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Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Titel: Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
Autoren: John Farndon
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ursprünglichen, natürlichen Zustand auf ihre Art perfekt waren. Auch der christliche Glaube folgt dieser Ansicht, indem er die Natur als Gottes Schöpfung betrachtet. Unnatürliche Dinge galten als Deformationen dieses ursprünglichen Zustands, die Satan bewerkstelligt hatte. Wenn Menschen von »widernatürlichen Handlungen« sprachen, meinten sie viel Schlimmeres als »natürliches« Apfelaroma aus Tagetesöl, Weinfuselöl und Hefeöl-Destillat.
    Das antike Vorurteil wurde in der modernen Welt angesichts des Misstrauens gegenüber den Lebensmittelkonzernen, der Agrarindustrie und der Nahrungsmittelindustrie wiederbelebt. Diese Skepsis gegenüber der menschlichen Technologie gründet in realen Katastrophen vom Contergan-Skandal über Seveso bis Fukushima. »Natürlich« erscheint im Gegensatz dazu sicher und über Millionen von Jahren erprobt. Natur ist frei von gefährlichen Kunstgriffen, menschlicher Hybris und dem Ruch des Großkapitals. In diesem Sinne ist Natur immer natürlich.
    Es wohnt ein Genuss im dunklen Waldesgrüne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer,
Entzücken weilt auf unbetretner Düne,
Musik im Wellenschlag am ewgen Meer.
Den Menschen lieb ich, doch die Natur noch mehr.
    Lord Byron, Childe Harolds Pilgerfahrt (ins Deutsche übertragen von Otto Gildemeister)

 Stellt die Umweltzerstörung eine größere Gefahr dar als Armut, Aids und Ähnliches?

Land Economy, Cambridge
    Das hängt teilweise von Ihrer persönlichen Situation ab: Ist jemand in Ihrer Familie mit dem HI-Virus infiziert, dann ist natürlich Aids die größte Gefahr. Leben Sie wie Milliarden andere Menschen in extremer Armut, dann empfinden Sie diese als größte Bedrohung. Wurde hingegen Ihre traditionelle Lebensweise durch die Zerstörung des Regenwaldes ruiniert, sehen Sie vermutlich darin die größte Gefahr.
    Betrachtet man diese Probleme auf globaler statt auf persönlicher Ebene, ist gewiss Armut das dringlichste. Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung leidet unter extremer Armut – eine gewaltige und völlig inakzeptable Menge. 4,4 Milliarden Menschen leben in Entwicklungsländern, drei Fünftel davon ohne vernünftige sanitäre Einrichtungen. Fast ein Drittel hat keinen Zugang zu sauberem Wasser. Ein Viertel lebt in behelfsmäßigen Behausungen. Einem Fünftel steht keine moderne medizinische Versorgung zur Verfügung. Ein Fünftel der Kinder beendet nicht einmal die Grundschule. Ein Fünftel ist aufgrund von Mangel- oder Unterernährung ständig krank. Die Anzahl der Kinder, die jedes Jahr in Entwicklungsländern an den Folgen von Armut sterben, entspricht der Zahl der Kinder, die insgesamt in England leben. An diese Größenordnung, diese Tragödie reicht keine andere Krise heran. Armut ist eine Geißel der Menschheit, und sie erfordert sofortiges Handeln.
    Die Umweltzerstörung besitzt möglicherweise katastrophale Folgen. Sollte zum Beispiel die globale Erwärmung nur halb so dramatisch sein, wie es die schlimmsten Szenarien prophezeien, wären die Auswirkungen verheerend. Viele Großstädte dieser Welt würden in den Fluten versinken, wenn Eiskappen schmelzen und sich das Wasser in den Ozeanen erwärmt und ausdehnt. Andernorts wird fruchtbares Ackerland durch ausbleibenden Regen in Wüste verwandelt. Die zusätzliche Energie in der Atmosphäre könnte zu Stürmen führen, die weltweit Verwüstungen anrichten. Die Zerstörung der Natur könnte das Leben auf der Erde in unbeschreiblicher, irreparabler Weise schädigen. Langfristig kann man also die Zerstörung unseres Planeten durch den Menschen als die größte Bedrohung ansehen. Allerdings brauchen die Armen sofort Hilfe. Für sie sind Probleme, die erst in Jahrzehnten auftreten, unbedeutend; sofern ihnen nicht bald Unterstützung zukommt, werden sie auch diese nahe Zukunft nicht mehr erleben.
    Natürlich ist es absurd, eine solche Rangliste von Problemen aufzustellen. All diese Probleme sind gravierend; die Menschheit muss sie alle in Angriff nehmen. Außerdem lassen sich diese Probleme nicht isoliert betrachten und behandeln. Sie sind eng miteinander verwoben und müssen gleichzeitig gelöst werden. Aids geht zum Beispiel oft mit Armut und fehlender Bildung einher. Armut wiederum ist oft Folge von Umweltproblemen – und die Ärmsten würden von den Folgen des Klimawandels wahrscheinlich am härtesten getroffen: die Einwohner Bangladeschs durch steigende Meeresspiegel, die Völker des Sahelgebiets durch die Ausdehnung der Sahara. Die großen Probleme der
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