihrer Strafe zuzuführen. Koste es, was es wolle. Was machte dabei die eine Seite so anders als die andere? Die Grenzen waren fließend, und es gab immer einen Weg zurück, wenn man ernsthaft bereute. Sie seufzte, schob ihre Gedanken beiseite. Er hatte ihr nie irgendeine Versprechung gemacht. Im Gegenteil, beim ersten Mal, hatte ihr sogar gesagt, dass er seine Finger von ihr lassen sollte.
    „Was passiert als Nächstes?“
    „Ich übergebe dich an das Zeugenschutzprogramm des BKA.“
    „Wann?“
    „Jetzt.“ Er zog den Kopf ein, als wartete er auf einen weiteren Ausbruch von ihr.
    Sie stand auf.
    „Was hast du vor?“ In seine Stimme war der Befehlston zurückgekehrt. Sie presste die Lippen zusammen, ballte die Faust, öffnete sie wieder. Nein, sie wollte nicht die verbleibende Zeit mit Wut auf ihn vergeuden.
    „Hoch gehen und
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