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Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)

Titel: Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
Autoren: John Farndon
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Armut« spricht die Weltbank, wenn ein Mensch weniger als 1,25 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat. PPP-US-Dollar ist dabei ein Konzept, dass die Kaufkraft verschiedener Länder international vergleichbar macht. Ein solches Budget impliziert Mangelernährung, unzureichende Wohnverhältnisse und deutlich verminderte Lebenserwartung aufgrund erhöhter Krankheitsanfälligkeit. Absolute Armut bedeutet bestenfalls Not, schlimmstenfalls Tod. Gemäßigte Armut beinhaltet nur einen minimal höheren Lebensstandard, der verfügbare Tageswert liegt bei 2 PPP-US-Dollar. Täglich könnten die Zeitungen mit der Überschrift aufmachen: »Absolute Armut! 25 000 Kinder allein gestern gestorben!« Diese Schlagzeile könnten sie Tag für Tag, Jahr für Jahr drucken, und sie wäre jedes Mal wahr. Doch natürlich sterben die Armen weiter unbemerkt, weit weg von den Augen der Weltmedien, die sich gerade einmal für die spektakulärsten Krisen interessieren, und auch das nur kurz.
    In der westlichen Welt hat Armut weniger schreckliche Konsequenzen als in Entwicklungsländern. Wir definieren Armut nicht absolut, sondern relativ zum Rest der Bevölkerung. In Großbritannien bedeutet der Definition der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam nach arm zu sein, mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens nach Abzug der Wohnungskosten auskommen zu müssen (für einen alleinstehenden Erwachsenen waren das 2006 circa 150 Euro pro Woche). In Deutschland sprechen wir ungern von Armut, lieber von »Armutsgefährdung«, da wir von der theoretischen Absicherung jedes Einzelnen durch die sozialen Sicherheitssysteme ausgehen. Dennoch bedeutet Armut auch in Deutschland oft Hunger, soziale Isolation und das weitgehende Fehlen all jener Annehmlichkeiten, die das Leben erträglich machen.
    Die meisten Menschen finden das weltweite Ausmaß der Not inakzeptabel. Es ist nicht nur moralisch fragwürdig, selbst im Wohlstand zu schwelgen, während andere hungern, langfristig leidet auch unser Wohlbefinden unter dieser Ungerechtigkeit. Leider ist die Armut in den letzten Jahrzehnten weltweit sogar gestiegen. Hätte China nicht ein gewaltiges Wirtschaftswachstum erlebt, würde die Bilanz noch viel bestürzender ausfallen. Selbst in Deutschland nimmt die Kinderarmut zu statt ab, allen guten Absichten der Politik zum Trotz: Heute gelten laut Statistischem Bundesamt 2 Millionen Kinder in Deutschland als arm.
    Die Situation ist deshalb so bedrückend, weil es sowohl innerhalb der westlichen Länder als auch weltweit ernsthafte Versuche gab, die Armut einzudämmen. Tony Blair forderte zum Beispiel 2005 auf der G8-Konferenz in Gleneagles die Teilnehmerstaaten auf, bis 2010 35 Milliarden Euro für Afrika bereitzustellen. Was aus den Zusagen der Länder wurde, ist vielleicht repräsentativ für das Stocken der Hilfspläne. Von den acht Nationen, die damals Unterstützung versprachen, hielt nur Großbritannien Wort. Italien, Frankreich, Japan und Deutschland schickten weit weniger als gelobt, trotz massiven Drucks durch Barack Obama und Gordon Brown auf dem G8-Gipfel 2009 in L‘Aquila. Letztlich floss nicht einmal die Hälfte der versprochenen Summen. Wenn man bedenkt, dass die zugesicherten Leistungen gerade einmal 5 Prozent der Ausgaben, die die amerikanische Regierung in die Verteidigung investiert, beziehungsweise 2 Prozent der Summe, die die britische Regierung zur Abwendung der Bankenkrise 2009 aufgebracht hat, entspricht, wird deutlich, warum die Armutsbekämpfung kaum voranschreitet. Wenn wohlhabende Länder nicht über den finanziellen Spielraum verfügen, vergleichsweise geringe Summen wie die geforderte bereitzustellen, ist offensichtlich, warum ambitionierte internationale Bemühungen um die Armutsbekämpfung wenig erfolgreich sind.
    Der Reichtum auf der Welt ist gewaltig, aber extrem ungleich verteilt. Darin liegt die Ursache für Armut in einzelnen Ländern und weltweit. Was internationalen Organisationen für Umverteilung zur Verfügung gestellt wird, sind vergleichsweise läppische Beträge. So gab die amerikanische Regierung für die Rettung ihrer Banken Billionen Dollar aus – das Zigfache des gesamten Bruttosozialprodukts Afrikas! Damit soll nicht gesagt sein, dass die
US-Regierung das Geld nach Afrika hätte schicken sollen (was aber vielleicht besser gewesen wäre). Es zeigt nur, dass Regierungen unfassbare Summen zum Schutz nationaler Interessen aufbringen können, sich aber enorm schwertun, ihren Wählern eine kleine uneigennützige
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