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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
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Ihnen eigentlich von Brians Gerichtsprozess erzählt? Er kauft Physik-Bücher von einer wissenschaftlichen Buchhandlung in London. Und er ist nicht so schlampig und unorganisiert wie ich, so dass er, nachdem er eine teure Ausgabe gekauft hatte, zur Rockefeller Plaza ging, brav anstand, eine Zahlungsüberweisung bekam und sie telegrafisch auf den Weg brachte oder was man auch immer mit einem solchen Ding tut – er ist ein Geschäftsmann und tut das Richtige.
    Und das Geld ging unterwegs verloren.
     
    Es lebe die Post Ihrer Königlichen Hoheit!
    HH
     
     
    Schicke ein klitzekleines Paket, um die Erstausgabe zu feiern. Overseas Associates haben mir endlich einen Katalog zukommen lassen.

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    2 . Oktober 1950
    Liebe Helene!
    Schon vor Wochen trug ich die beigefügten Fotos mit in den Laden, aber wir hatten so fürchterlich viel zu tun, dass ich keine Gelegenheit hatte, sie Ihnen zu schicken. Sie wurden in Norfolk aufgenommen, wo Doug, mein Mann, bei der Royal Air Force stationiert ist. Keines schmeichelt mir besonders, aber die Kinder sind gut getroffen, und das von Doug allein ist sehr gelungen. Ich hoffe, meine Liebe, dass Sie sich Ihren Wunsch, nach England zu kommen, erfüllen können. Warum sparen Sie nicht Ihre Pennys und kommen im nächsten Sommer? Meine Eltern haben ein Haus in Middlesex und würden sich glücklich schätzen, Sie bei sich aufzunehmen. Megan Wells, die Chefsekretärin, und ich werden im Juli eine Woche Ferien auf der Kanalinsel Jersey machen. Warum begleiten Sie uns nicht einfach und leben dann für den Rest des Monats, ohne viel ausgeben zu müssen, in Middlesex?
    Ben Marks versucht zu lesen, was ich Ihnen schreibe; deshalb muss ich schließen.
     
    Beste Grüße
    Cecily

14  East 95
th
St.
    15 . Oktober 1950
    AUFGEPASST!
    Ich will IHNEN, Frank Doel, nur eines sagen: Wir leben in verkommenen, zerstörerischen und degenerierten Zeiten, wenn eine Buchhandlung – eine BUCHHANDLUNG  – damit anfängt, schöne alte Bücher auseinander zu reißen, um sie als Einpackpapier zu verwenden. Ich sagte zu John Henry, als er ausgewickelt war: »Hätten Sie das für möglich gehalten, Eminenz?«, und er verneinte. Sie haben das Buch mitten in einer großen Schlachtszene auseinander gerissen, und ich weiß nicht einmal, um welchen Krieg es sich handelt.
    Der Newman kam vor knapp einer Woche, und allmählich beginne ich mich zu erholen. Ich beließ ihn die ganze Zeit auf dem Tisch neben mir; ständig hörte ich mit dem Schreiben auf, langte hinüber und berührte ihn. Nicht weil es eine Erstausgabe ist – ich habe niemals zuvor ein so schönes Buch gesehen. Irgendwie fühle ich mich schuldig, es zu besitzen. Das schimmernde Leder, die Goldprägung, die schöne Schrifttype, all das gehört in die kieferngetäfelte Bibliothek eines englischen Landhauses. Gelesen werden muss es bei Kaminfeuer in einem Ledersessel – nicht auf einer Secondhand-Couch eines Einzimmerlochs in einem heruntergekommenen Sandsteinhaus.
    Ich will die Q-Anthologie haben, bin mir aber nicht mehr sicher, was sie kostet, weil ich Ihren letzten Brief verloren habe. Es waren, glaube ich, zwei Dollar, ich lege zwei Dollarnoten bei, wenn ich Ihnen mehr schulde, lassen Sie es mich wissen.
    Warum wickeln Sie die Bücher nicht in Seiten aus dem Vorwort ein, so dass ich zumindest herausfinden kann, wer die Schlacht gewann und welcher Krieg es war?
     
    HH
     
     
    P. S.: Haben Sie Sam Pepys’ Tagebücher da? Ich brauche sie für die langen Winterabende.

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    1 . November 1950
    Fräulein Helene Hanff
    14  East 95
th
Street
    New York 28 , New York
    USA
     
    Liebes Fräulein Hanff!
    Es tut mir Leid, dass sich meine Antwort auf Ihren Brief verzögert hat, doch ich war etwa eine Woche lang nicht in der Stadt und bin nun eifrig dabei, meine Korrespondenz abzuarbeiten.
    Zuallererst machen Sie sich bitte keine Gedanken darüber, dass wir alte Bücher wie Clarendons »Rebellion« als Einpackpapier verwenden. In diesem speziellen Fall handelte es sich um zwei Restexemplare mit abgerissenen Umschlägen, für die uns niemand, der bei Verstand ist, einen Schilling gegeben hätte. Quiller-Couchs Sammelband »The Pilgrim’s Way« ist an Sie als Büchersendung abgegangen. Zu zahlen waren dafür 1 , 85  Dollar, die Ihre zwei Dollar mehr als ausreichend abdecken. Von Pepys’ »Tagebüchern« haben wir
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