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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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wollte Spaß haben. Aber ich spürte, dass ich am falschen Ort geboren worden war. Ich hätte in Amerika aufwachsen sollen. Bodybuilding war amerikanisch. Also dachte ich, das ist dein Ticket dorthin.“
    Für die Zurückgelassenen in Old Europe blieb er ein tumber Muskelprotz. Die wenigsten ahnten, wie wohlüberlegt eine der erfolgreichsten American- Dream-Karrieren unserer Zeit gebaut wurde.
    „Ich bin immer hungrig, interessiert an neuen Ideen, ein Schwamm, der jede Information aufsaugt“, sagte Schwarzenegger. Und sorgte dafür, dass dieser Appetit gestillt wurde: Mit einem Psychologiestudium an der kalifornischen Universität UCLA, und einem in Betriebswirtschaft an der Universität von Wisconsin, wo er auch seinen Abschluss machte. Danach stieg er ins Immobiliengeschäft ein, in Los Angeles, San Francisco und Denver. Neben der Schauspielerei betrieb er das Restaurant „Schatzi on Main“ in Santa Monica und hob die Fastfood-Kette „Planet Hollywood“ mit aus der Taufe.
    „Als Emigrant brauchst du Dreierlei“, sagte er. „Die Bereitschaft, hart zu arbeiten. Selbstvertrauen. Und positives Denken. Mein Lieblingssatz ist zwar „ich komme wieder“, aber mein Leitfaden „schau nicht zurück.“
    Ich komme wieder – I'll be back – wurde zum Markenzeichen aller Schwarzenegger Filme. Ob zu Beginn seiner Karriere in „Running Man“ oder später in Blockbustern wie „Die totale Erinnerung“, „Zwillinge“, „Kindergarten-Cop“ oder „Terminator“: Einmal taucht der Spruch immer auf. I'll be back und „schau nicht zurück“ scheinen gute Empfehlungen an alle Einwanderer zu sein, die ihr altes Leben ablegen, um ein neues zu beginnen. Vorausgesetzt, es klappt mit den Papieren.
    Vorausgesetzt, sie erhalten ihr Employment authorized.
    Maxim und ich fuhren hinab nach Downtown, und hinauf auf den Prudential Tower. Der war einmal das höchste Haus in Boston gewesen, wurde aber mittlerweile vom John Hancock Tower um ein paar Stockwerke überflügelt. Uns war das egal. Oben befand sich das Restaurant „Top of the Hub“, welches einen fantastischen Blick über die Stadt bot. Bei diesem Ausblick fiel es mir schwer, mich auf meine Spicy Lobster Soup zu konzentrieren.
    „Warst du mal wieder in Russland?“, fragte ich zwischen zwei Löffeln.
    Maxim schüttelte den Kopf. Er sagte nicht, was soll ich dort, doch irgendwie konnte ich es auch so hören.
    Wir blickten aus dem Fenster hinab auf die Stadt, und der Stolz blickte zu uns herauf. In Boston ist man nicht gerade bescheiden, und das liegt an einer Menge firsts : Bostoner waren die ersten, die sich mit dem Mutterland anlegten. Bostoner gründeten als erste eine Universität, nämlich Harvard. Und sie bauten die erste U-Bahn auf dem Kontinent. Auch heute behaupten sie, immer einen Tick schneller zu sein als ihre Nachbarn. Dabei profitieren sie von einer der niedrigsten Verbrechensrate im Land, immer ein gutes Argument für eine amerikanische Stadt. Außerdem von führenden Instituten in Zukunftstechnologien wie Medizin, Biologie und Elektronik. Und natürlich von den besten Universitäten im Land, wie Harvard, Cambridge College, und Boston College. Daneben gibt es weitere 80 Universitäten, Kunstakademien, Musik- und Sporthochschulen – darunter sogar eine Uni nur für Zahnärzte, Tufts University School of Dental Medicine. Die wird mich sicher nie von innen sehen, dafür die vielen Kneipen, Theater und Konzertsäle. Und wem das alles nicht genügt, der geht zu den Boston Red Sox, die im Baseball sind, was Real Madrid im Fußball ist.
    „Dafür haben wir satte Lebenshaltungskosten“, sagte Maxim. „Die sind nirgends höher.“ Sprach's, schnappte sich die Rechnung, warf einen Blick darauf, zückte die Kreditkarte und lehnte sich zufrieden zurück.
    „Soooo“, sagte er, „du hast also den Kontinent durchquert.“
    Ich wartete, ob noch was kam, denn bei Professoren weiß man nie. Aber es kam nichts.
    Also antwortete ich, „stimmt, hab’ ich.“
    „Und?“, fragte er. „Gibts neue Erkenntnisse?“
    Ich lachte. „A man went looking for America and couldn't find it anywhere.”
    Maxim beugte sich nach vorne. „Schon mal darüber nachgedacht“, sagte er mit Nachdruck, „dass es so etwas wie Amerika gar nicht gibt?“
    Ich nickte. „Gerade damit angefangen.“ Das war ein wenig geschwindelt. Diesen Gedanke trug ich schon längere Zeit mit mir herum. Eigentlich seit ich losgefahren war. Meile für Meile wurde mir klarer, dass Amerika ein Konglomerat
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