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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Wohnung zu bekommen sowie die Sozialversicherungsnummer, das wichtigste amerikanische Dokument überhaupt. Nicht alle haben so viel Massel wie Maxim. Die Zahl illegaler Einwanderer ist schwer zu schätzen, doch sprechen seriöse Institute wie das Pew Hispanic Center von über 20 Millionen Illegal Aliens . Viele von ihnen arbeiten ebenfalls, nur ohne den begehrten Stempel Employment authorized : Sie sind die crop pickers , die wie Nomaden dem Erntezyklus von Gemüse und Früchten folgend von den Südstaaten in den Norden und wieder zurück wandern. Ohne sie wären die Supermärkte zwischen Ost- und Westküste leer. Die meisten sind Mexikaner. Trotz gewaltiger Grenzanlagen, welche die USA zwischen den beiden Ländern errichteten, und die fatal an die Mauer erinnern, kommen sie in hellen Scharen. Auch in anderen Jobs, die kein Amerikaner mehr machen will, sind sie gerne gesehen: In Bergwerken, auf Baustellen, in den vielen tausend Garküchen der Fastfood-Ketten – zeig mir den Hamburger, der nicht von einem Illegal Alien gebraten wurde, lautete kürzlich eine Schlagzeile im Cleveland Daily Banner.
    „Den American Dream gibt es nur mit den richtigen Papieren“, sagte Maxim.
    Dazu braucht es dann noch Willen, Disziplin und Durchsetzungskraft. Sich in Amerika hochzuarbeiten, ist keine Fernsehshow à la „Mein Leben XXL“. Die Konkurrenz ist riesengroß, Ambitionen haben alle, und eine gute Ausbildung häufig auch.
    „Zwei Tage nach unserer Ankunft“, erzählte Maxim, „stand ich im Büro der Brown. Ich hatte gehört, die sind gut. Da wollte ich hin.“
    Die Brown Universität in Providence auf Rhode Island gehört zu den besten Ausbildungsstätten der USA. 1764 gegründet, ist sie ein Mitglied der Ivy League , dem Zusammenschluss der Eliteuniversitäten im Nordosten.
    „Yale, Harvard, Princeton, Columbia, Dartmouth, Cornell, Pennsylvania gehören dazu”, zählte Maxim auf. „Und natürlich Brown. Bei denen konnte ich noch am selben Tag einsteigen.“
    Seinen Doktor machte er in Yale, und keine neun Jahre nach seiner Ankunft in Amerika unterrichtete er bereits am renommierten Boston College. Im zarten Alter von 36 Jahren wurde er Professor, und gründete die Abteilung für Jüdische Studien.
    „War nicht einfach. Wir haben 9000 Studenten am College, die sind fast alle katholisch. Nur 2 Prozent sind Juden.“
    Doch erfolgreiche Einwanderer überwinden alle Hindernisse. Die Neuamerikaner gehen ihren Weg, against all odds , gegen jeden Widerstand.
    „Sagte nicht Albert Einstein, eine Idee ist nur dann gut, wenn die anderen behaupten, der spinnt?“, sagte Maxim. „Der spinnt, habe ich oft gehört. Interessiert hat es mich nie.“
    „Was motiviert dich?“, wollte ich wissen. „Außer dem Willen, es zu schaffen.“
    „Der Gedanke, es schaffen zu können“, antwortete Maxim. „Vladimir Nabokov ist mein Vorbild.“
    Die Familie des russischen Schriftstellers floh nach der Oktoberrevolution aus Russland über Jalta nach London. Später lebte sie in Berlin, Grunewald und Wilmersdorf. Als die Nazis die Macht übernahmen, folgte das zweite Exil in Frankreich, bald darauf das dritte in den USA. Dort arbeitete Nabokov zunächst als Schmetterlingsexperte für das American Museum of Natural History in New York. Dann rief die Stanford Universität, später Harvard und Cornell. 1955 schrieb er „Lolita“, den Roman, der ihn weltberühmt machen sollte. In den 60ern zog er in die Schweiz, wo er häufig Gast im Sommerhaus seines deutschen Verlegers Heinrich Maria Ledig-Rowohlt war, im Château de Lavigny. Dort hatte ich während eines einmonatigen Aufenthalts Briefe von Nabokov an Rowohlt gelesen, die das harte Los des Emigranten widerspiegelten, aber auch den eisernen Willen, das Beste daraus zu machen. Dass Maxim ihn zum Vorbild gewählt hatte, passte ins Bild. Nur hatte er keinen Skandalroman veröffentlicht, dafür eine Anthologie mit Nabokovs Geschichten, „The World of Nabokov's Stories“.
    „Ich dachte mir, Teufel noch mal, ich schreibe jetzt auch in Englisch“, sagte Maxim. „Schließlich hatte ich mein Vorbild im Kopf. Nabokov wurde amerikanischer Schriftsteller, nachdem er schon russischer gewesen war.“
    Ob Literatur oder Bodybuilding: Vorbilder geben Migranten wertvolle Hilfestellungen.
    „Bei mir waren es wohl die Muskeln“, sagte Arnold Schwarzenegger im Interview mit einer Zeitschrift, die sich genau darauf spezialisiert hatte: Muscle & Fitness. „Von klein auf hatte ich eine Menge Energie und
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