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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
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14  East 95
th
St.
    10 . April 1950
    Liebe Cecily!
    Und zum Teufel mit dem alten Herrn Martin! Sagen Sie ihm, ich sei so ungebildet, dass ich nie auf eine Hochschule gegangen bin. Ich habe nur zufälligerweise eine Leidenschaft für Bücher, die ich einem Professor aus Cambridge namens Quiller-Couch, bekannt als Q, zu verdanken habe, über den ich in einer Bücherei stolperte, als ich siebzehn war. Und ich sehe ungefähr so elegant aus wie ein Bettler am Broadway. Ich trage nur mottenzerfressene Pullover und Wollmäntel, weil wir hier den ganzen Tag über keine Heizung haben. Es handelt sich um ein braunes, fünfstöckiges Sandsteinhaus, das alle anderen Mieter um neun Uhr morgens verlassen und in das sie nicht vor sechs Uhr abends zurückkehren – warum sollte der Besitzer es für eine kleine Drehbuch-Leserin bzw. -Schreiberin beheizen, die zu Hause in ihrer Erdgeschosswohnung arbeitet?
    Armer Frank! Ich mache es ihm so schwer. Ständig halte ich ihn wegen irgendetwas auf Trab. Ich mache ja nur Spaß, aber ich befürchte, dass er mich ernst nimmt. Ich versuche dauernd, diese typische britische Zurückhaltung zu durchbrechen; wenn er ein Geschwür bekommt, dann meinetwegen.
    Bitte schreiben Sie mir und erzählen mir etwas über London. Ich lebe auf den Tag hin, da ich vom Schiffszug springen und Londons schmutzige Gehsteige unter meinen Füßen spüren werde. Ich möchte hochgehen zum Berkeley Square und die Wimpole Street hinunter und dann in die St. Paul’s Cathedral hineingehen, wo John Donne predigte, und auf der Stufe sitzen, auf der Elisabeth saß, als sie sich weigerte, in den Tower zu gehen … und vieles mehr. Ein Journalist, den ich kenne und der im Krieg in London stationiert war, sagt, Touristen kämen mit fest gefügten Vorstellungen nach England, so dass sie genau das finden, was sie suchen. Ich sagte ihm darauf, dass ich dorthin fahren würde, um das England der englischen Literatur zu suchen, und er antwortete: »Dann wird es da sein.«
     
    Herzliche Grüße
    Helene Hanff

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    20 . September 1950
    Fräulein Helene Hanff
    14  East 95
th
Street
    New York 28 , New York
    USA
     
    Sehr geehrtes, liebes Fräulein Hanff!
    Es ist so lange her, seitdem wir Ihnen das letzte Mal schrieben, und ich hoffe, Sie glauben nicht, dass wir Ihre Wünsche ganz vergessen hätten.
    Wie auch immer: Mittlerweile haben wir die »Oxford Gedicht-Anthologie« am Lager, gedruckt auf Dünndruckpapier, in original blauem Leinen, aus dem Jahr 1905 , mit einer Widmung in Tinte auf dem Vorsatz. Es handelt sich alles in allem um ein gut erhaltenes Exemplar zum Preis von 2  Dollar. Wir dachten, es wäre besser, anzufragen, bevor wir Ihnen das Buch zuschicken, für den Fall, dass Sie bereits eine Ausgabe erworben haben.
    Vor einiger Zeit erkundigten Sie sich nach Newmans »Idea of a University«. Wären Sie an einer Erstausgabe interessiert? Wir haben soeben eine erworben; die Beschreibung lautet wie folgt:
    NEWMAN ( JOHN HENRY D.D. ) Rede über die Möglichkeiten und die Natur der universitären Bildung. Gerichtet an die Katholiken von Dublin. Erstausgabe. Oktavformat Kalbsleder. Dublin 1852 . Wenige Seiten mit geringen Altersspuren und Flecken; insgesamt jedoch ein gut erhaltenes, solide gebundenes Exemplar.
    Preis: 6  Dollar.
    Falls Sie die Bände haben wollen, werden wir sie bis zu Ihrer Antwort für Sie beiseite legen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Frank Doel
    Im Auftrag von MARKS & CO .

14  East 95
th
St.
    25 . September 1950
    … da hat er eine Erstausgabe von Newmans »University« für lumpige sechs Dollar und fragt mich mit Unschuldsmiene, ob ich sie haben wolle!
     
    Lieber Frank!
    Ja, natürlich will ich sie haben, andernfalls könnte ich mir nicht mehr vor die Augen treten. Um Erstausgaben an sich habe ich mich nie geschert, aber eine Erstausgabe von DIESEM Buch …!
    Meine Güte, ich sehe sie förmlich vor mir …
    Bitte schicken Sie mir auch die »Oxford-Gedichte«. Kümmern Sie sich niemals darum, ob ich etwas bereits aufgetrieben haben könnte. Ich sehe mich nirgendwo anders mehr um. Warum sollte ich den ganzen Weg bis zur 17 th Street hinunterlaufen, um schmutzige, schlecht gemachte Bücher zu kaufen, wo ich bei Ihnen saubere, schöne Exemplare kaufen kann, ohne mich von meiner Schreibmaschine fortzubewegen? Von meinem Stuhl aus ist mir London viel näher als die 17 th Street.
    Anbei finden Sie, so Gott will, acht Dollar. Habe ich
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