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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht
Autoren: Amanda Carlson
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bereits die ganze Welt, dass ich der einzige weibliche Werwolf auf weiter Flur war. Ideal war das nicht gerade, aber mich fragte ja sowieso keiner.
    Einen Sekundenbruchteil nach dieser Antwort waren meine Fingernägel widernatürlich spitz und lang geworden. »Was weißt du über mich?« Drohend näherte ich mich Drakes Cousin und atmete seinen widerlichen Gestank ein. Der Gedanke, dass dieser Schwachkopf mehr über mich wusste als ich selbst, stellte mein Mitgefühl für ihn in jeder Hinsicht auf eine harte Probe. »Kobold, du hast drei Sekunden, ehe meine Wölfin das Ruder übernimmt. Und ich garantiere dir, dass dir nicht gefallen wird, was sie dir zu sagen hat.« In meinem Bewusstsein knurrte sie Zustimmung, und ich ahmte um des Effekts willen den Laut nach.
    Anstatt mir zu antworten, warf sich der Kobold mir entgegen und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien. Seine plötzliche Gegenwehr erwischte mich unvorbereitet. Um das Gleichgewicht zu behalten, war ich gezwungen, einen Ausfallschritt nach hinten zu machen. Trotzdem hielt ich den Kerl nach wie vor fest.Er hatte nicht genug Kraft, und meine Arme waren bereits zu Schmiedehämmern geworden, die mit eiserner Faust darauf warteten, auf den schmierigen, verfilzten Schopf des Kobolds niederzufahren. »Mir reicht’s jetzt, du Depp von einem Dämon!« Noch einmal schüttelte ich ihn ordentlich durch. »Du machst jetzt das Maul auf, ob du willst oder nicht!« Um meiner Aufforderung mehr Nachdruck zu verleihen, grub ich meine Nägel in seinen Hals. »Du kannst jetzt gleich damit rausrücken, oder du wartest, bis du meinem Alpha gegenüberstehst. Und der hat sehr viel weniger Geduld als ich.«
    »Du wirst nicht über uns herrschen   … Dreckstück!«, spie er mir entgegen. Aus seinen Halswunden sickerte Blut. »Wir sind mächtiger als du. Wir werden nie vor dir kuschen. Eine Abscheulichkeit wie du kann uns nichts anhaben!«
    Herrschen? »Wovon zum Henker redest du?« Er sprach ganz offenkundig nicht von der Herrschaft über die Menschheit. Als meine Augen plötzlich in einem bedrohlichen Violett erglühten, zuckte er erschrocken zurück. »Sperr jetzt mal die Ohren auf und hör mir genau zu: Ich will nichts mit euch Dämonen zu tun haben, mit eurer ganzen Art nicht! Jetzt nicht und auch nicht in Zukunft! Über euch zu herrschen, würde mir nichts bringen: Ich bin eine Wölfin, und Dämonen leben in der Unterwelt.« Einem Ort, den niemand, der noch alle Sinne beisammen hatte, freiwillig aufsuchen würde. »Und glaub mir, Kobold, was das angeht, ändere ich meine Meinung nicht. Es gibt nichts an deiner Art, was mich reizen könnte, nähere Bekanntschaft mit euch zu machen.« Stinkende, ungewaschene Schwachköpfe, allesamt.
    Er öffnete den Mund. Seine fleckigen Zähne und sein metallisch stinkender Atem waren für mich gleich in mehrfacher Hinsicht kaum zu ertragen. »Wir strecken dich nieder, ehe du auch nur einen Fuß in die Nähe des Throns von Astaroth setzen kannst! Die Prophezeiung wird sich nicht erfüllen, niemals! Denn du wirst schon bald tot sein«, höhnte er, obwohl er kaum Luftbekam. »Du wirst die Macht der Unterwelt nicht brechen. Wir kommen   …«
    Ein Faustschlag gegen die Schläfe, und er sank zu Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte. »Ach ja? Bitte schön. Du wirst dich hinten anstellen müssen, Kumpel, denn hier scheint jeder irgendwas von mir zu wollen, und ich bin sowieso schon spät dran.«
    Ich öffnete den Wagenschlag und verfrachtete den Kobold auf den Rücksitz. Er atmete, aber es würde eine Weile dauern, bis er sich von diesem K.o.-Schlag erholt hatte. Unliebsame Überfälle wurden allmählich zur Gewohnheit, aber wenigstens hatte dieser Angreifer kein geiferndes, mit zehn Zentimeter langen Hauern bestücktes Maul. Ich ließ mich auf den Fahrersitz gleiten.
    Jetzt musste ich nur noch herausfinden, warum jeder Übernatürliche, egal von welcher Art, mehr über mich zu wissen schien als ich.
    »Was hast du gesagt?« Ich sprang so hastig auf, dass mein Stuhl gegen die Wand des Konferenzzimmers krachte. »Wessen Zweite Ankunft ? Und wann   … war die erste ?«
    Devon warf meinem Vater, Callum McClain, einen Blick zu, der Panik verriet. Vielleicht war Panik zu schieben auch angebracht und der Rudelführer der U.S. Northern Territories der rechte Mann, um sich die nötige Unterstützung zu holen. Devon, mein Vater und ich hatten an dem großen Tisch im Konferenzraum meiner Detektei gesessen. Die Hände
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